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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Linien durch den Schmutz auf seinen Wangenknochen. Seine Nase war zu lang und hatte am oberen Ende einen Buckel, wo sie wahrscheinlich mehr als nur einmal gebrochen gewesen war. Eine solche Nase hätte zu einem Gladiator gepasst.
    In diesem Moment öffnete er die Augen. Aria erstarrte, als sich ihre Blicke trafen. Er war ein Mensch, das war ihr klar. Aber in seinem glänzenden, starren Blick lag etwas Leeres. Dann drehte er sich wortlos zur Seite und wandte ihr den Rücken zu.
    Aria wartete, bis ihr Herzschlag sich wieder beruhigt hatte. Schließlich zog sie sich die Decke über die Schultern und legte sich hin. Sie behielt das Feuer und den Barbaren im Auge, unschlüssig, was von beiden sie am meisten fürchtete. Wenig später wurden ihre Lider schwer, und sie musste daran denken, wie oft sie sich in letzter Zeit geirrt hatte: Sie würde schlafen.
    Sogar jetzt. Sogar hier.

Peregrine   | Kapitel Vierzehn
    Perry erwachte im Morgengrauen und hegte im Nachhinein Zweifel an der Richtigkeit seiner Vereinbarung mit der Siedlerin. Wie sollte sie die beschwerliche Reise mit den Schnittwunden an ihren Füßen bewältigen? Aber wahrscheinlich hatte sie recht. Er bezweifelte, dass sie die Zeit überleben würde, die er brauchte, um zu Marron und wieder zurück zu gelangen. Aber eines wusste er ganz sicher: Sie brauchte unbedingt Schuhwerk. Er schnappte sich eines der herumliegenden Bücher und riss ungeduldig den Umschlag ab.
    Mit einem Ruck fuhr das Mädchen aus dem Schlaf hoch und stieß dabei einen kleinen, erschrockenen Schrei aus. »Was tust du da? Was ist das? Ist das ein Buch ?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Die Siedlerin berührte das Gerät über ihrem Auge ein paarmal, wobei ihre Finger flattrige, unsichere Bewegungen machten.
    Perry schaute weg. Dieses durchsichtige Augendings war widerwärtig. Ein Parasit. Und es erinnerte ihn zu sehr an die Männer, die Talon entführt hatten. Er machte sich wieder an die Arbeit und riss auch den anderen Lederumschlag ab. Dann nahm er seinen Beutel, kniete sich vor sie, hob ihren Fuß an und nahm den Verband ab. »Die Wunde verheilt gut«, stellte er fest.
    Erschrocken schnappte das Mädchen nach Luft. »Lass mich los. Fass mich nicht an!«
    Der kalte Geruch von Angst wehte ihm entgegen, blau flackernd am Rand seines Sichtfeldes. »Sachte, Maulwurf«, sagte er und ließ ihren Fuß los. »Wir haben eine Vereinbarung: Wenn du mir hilfst, werde ich dir nicht wehtun.«
    »Was machst du da?«, fragte sie und schaute auf die abgerissenen Bucheinbände. Ihre helle Haut war mittlerweile kreidebleich geworden.
    »Ich fertige dir ein Paar Schuhe. Unter den Vorräten sind keine zu finden. Und barfuß kannst du nicht mitkommen.«
    Vorsichtig streckte sie ihm den Fuß entgegen.
    Perry stellte ihn auf den Bucheinband. »Halt ihn möglichst ruhig«, forderte er sie auf, nahm dann Talons Messer und fuhr mit der Klingenspitze um ihren Fuß herum. Dabei achtete er sorgfältig darauf, sie nicht zu berühren, weil das ihre Panik nur erneut entfacht hätte.
    »Du hast nicht zufällig einen Stift oder so etwas?«, fragte sie.
    »Einen Stift? Den hab ich schon vor hundert Jahren verloren.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Außenseiter so lange leben.«
    Perry schaute zu Boden, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. War das ein Witz? Lebten Siedler etwa tatsächlich so lange?
    »Bist du Schuhmacher oder so?«, hakte sie nach einem Moment nach. »Ein Schuster?«
    Glaubte sie etwa, dass er als Schuhmacher nichts Besseres würde zusammenschustern können als diese Lederlappen? »Nein. Ich bin Jäger.«
    »Oh. Das erklärt eine Menge.«
    Perry verstand nicht, was das erklären sollte – außer der Tatsache, dass er jagte.
    »Also … du tötest? Tiere und so etwas?«
    Genervt schloss Perry die Augen. Schließlich lehnte er sich zurück und grinste sie breit an. »Wenn es sich bewegt, töte ich es. Dann nehme ich es aus, häute es und esse es.«
    Das Siedlermädchen schüttelte den Kopf und schaute ihn entsetzt an. »Ich … ich kann einfach nicht glauben, dass du real bist.«
    »Was soll ich denn sonst sein, Maulwurf?«, erwiderte er finster.
    Danach blieb sie eine Weile stumm. In der Zwischenzeit hatte Perry die Umrisse ihrer Füße in das Leder geritzt. Er schnitt die Abdrücke aus und bohrte mit der Klingenspitze Löcher in den Einband. Dabei ging er so rasch vor, wie er nur konnte: Aus dieser Nähe bereitete ihm der Geruch der Siedlerin regelrecht Übelkeit.
    »Ich heiße Aria.« Sie wartete darauf,

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