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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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ihnen, eine Spiegelung des blauen Lichts am Himmel. Perry sog die kühle Meeresluft in seine Lungen und schmeckte das Salz auf der Zunge. Der Moment war gekommen: Er würde nicht mehr zur Siedlung zurückkehren. Denn er konnte sich nicht länger darauf verlassen, dass es ihm gelang, sich weiter zurückzuhalten und Vale nicht herauszufordern.
    Perry schaute auf seinen Neffen hinab. »Talon …«, setzte er an.
    »Du gehst fort, nicht wahr?«
    »Ich muss.«
    »Nein, musst du gar nicht. Du brauchst ja nicht für immer hierzubleiben. Bloß, bis es mich nicht mehr gibt.«
    Perry sprang auf. »Talon! Sag doch so was nicht.«
    Auch Talon rappelte sich auf. Plötzlich schossen ihm Tränen in die Augen und liefen ihm die Wangen hinab. »Du darfst nicht gehen!«, rief er. »Du darfst nicht gehen!« Sein dunkles Haar wehte ihm ins Gesicht. Seine Mundpartie zitterte vor Wut.
    Eine überraschend rote Farbe blühte am Rand von Perrys Sehvermögen auf. Diese Seite seines Neffen, diesen Zorn, kannte er noch gar nicht. Er musste dafür sorgen, dass Talon sich nicht vollends davon übermannen ließ. »Wenn ich bleibe, wird entweder dein Vater sterben oder ich. Das weißt du doch.«
    »Mein Dad hat versprochen, nicht gegen dich zu kämpfen!«
    Perry erstarrte. »Das hat er versprochen?«
    Hastig wischte Talon sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. »Jetzt versprich du es. Versprich es, und dann wird alles wieder gut.«
    Perry fuhr sich mit den Händen durchs Haar und stellte sich gegen den Wind, sodass er nachdenken konnte, ohne dass Talons Wut ihn selbst erfasste. Hatte Vale dieses Versprechen wirklich gegeben? Das würde erklären, warum er vorhin im Beisein von Talon nichts unternommen hatte. Perry wusste, dass er selbst dieses Gelübde nicht ablegen konnte. Das Bedürfnis, Kriegsherr zu werden, war zu tief in ihm verwurzelt.
    »Talon, ich kann nicht. Ich muss gehen.«
    »Dann hasse ich dich!«, schrie Talon.
    Perry atmete langsam aus. Er wünschte, es wäre so. Denn dann würde es ihm viel leichter fallen fortzugehen.
    »Peregrine!« Wylans Stimme durchschnitt die Luft über der trägen Brandung. Er rannte auf dem festen Sand auf sie zu, seine Mütze in einer Hand, sein Messer in der anderen. »Siedler, Perry! Siedler!«
    Sofort schnappte sich Perry Bogen und Köcher und packte Talons Hand. Der Geruch nackter Angst strömte von Wylan in ihre Richtung und drang Perry schneidend kalt in die Nasenlöcher.
    »Hovercrafts«, keuchte Wylan. »Sie kommen direkt auf uns zu.«
    Perry rannte die Düne hinauf und suchte den Horizont ab. Auf dem am weitesten entfernten Hügel erschien ein blasser Schimmer, und dahinter stieg eine Sandfontäne auf. Unmittelbar darauf tauchte ein weiteres Hovercraft auf.
    »Was ist los, Onkel Perry?«
    Eilig stürmte Perry zurück und schob Talon Wylan in die Arme. »Bring ihn nach Hause! Kürz über den alten Fischerpfad ab. Bleib bei ihm, als wärst du sein Schatten, Wylan. Los, mach schon!«
    Talon entzog sich Wylan. »Nein! Ich bleibe bei dir!«
    »Talon, du tust jetzt, was ich sage!«
    Wylan bekam den Jungen zu fassen, doch Talon wehrte sich und stemmte die Füße in den Sand.
    »Wylan, trag ihn!«, brüllte Perry.
    Durch Talons zusätzliches Gewicht sank Wylan tief in den Sand ein und kam zu langsam voran. Perry rannte auf die Hovercrafts zu und blieb wenige Hundert Schritte vor ihnen stehen. So nah war er den Fluggeräten der Siedler noch nie gekommen. Ihre blauen Oberflächen schimmerten wie das Gehäuse einer Meeresschnecke.
    Talon strampelte und stieß furchtbare, schrille Schreie aus. Doch Perry unterdrückte das Verlangen, umzukehren und zu ihm zu laufen. Als die Hovercrafts näher heransausten, brannte die elektrisch geladene Luft ihm auf den Armen und tief in der Nase. Sie reizten den Äther, forderten seine tückische Seite heraus. Perry kam eine Idee, wie er das zu seinem Vorteil nutzen konnte. Dabei hoffte er nur, dass er seiner eigenen Idee nicht als Erster zum Opfer fallen würde.
    Hastig holte er den Kupferdraht, den er zum Fallenstellen benutzte, aus der Tasche und band ihn rasch um den Schaft eines Pfeiles. Als seine Finger über die stählerne Pfeilspitze strichen, bekam er einen elektrischen Schlag, der ihm den Arm hinaufjagte. Perry legte den Pfeil auf den Bogen. Er hatte nur diesen einen Draht. Diesen einen Schuss. Er zielte hoch in die Luft, damit sein Pfeil weit genug hinaufstieg, um das Luftfahrzeug zu erreichen. Vor seinem inneren Auge stellte er sich den Bogen vor, den der

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