Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
Vom Netzwerk:
hin.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Er zeigte mit dem Schwanz zum anderen Ufer. »Du willst rüber.«
    Genau an den Furien vorbei. »Wie?«
    Er musterte sie von oben bis unten. »Fliegen schon mal nicht. Die Furien reißen dich in Stücke. Das dauert keine Sekunde.«
    »Willst du mir erzählen, ich soll rüber
schwimmen?
«
    »Nee, das überlebst du auch nicht.«
    »Gibt es ein Boot?«
    Angel kratzte sich unter der Achsel. »Nee, kein Boot.«
    Allmählich war Artemis’ Geduld aufgebraucht. »Wie denn?«
    Der kleine Dämon grinste. »Ich dachte schon, du fragst nie! Du musst von Fels zu Fels springen. In deiner Vogelverkleidung wird das nicht weiter schwierig sein.«
    »Aber … da hängen überall Tote an den Felsen, und die Furien attackieren sie. Die lassen mich doch nicht einfach vorbei.«
    »Tja, na ja, ein paar Kratzer fängst du dir schon, doch einen anderen Weg gibt’s nicht. Halt den Kopf schön unten und lass dir nicht die Augen aushacken. Das wäre richtig doof.«
    Götter!
»Und wenn ich drüben bin? Wie geht es weiter?«
    »In dem Felsen drüben ist eine Höhle, eigentlich eher ein Tunnel. Den findest du leicht. Und er führt zur neunten Ebene, dem Sumpf der Verräter.« Er grinste. »Bereit?«
    Nicht annähernd.
Sie schlug mit einem Flugel. »Geh du vor.«
    »Ach so, nee, ich komm nicht mit.«
    »Was? Ich denke, Malachi hat dir gesagt, du sollst mich hinbringen?«
    »Nein. Er hat gesagt, ich soll dir helfen. Was ich hiermit getan habe. Ich halte dir doch nicht bis drüben die Hand. Was bin ich denn? Ein bescheuertes Kindermädchen?«
    »Na gut. Dann verrate mir, wo ich am besten starte.«
    »Dort.« Mit dem Schwanz zeigte er auf einen flachen Felsen nahe dem Ufer. Drei geschundene Tote klammerten sich daran. »Keine schnellen Bewegungen. Die Furien reagieren am ehesten auf alles, was sich bewegt. Sind eben nicht unbedingt die schlauesten Kreaturen. Aber sei vorsichtig«, fügte er hinzu. »Die Verdammten sind längst nicht alle Idioten.«
    Mit diesen Worten verschwand der kleine Dämon.
    Artemis blinzelte zu der Stelle, an der er gestanden hatte, doch alles, was von ihm übriggeblieben war, war eine Rauchfahne. Kopfschüttelnd machte sie sich auf den Weg zum Ufer. Ihre Vogelkrallen glitschten auf dem schlammbedeckten Fels. Angel hatte recht: Solange sie sich im Schneckentempo bewegte, achteten die Furien nicht auf sie.
    Zielstrebig näherte sie sich dem blubbernden Fluss. Der flache Felsen war zu weit vom Ufer, als dass ein Mensch hätte hinspringen können. Hingegen würde für sie ein Flügelschlag reichen. Sie zögerte. So viel zu »keine schnellen Bewegungen«.
    Warten hatte allerdings auch keinen Sinn. Also breitete sie die Flügel aus und sprang.
    Eine Furie in der Luft kreischte. Artemis kauerte regungslos auf dem Felsen, bis der Flugdämon sich einem anderen Opfer zuwandte. Erst dann bewegte sie sich quälend langsam weiter zum Rand des Felsens.
    Einer der Toten, der sich an den Stein klammerte, schrie Obszönitäten in ihre Richtung. Sie hielt so viel Abstand zu dem Verdammten, wie sie konnte, und einen Moment später war er damit beschäftigt, eine Furie abzuwehren. Nun hüpfteArtemis auf den nächsten Fels, wo sie in Reichweite einer fauchenden Toten landete. Hastig rollte sie sich beiseite, büßte aber dennoch eine Handvoll Schwanzfedern ein.
    Mit dem ungleichgewichtigen Schwanz waren die Sprünge zum dritten und vierten Stein schwieriger. Inzwischen hatte sie den Fluss zur Hälfte überquert. Zum fünften Stein gelangte sie ohne Zwischenfälle, aber auf dem sechsten landete sie ungeschickt. Prompt wurde eine Furie auf sie aufmerksam, schoss auf Artemis zu und hackte sie mit dem scharfen Schnabel unterhalb der Rippen. Verzweifelt stach Artemis ihr den Rabenschnabel ins eine Dämonenauge. Treffer. Das Ding flog heulend vor Schmerz davon.
    Ihre Wunde brannte scheußlich und umso schlimmer bei den nächsten Sprüngen. Artemis fiel es zusehends schwerer, den Toten auszuweichen, die nach ihr griffen. Verdammte packten nach ihren Beinen, ihren Flügeln, ihrem Hals. Sobald sie sich befreit hatte, hackte sie mit dem Schnabel nach links und rechts und schaffte es sogar, einen Fluch zu krächzen, ehe sie auf den nächsten Felsen flatterte, der zum Glück leer war. Erschöpft duckte sie sich.
    Aus der Furienwunde drang Gift in ihre Seele, das Artemis’ Magie beeinträchtigte. Ihr Gestaltzauber begann sich aufzulösen, und sie musste noch ein ganzes Stück weiter bis zum nächsten Ufer: zwei Felsen, drei

Weitere Kostenlose Bücher