Gebieterin der Finsternis
unsterbliche Seele. Lebensessenz drang aus seinen Poren und tauchte seine Haut in einen fluoreszierenden Schimmer. Malachi streckte eine Hand aus, und Macs Körper schwebte. Die Dämonenaugen leuchteten auf, als er seine Lippen auf Macs Haut presste und das weiße Licht aufsog.
Der Ekel fraß sich in Macs Herz und in seine Seele. »Da stehst du richtig drauf, was?«
»Oh ja. Menschliche Seelennot ist angenehm und die Sidhe-Seele deiner Schwester noch besser, aber eine unsterbliche? Kein Vergleich.«
Malachi beugte sich erneut vor und trank mehr. Jeder Schluck war eine solche Qual, dass Mac die Sicht schwand. Als der Dämon schließlich aufhörte, fühlte er kaum noch, wie er auf den Boden zurückfiel.
Malachi torkelte wie ein Betrunkener. »Oh ja.« Seufzend schloss er die Augen, während er einen Sessel herbeizauberte und genüsslich in die Kissen sank. »Oh ja …«
Das gesättigte Stöhnen hielt an. Mac wurde fast übel, denn die Todesmagie attackierte seine Lebensessenz. Wie hatte er glauben können, dass ihn solche Magie stark machte? Hekate hatte ihn hereingelegt. Die Todesmagie anzunehmen mochte Mac vorübergehend Kraft verliehen haben, doch währenddessen blutete sie seine Seele aus. Nein, die Finsternis in sich zu akzeptieren hatte ihn alles andere als stark gemacht. Vielmehr schwächte sie seine wahre Stärke, die Lebensmagie. Das Böse war etwas, das man bekämpfte, und nichts, mit dem man sich anfreundete.
Und jetzt, wegen seiner Dummheit, war er in endloser Verzweiflung gefangen, endlosem Tod. Denn seine Lebensmagie war nutzlos, und der Gedanke, Todesmagie zu wirken, verursachte ihm Seelenqualen.
»Na? Sind wir jetzt nicht mehr so vorlaut?« Malachi hatte die Augen noch geschlossen und lächelte zufrieden. Sein Atem wurde langsamer und tiefer.
Plötzlich nahm Mac eine Bewegung wahr und hob den Kopf. Leanna. Sie hatte sich hingehockt, die Arme um ihre Knie geschlungen, und starrte ihn an.
»Du bist es wirklich«, hauchte sie.
»Ja.«
Er richtete sich zum Sitzen auf. Seine Schwester rutschte näher, wobei sie möglichst weiten Abstand zum Dämon hielt. In ihrem eingefallenen Gesicht waren lediglich Spuren ihrer früheren Schönheit und Jugend zu erkennen. Ein Jahr in der Hölle hatte sie beträchtlich altern lassen.
Doch ihr Blick war fest und klar.
Sie rückte zu ihm. Auch Mac bewegte sich, weg von Malachi. Beide trafen sich an der Stelle, die am weitesten vom schlafenden Dämon entfernt war. Wortlos zog Mac sein T-Shirt aus und gab es seiner Schwester. Es war reichlich ramponiert, aber besser als gar nichts. Sie wurde rot, als sie es nahm und sich überstreifte. Nun war sie bis zu den Oberschenkeln bedeckt.
»Er hat zu viel von dir genommen«, sagte sie leise. »Das macht er immer. Hinterher ist er so besoffen, dass er nicht mehr stehen kann. Jetzt schläft er eine ganze Zeit.« Sie berührte Macs Hand, als müsste sie sich vergewissern, dass er real war. »Bist du hergekommen, um mich zu holen? Warum? Woher hast du gewusst, dass ich bei Malachi bin?«
Mac schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht deinetwegen hergekommen, Leanna. Ich … wusste nicht, was nach Culsus Vernichtung mit dir passiert ist. Ich wollte aus einem anderen Grund in die Hölle. Und dass ich hier überlebe, liegt daran, dass meine Seele nicht mehr rein ist. In der Schlacht gegen Culsu habe ich Todesmagie abgekriegt.«
Leanna senkte den Blick auf ihre verschränkten Arme. »Verstehe.«
»Leanna, sieh mich an.« Als sie es nicht tat, hob er behutsam ihr Kinn. »Leanna, auch wenn ich nicht mit der Absicht hier bin, nach dir zu suchen, schwöre ich dir, ich hole dich raus.«
Eine Träne glänzte auf ihrer Wange. »Das verdiene ich ganz bestimmt nicht, Mac. Aber wenigstens kann ich dir sagen, dass es mir leidtut, alles, was ich dir angetan habe und Kalen und Christine. Ich habe es bitterlichst bereut, dass ich ihnen nicht sagen konnte, wie sehr ich mich dafür schäme.«
Alte Schuldgefühle meldeten sich. »Es wäre anders geworden, hätte ich dich aufgenommen, als du geboren warst. Ich hätte mich um dich kümmern sollen, nachdem Niniane dich weggeworfen hatte.«
»Wie konntest du? Du wusstest ja nicht mal, dass ich existiere. Und bis du von mir erfahren hast, hasste ich dich schon. Ich hätte dir gar nicht erlaubt, für mich zu sorgen.«
»Trotzdem wollte ich es und will es noch. Lass mich dir helfen. Ich besitze Todesmagie, Leanna, wie du auch. Vielleicht kann keiner von uns allein gegen Malachi antreten, aber wir
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