Gebieterin der Finsternis
Fenster!«
Verdammter, verfluchter Mist! Fans auf seinem Rasen. Nein, das war ausgeschlossen. Wie zur Hölle waren die durchs Tor gekommen?
Der Hammer in seinem Schädel legte wieder los, diesmal zwischen seinen Augen.
Er wusste, wie.
Artemis.
»Huhuuu!«, schrie eine hübsche Rothaarige mit enormen Brüsten, die wild zu ihm hinaufwinkte. »Mac! Hi! Darf ich raufkommen?«
Eine Brünette hüpfte aufgeregt neben ihr. »Ich auch, Mac! Ich liebe dich!«
Und die beiden waren nur die Vorhut, wie er feststellte, als er an ihnen vorbeischaute. Das eigentliche Rudel, bestehend aus mindestens zwei Dutzend Mädchen, näherte sich jetzt erst kreischend und quiekend. Auch der schlaksige Photograph fehlte natürlich nicht.
Mist!
Er würde Artemis erwürgen.
Mac bewegte sich eilig vom Fenster weg, lief aus seiner Suite und zur Dienstbotentreppe, die er, drei Stufen auf einmal nehmend, hinunterhechtete. Unterwegs hörte er, wie eine Scheibe zerbrach und Fergus aufgebracht etwas rief. Mit ein bisschen Glück schaffte er es durch den Dienstboteneingang nach draußen, bevor ihn eines der wild gewordenen Hühner fand.
Leider hatte er kein Glück. Die Rothaarige und die Brünette von eben waren offenbar schlauer, als sie aussahen. In dem Moment, in dem er auf den Küchenhof kam, fingen sie ihn ab. Die Dunkelhaarige hob eine Kamera, deren Blitz Mac vorübergehend blendete.
»Oh Mac!«, hauchte ihre Freundin. »Crystal und ich kommen nur zufällig vorbei, und wir dachten …«
Er wich ihrer grabschenden Hand aus. »Wie seid ihr durchs Tor gekommen?«
»Ach das. Na, so ’ne grimmige olle Hexe hat einen kleinen Mann aus Blättern gebastelt. Irgendwer hat gesagt, das ist ’n Golem. Jedenfalls hat das Ding das Tor für sie aufgesprengt.«
Mac stand der Mund offen vor Staunen. Artemis hatte einen Golem zum Leben erweckt? Einen, der mächtig genug war, um seine stärksten Schutzzauber zu sprengen?
Stramme Leistung!
Der Gedanke schlich sich in seinen Kopf, bevor ihm wieder einfiel, was dieselbe Frau mit ihm im Bett gemacht hatte. Das war der endgültige Beweis, dass Artemis Alexandria Black eine Gefahr für die Gesellschaft darstellte. Eine Gefahr, die höchstwahrscheinlich mit seinem Kind schwanger war. Konnte es noch übler kommen?
Ein Schnurren riss ihn in die Gegenwart zurück. Die Rothaarige rieb sich an seiner Brust wie eine rollige Katze.
»Mac.« Ihre Zunge berührte seine Wange, während ihre Hände über seinen Oberkörper wanderten. »Crystal und ich würden dich echt gerne …«
»Äh …«
Crystal presste sich von hinten an ihn. »… besser kennenlernen, Mac.«
»Bedaure, Mädels, denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Ich bin gerade in Eile.« Energisch befreite er sich von den beiden. »Ich sag euch was, Crystal, ja? Schick doch ein paar von den Bildern, die du hier gemacht hast, an meinen Agenten. Ich signier sie für dich.«
Die beiden quiekten wie aufgeregte Ferkel. Unterdessen rannte Mac über den Rasen, im weiten Bogen um die übrigen Fans herum, und schleuderte Ablenkungszauber in deren Richtung. Sein Tor war ein einziger Schrotthaufen: die Eisenstäbe verdreht wie Spaghetti, der Boden darunter kohlrabenschwarz.
Unwillkürlich lief er langsamer. Einfache Golems wurden mittels Todesmagie belebt. Die allein hätte jedoch nicht ausgereicht,um Macs Zauber zu sprengen. Zwar hing der Säuregestank von Todeszauber noch in der Luft, aber der war es nicht, was Macs Puls beschleunigte. Da war auch noch ein frischer Duft – vollkommen harmonisch. Reinste Lebensmagie.
Wieder einmal hatte Artemis’ einzigartige Berührung ein perfektes Gleichgewicht von heller und dunkler Kraft gewirkt, das mächtiger war als der Todeszauber allein. Mac konnte nicht umhin, bewundernd stehen zu bleiben. Das war großartig und auf eine unheimliche Weise verblüffend. Ähnlich dem Orgasmus, den sie ihm beschert hatte. Ähnlich der Faszination, die er einfach nicht leugnen konnte. Die undurchschaubare Hexe überstieg Macs Vorstellungsvermögen bei weitem. Wer zur Hölle
war
sie eigentlich?
Also, ein paar Fakten kannte er. Erstens: Artemis war eine lügende, verschlagene Hexe. Zweitens: Sie war verflucht dreist. Immerhin hatte sie ihm seine Lebensessenz gestohlen – nachdem er sie vor der Strafe für genau dieses Verbrechen bewahrt hatte. Das war unverzeihlich, und dennoch ertappte er sich dabei, wie er sich das Hirn zermarterte, um eine Ausrede für sie zu finden. Denn …
Drittens und viertens: Er mochte sie wirklich, und
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