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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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stärker. Wir konnten nie so recht sagen, wer von den beiden die bessere Nase hat.«
    »Was ist mit ihr passiert, Roar?«
    »Sie ist mit jemandem verlobt worden. Mit jemand anderem als mir.«
    »Oh.« Roar war also in Perrys Schwester verliebt. Aria knabberte an ihrer Unterlippe und schmeckte die Süße des Lusters. Einerseits wollte sie nicht aufdringlich sein und zu viele Fragen stellen. Andererseits interessierte es sie schon. Und Roar schien es nichts auszumachen. »Warum nicht mit dir?«
    »Liv ist eine starke Witterin. Sie ist zu wertvoll …« Roar starrte auf die Flasche in seiner Hand, als suche er nach der richtigen Erklärung. »Blut ist unsere Währung. Als Sinnesträger geben wir die begabtesten Jäger und Krieger ab. Wir belauschen Angriffspläne und spüren Veränderungen im Äther. Kriegsherren umgeben sich mit Leuten wie Perry, Liv und mir. Wenn es an die Paarung geht, wählen sie die stärksten ihrer Art aus. Andernfalls riskieren sie es, ihren extremen Sinn zu verlieren. Manche sagen, sie riskieren sogar noch mehr.«
    Irgendwie bereitete es Aria Schwierigkeiten, wie beiläufig er Paarung gesagt hatte. »Könnte ein Kind mit verschiedenen Eltern denn nicht zwei extreme Sinne bekommen? Ist genau das bei Perry passiert?«
    »Ja. Aber es kommt selten vor. Perry ist … eine große Seltenheit.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Seine Eltern erwähnst du lieber nicht.«
    Aria schob die Hände in die Ärmel ihres Mantels und grub die Finger in den Pelz. Was war mit Perrys Eltern passiert? »Als Witterin muss Liv also einen Witterer heiraten?«, fragte sie stattdessen.
    »Ja. Das wird zumindest erwartet.« Roar rutschte ein wenig hin und her, bis er bequemer saß. »Vor sieben Monaten hat Vale sie Sable, dem Kriegsherrn der Hörner, versprochen. Das ist ein großer Stamm im Norden. Eiskalte Menschen, und Sable selbst ist der kälteste von ihnen. Im Austausch für Liv sollte Vale Lebensmittel für die Tiden bekommen. Die zweite Hälfte werden sie möglicherweise nie erhalten.«
    »Weil Liv nicht zu den Hörnern gegangen ist.«
    »Genau. Liv hat sich davongeschlichen. In der Nacht, bevor wir das Herrschaftsgebiet der Hörner erreicht hätten, ist sie einfach verschwunden. Das war genau das, was auch ich mit ihr vorhatte. Ich hatte bereits den ganzen Weg dorthin darüber nachgedacht. Aber bevor ich sie fragen konnte, ist sie verschwunden.« Roar schwieg einen Moment und räusperte sich dann. »Seitdem suche ich sie. Vor ein paar Wochen hätte ich sie beinahe gefunden: Ich habe Händler von einem Mädchen erzählen hören, das besser Wild jagen kann als jeder Mann. Sie waren ihr in Lone Tree begegnet. Ich bin sicher, dass es dabei um Liv ging. Olivia ist niemand, den man so leicht vergisst.«
    »Wieso?«
    »Sie ist groß, kaum kleiner als ich. Und sie hat das gleiche Haar wie Perry, nur länger. Das allein reicht schon, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie hat so eine Eigenschaft … Man schaut sie schon deswegen an, weil sie so faszinierend ist.«
    »Die beiden scheinen einander sehr zu ähneln.« Aria konnte nicht fassen, dass sie das jetzt laut ausgesprochen hatte. Es musste am Luster liegen, der ihr die Zunge gelöst hatte.
    Roars weiße Zähne leuchteten im Dunkeln. »Das sind sie, aber glücklicherweise nicht in jeder Hinsicht.«
    »Bist du nach Lone Tree gereist?«
    »Natürlich. Aber als ich dort ankam, war sie längst weg.«
    Aria ließ leise den Atem aus ihren Lungen entweichen. Obwohl Roar ihr leidtat, hatte sie genau das jetzt gebraucht: eine Pause für Geist und Körper. Eine Gelegenheit, für kurze Zeit zu vergessen, dass sie das Smarteye reparieren lassen und Kontakt mit Lumina aufnehmen musste. Sie spürte das Verlangen, Roars Hand zu nehmen. In den Welten hätte sie das auch getan. Stattdessen vergrub sie die Finger noch tiefer im Pelz ihres Ärmels.
    »Und? Was hast du jetzt vor?«, fragte sie.
    »Was kann ich schon anderes tun, als weiterzusuchen?«

Peregrine   | Kapitel Zwanzig
    Die Tatsache, dass Roar sie jetzt begleitete, veränderte alles. Sie liefen den ganzen Vormittag weiter, denn obwohl Perry keinerlei Spuren der Krähenmänner entdeckt hatte, wusste er, dass sie längst nicht außer Gefahr waren. Es beunruhigte ihn, dass es noch nicht zu einer Konfrontation mit ihnen gekommen war, aber mit Roars Hilfe würden sie schneller zu Marron gelangen. Falls Perrys vom Kiefernduft beeinträchtigtem Geruchssinn irgend­welche Anzeichen von Gefahr entgingen, würde Roar sie

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