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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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Sackgasse geraten, aber als sie tiefer in den Schacht flog, stellte sie fest, dass er gar keinen Boden hatte. Stattdessen schwebte sie plötzlich hoch im Himmel überm achten Höllenkreis.
    Immer noch in Rabengestalt, segelte sie niedrig am Ufer eines faulig braunen Flusses entlang. Dicke Blasen blubberten an der Oberfläche und entließen Flammen in die verrauchte Luft. Der entsetzliche Gestank hinterließ einen ekligen Geschmack hinten in ihrem Rachen. Woraus der Fluss bestand, war eindeutig: aus dickflüssigen, kochenden Exkrementen.
    Das Ufer war nichts weiter als ein schmaler Streifen felsigen Grunds, der in eine steile Klippe überging, deren Gipfel nicht zu sehen war. Aus den tiefhängenden Wolken wehte heißer Wind, der jeden Atemzug qualvoll machte. Doch ihre Pein war nichts verglichen mit jener der Toten, die in dem ekligen Fluss trieben.
    Die Verdammten kämpften gegen die Strömung. Nachdem sie noch ein Stück geflogen war, begriff Artemis, was sie so verzweifelt meiden wollten. Hier wurde der Fluss breiter und schlängelte sich flach um scharfkantige Felsen, die über und über voller zerschmetterter Leiber waren. Die Toten schrien und reckten die Arme, mit denen sie sich doch nicht gegen die Angriffe der Wesen schützen konnten, die wie Vögel aussahen, jedoch wie das pure Böse klangen.
    Furien. Fiese fliegende Dämonen. Und sie hatten Artemis bereits bemerkt.
    Eine schoss in ihre Richtung, wobei ihr spitzer Schwanz wie eine Peitsche knallte. Das wiederum lockte andere herbei, die sich mit rotglühenden Augen und bluttriefenden Schnäbeln näherten.
    Artemis dankte den Göttern, dass sie nicht angriffen. Es schien eine unsichtbare Linie zu geben, über die sie nicht hinausflogen. In dem Moment, in dem Artemis sie überquerte, würden die Biester sie zweifellos in Stücke zerfetzen.
    Ihre Flügel wurden allmählich müde, und sie flatterte ans Ufer, wo sich so weit weg vom stinkenden Fluss hinhockte, wie sie irgend konnte, und überlegte. Der Durchgang zum tiefsten Höllenkreis befand sich gewiss im Furienterritorium. Also musste sie an ihnen vorbei. Sie dachte angestrengt nach, erwog mindestens ein Dutzend Möglichkeiten und verwarf sie sämtlichst wieder.
    Und dann erschien ein kleiner Dämon neben ihr. Zuerst konnte sie gar nichts anderes tun, als die Kreatur anzustarren. Wäre Artemis in menschlicher Gestalt, ginge ihr der Dämon höchstens bis zum Knie. Er hatte etwas von einem Wichtelmännchen oder einem Wassergeist, nur dass er kahl war, Schuppen statt Haut hatte und einen dünnen Rattenschwanz besaß, der nicht aufhörte, sich zu bewegen.
    Auf einmal dämmerte es ihr. Sie öffnete den Schnabel. Zwar klang ihre Vogelstimme krächzig, aber die menschlichen Worte waren kein Problem. »Du warst in Shadowhaven. Du bist einer von Malachis Bediensteten.«
    »Bedienstete?«, höhnte der Dämon. »Pah! Sklave wohl eher. Leibeigener.« Er winkte zum Fluss. »Na, wenigstens bin ich nicht so übel dran wie die Idioten. Passend, wie?«
    »Was?«
    »Weißt du, wer hier landet? Verführer, Hochstapler, Politiker und Bigamisten.« Er grinste. »Werbeleute auch. Allesamt Experten darin, anderen Mist unterzujubeln. Und jetzt ertrinken sie in ihrem eigenen Dreck.«
    »Arme Narren.«
    »Spar dir dein Mitleid mit denen. Die würden dich sofort mit in den Dreck ziehen, wenn sie könnten. Willst du meinen Rat hören? Folge dem obersten Höllengebot. Pass auf dich selbst auf. Das machen alle anderen auch.«
    Artemis plusterte ihre Flügel auf. »Und warum bist du dann hier und gibst mir Ratschläge?«
    Der Dämon verzog das Gesicht. »Mir bleibt ja wohl nix anderes übrig, oder? Wenn Malachi sagt ›spring‹, frage ich ›wie hoch?‹ Er sagt, ›hilf der Hexe, in den neunten Kreis zu kommen‹, und ich muss das machen. So eklig es auch ist.«
    »Malachi hat dich geschickt?«
    »Hab ich doch gerade gesagt, oder etwa nicht? Verflucht, ihr Menschen seid so schwer von Kapee.«
    »Und er will, dass du mir hilfst.«
    Der Dämon verschränkte die kleinen plumpen Arme vor der Brust.
    »Schon gut, schon gut«, murmelte Artemis. Sie vermutete, dass sie im Moment für jede Hilfe dankbar sein sollte. »Hast du einen Namen?«
    Der kleine Wicht seufzte. »Verflucht, ja, Malachi nennt mich Angel.«
    »Das ist ein Scherz.«
    »Ja, Malachi hat einen ziemlich verdrehten Sinn für Humor. Also, willst du jetzt Hilfe oder nicht?«
    »Ja, will ich. Kannst du mich flussabwärts bringen?«
    »Kann ich, aber da willst du nicht

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