Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
aber jetzt streckte sie fordernd die Hand aus. Überraschenderweise protestierte ihre Mutter nicht, sondern gab ihr das Gewünschte und zog sich mit einem seltsamen Lächeln auf die andere Seite des Tisches zurück.
»Habt Ihr uns Unfrieden nach Tyemorn gebracht, James.« Es war eher eine Aussage von Susanna als eine Frage.
»Unwissentlich. Und Euch und Euren Lieben wird nichts geschehen, dafür werde ich sorgen.«
Riona machte sich daran, eine Salbe zu mischen. Vor dem Auftragen reinigte sie die Wunden. Dieser Drummond hatte offensichtlich einen Höllenschlag am Leibe. Nachdem sie die Verletzungen versorgt hatte, stellte sie einen Trank her, der intensiv nach Zwiebeln roch. Ihre Mutter nickte beifällig, als Riona James den Becher reichte.
Er beäugte ihn misstrauisch.
»Ihr werdet feststellen, dass er die Schmerzen stillt«, sagte Riona.
»Die werden auch so vergehen«, meinte er.
»Ja«, stimmte Susanna zu, »aber wenn Ihr das trinkt, dauert es nicht so lange.«
Riona wollte ihn gerade warnen, dass nicht einmal ein erwachsener Mann sich gegen ihre Mutter behaupten könnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, als er ein schwaches Lächeln zustande brachte. Eine Waffe, die sogar Susanna außer Gefecht setzte.
»Dann stellt den Trank wenigstens für alle Fälle an Euer Bett«, riet Riona ihm, die seine Abneigung nachfühlen konnte. Sie erinnerte sich mit Grausen daran, als Kind genötigt worden zu sein, die Mixtur zu trinken.
»Ihr müsst ruhen.« Susanna kam um den Tisch herum und sammelte die Zutaten ein, die Riona verwendet hatte. »Braucht Ihr Hilfe, James?«
Er stand auf und hielt sich an der Tischkante fest. Sein Stolz hielt ihn aufrecht, dachte Riona. Oder eine Rossnatur.
»Ich komme allein zurecht. Danke für Eure Fürsorge.« Er warf Riona einen flüchtigen Blick zu und wünschte eine gute Nacht.
Aber damit war sie nicht zufrieden. »Schlaft wohl, James.«
Diesmal verweilte sein Blick länger bei ihr. »Gleichfalls«, sagte er mit seiner sonoren Stimme.
Die Anwesenheit ihrer Mutter verlieh ihr die Kraft, sich abzuwenden.
Das Turmzimmer mit der hohen Decke und dem Holzwerk um die Fenster zeugte von Susannas Gastlichkeit: Die Kommode zierte eine Vase mit frischen Blumen, auf dem Tischchen neben dem Bett standen ein Krug mit Apfelwein und zwei Kristallgläser. Abigail hatte James’ Bett aufgedeckt und die Kissen aufgeschüttelt, und auf dem Schreibtisch lockten das kristallene Tintenfass und frisch gespitzte Federkiele.
James hatte gehofft, dass Rory schliefe. Dem war zwar so, aber als er im Licht des Mondes eine Kerze anzündete, wachte der Junge auf. Nachdem er ein paarmal geblinzelt hatte, stemmte er sich auf einen Ellbogen hoch und starrte James mit großen Augen an.
»Habe ich eine Schlägerei verpasst?«
»Das hast du in der Tat.« James setzte den Kristallschirm auf den Kerzenleuchter und stellte ihn auf den Schreibtisch.
»Es geschieht nicht oft, dass man einen MacRae mit einem zerschlagenen Gesicht zu sehen bekommt«, sagte Rory andächtig. »Wer war das?«
»Drummond.« Da ihn das Sprechen schmerzte, schilderte James den Vorfall in knappen Worten. Dann setzte er sich an den Schreibtisch. »Aber wenigstens weiß ich jetzt, wer auf uns geschossen hat.«
Rory setzte sich auf. »Willst du ihn fangen? Dann komme ich mit.«
»Jetzt, im Dunkeln, würden wir ihn nicht finden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es könnte sein, dass er nicht weit kommt. Ich habe ihn ziemlich schwer verwundet.« Im Geist fühlte er wieder seinen Dolch in den Körper des Mannes dringen. »Ich werde morgen früh im Dorf nachforschen, ob sich dort ein Fremder herumtreibt.«
»Ich hoffe, du hast ihn getötet.«
James unterdrückte ein Lächeln. Die Mordlust in den Augen des Jungen entsprang glühender Loyalität. »Ich möchte lieber herausfinden, warum er mich so sehr hasst, dass er zweimal versucht hat, mich umzubringen.«
»Wegen seines Lairds natürlich«, sagte Rory.
»Das würde ich glauben, wenn einer der Drummond-Männer Bedauern ob Magnus’ Tod hätte erkennen lassen.« James griff zur Feder. »Ich möchte, dass du für mich nach Gilmuir reitest.« Er würde dem Jungen einen Brief an Alisdair mitgeben, in dem er seinem Bruder von den beiden Drummond-Attacken berichtete und ihn ermahnte, auf der Hut zu sein.
»Darf ich zurückkommen?«
Sehnsucht schwang in der Frage mit, zweifellos ob des Mangels an jungen Mädchen auf Gilmuir.
»Ja, Rory. Es wäre doch ein Jammer, wenn du
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