Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
sich lieber selbst darum, als es anderen zu überlassen.
»Ihr wolltet mich sehen?«, fragte Riona leise.
»Ja.«
James beendete seine Arbeit und streckte den Arm an ihr vorbei aus, um den Striegel auf ein Bord zu legen. Riona konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, ihn zu berühren, um zu spüren, wie sein Brustkorb sich hob und senkte. Sie wollte mit dem Finger an seinem Kinn entlangstreichen, die Konturen seiner Lippen nachzeichnen. So tun, als gehörte er ihr.
Liebster James.
Ein Freund? Ja. Ein Kamerad? Auch das. Ein Geliebter? Niemals. Aber wünschen durfte sie es sich doch, oder? Mrs Parker war über ihr Benehmen in Edinburgh entsetzt gewesen. Was würde die Engländerin wohl von ihr halten, wenn sie wüsste, was ihr durch den Kopf ging?
Merkwürdigerweise kümmerte es Riona nicht.
Was hatte sie beschäftigt, bevor er nach Tyemorn Manor kam? Was hatte sie sich gewünscht, bevor sie ihm zum ersten Mal in die Augen sah? Wie sollte sie ohne ihn leben? Wer würde so bereitwillig ihre Fragen beantworten? Oder sich ihre Gedanken anhören? Oder verstehen, warum sie Tyemorn liebte? Wer würde sie anlächeln, dass ihr Herz zu hämmern begann und ihre Hände feucht wurden?
Niemand.
Sicher würden sie sich irgendwann wiedersehen und sich wie Freunde unterhalten, aber dann wäre sie durch Heirat gebunden. Nie wieder würde sie die Freiheit haben, alles auszusprechen, was sie dachte.
Er schaute sie an. Wenn er nur nicht so faszinierende Augen hätte.
Seltsamerweise kam er ihr jetzt viel imposanter vor als zu Anfang. Größer. Kräftiger.
James legte einen Finger an ihre Wange. Die leichte Berührung ging ihr durch und durch, und sie musste alle Beherrschung aufbieten, um nicht ihre Hand auf seine zu legen.
»Ich will meine Bezahlung.« Auch seine Stimme schien sich verändert zu haben, so dass sogar sein Flüstern sonor klang. Und Riona nahm auf einmal wieder den Akzent wahr, der ihr so vertraut geworden war, dass sie ihn nicht mehr gehört hatte. Vielleicht wollte Gott ihr die Unterschiede zwischen ihnen vor Augen führen, damit sie zur Besinnung käme. Verlorene Liebesmüh.
»Eure Bezahlung?«, echote sie. Er hatte es also doch nicht vergessen.
»Dafür, dass ich Euch die Eier geholt habe. Wir wurden heute Morgen durch die Köchin gestört.«
Riona fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und senkte den Blick. »Ihr solltet wirklich nicht so reden, James.«
Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es an, bis er ihr in die Augen schauen konnte, und lächelte. »Ich will meinen Kuss, Riona.«
»Ihr seid entschlossen, mich in Eure Eroberungen einzureihen, ja?«
»Vielleicht bin ja ich es, der erobert wurde«, sagte er.
Sie schaute ihn zweifelnd an. »Euer Ansinnen ist in höchstem Maße unziemlich.«
Er schwieg.
»Wenn Ihr mich küsst, kann ich nicht mehr klar denken, und es ist, als wäre mir schwindlig.«
»Genau so soll es sich auch anfühlen.«
»Ach ja? Das habe ich noch nie gehört. Nicht einmal in Edinburgh.«
»Vielleicht wissen die Männer in Edinburgh nicht, wie man küsst«, neckte er sie.
Sie musste lächeln. »Ihr meint, dass nur die MacRaes diese Kunstfertigkeit besitzen?«
»Das wäre möglich. Allerdings hatte ich noch keine Gelegenheit, es zu beweisen.« Er zwinkerte ihr zu.
Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen, schürzte die Lippen und wartete.
Rory hatte Riona die Nachricht überbracht und sie in den Stall gehen sehen. Was er sah, machte ihn grinsen. Er war also nicht der Einzige, der von einer Frau verrückt gemacht wurde. James hatte offenbar auch seine Probleme.
Ob die anderen wohl ebenfalls wussten, was zwischen diesen beiden vorging? Für ihn war es so deutlich sichtbar wie die Sommersprossen auf seiner Nase, aber er war im Vorteil, weil er miterlebt hatte, wie Alisdair sich verliebte und auf sonderbare Weise veränderte.
Auf halbem Weg zur Käserei, wo er etwas für Susanna holen sollte, blickte er zufällig nach rechts und blieb stirnrunzelnd stehen.
Er kannte inzwischen so gut wie jeden Mann auf Tyemorn, aber diesen, der da vornübergebeugt und unsicheren Schrittes auf ihn zukam, hatte er noch nie gesehen. Er folgte ihm mit den Augen und sah, wie der Mann die lange Holzstange vor der Stalltür ergriff, in die Halterungen legte und James und Riona somit einsperrte.
Rory rief den Mann an, aber der reagierte nicht, nahm die Laterne von dem Haken an der Wand und verschwand um die Ecke.
Als Rory ihm nachging, sah er zu seinem Schrecken, wie der
Weitere Kostenlose Bücher