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Geboren in der Hölle

Geboren in der Hölle

Titel: Geboren in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gegensatz zu Cord Cluny war Johnny kein Schaumacher. Er sah sich auch nicht als schüchtern an, aber als Aufreißer konnte er mit Cluny nicht mithalten.
    Es war ärgerlich, das gab Johnny zu. Er dachte auch daran, daß ihn Sandy eventuell zum Narren gehalten hatte. Das lag durchaus im Bereich des Möglichen.
    Er stand auf und ging. Der Tag kam ihm nicht mehr so warm vor. Die Sonne schien für ihn nicht mehr so hell.
    An diese Szene mußte Johnny denken, als er auf das Grundstück der Clunys eingebogen war. Jetzt lebte Sandy nicht mehr, und er wollte darüber mit Cord sprechen. Seiner Ansicht nach trug er einen Teil der Schuld an ihrer Ermordung, denn er hatte sie stark beeinflußt. Das hatte er auch bei anderen aus seiner Klasse versucht. Die allerdings waren darauf nicht eingegangen. Er hatte sie in seinen Klub holen wollen, der sich der Neue Weg nannte.
    Ein Weg, der bei Sandy mitten ins Verderben geführt hatte. Sie war tot, und sie würde Johnny nie wieder anlächeln können. Ermordet, gezeichnet, denn Johnny hatte genau gehört, was man mit der Leiche getan hatte.
    Er fuhr über das Grundstück auf das Haus der Clunys zu. Das Knattern des Motors kam ihm vor wie Hohngelächter, mit dem der Verlierer bedacht wurde.
    Es war hell. Noch schien die Sonne, doch das Gelände kam ihm düster vor. Bleiche, graue Schatten hatten sich darüber gelegt und ein Netz gewoben.
    Vor der Tür stoppte er und bockte den Roller auf. Abweisen lassen wollte er sich von Cord nicht. Er mußte einfach mit ihm über Sandys Tod sprechen. Er ging davon aus, daß Cord daran nicht unschuldig war.
    Es war von außen nicht zu erkennen, ob überhaupt jemand zu Hause war. Johnny schellte trotzdem, und es wurde ihm auch geöffnet. Nur nicht von Cord. Dessen Vater stand vor ihm.
    Malcolm Cluny war ein hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren und einem glatten Gesicht mit heller Haut, als wollte er sich so dem Aussehen der Toten etwas angleichen.
    »Guten Tag, Mr. Cluny«, grüßte Johnny.
    »Ja, Tag. Wer bist du?«
    »Kann ich Cord sprechen?«
    »Du gehst mit ihm in eine Klasse, nehme ich an?«
    »So ist es.« Er sagte es, obwohl es nicht ganz stimmte.
    Mr. Cluny nickte. »Ja…«, sagte er gedehnt. »Es geht wohl um Sandys Tod.«
    »Genau.«
    »Ich kann es auch nicht fassen. Wer tut so etwas?«
    Johnny zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber ich würde gern mit Cord darüber sprechen. Sie ging in unsere Klasse, und wir müssen ja was tun.«
    »Da hast du recht. Da sollen sich auch die richtigen Leute zusammensetzen. Aber es tut mir leid, Cord ist nicht da.«
    »Oh – schade.«
    »Finde ich auch. Er war geschockt. Er war fertig. Er wollte allein sein und ist losgefahren.«
    »Hoffentlich dreht er nicht durch und tut sich etwas an.«
    »Nein, nein, das glaube ich nicht. Er wollte nur nachdenken.«
    »Kann ich ihn denn telefonisch erreichen?«
    »Nein, sein Handy hat er zurückgelassen. Er wollte in unser Bootshaus fahren.«
    »Wo kann ich das finden?«
    Mr. Cluny überlegte. »Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn du Cord jetzt störst. Schließlich war er mit Sandy sehr befreundet. Die beiden verstanden sich gut und…«
    »Das weiß ich, Mr. Cluny, aber man hat mich bestimmt, um mit Cord zu sprechen.«
    Der Bestatter schaute Johnny an. »Gehörst du auch zu Cords neuer Gruppe?«
    »Nein… ja… wieso…?« Die Frage hatte Conolly junior durcheinandergebracht.
    »Der Neue Weg!«
    Johnny lachte und ärgerte sich, daß es unecht klang. »Ah, das meinen Sie. Wir haben darüber gesprochen.«
    »Nun ja, das wird ja jetzt vorbei sein, denke ich. Okay, ich beschreibe dir den Weg.«
    »Das ist nett, Mr. Cluny.«
    Der Bestatter zeichnete ihm die Strecke sogar auf einem Blatt Papier auf, das Johnny einsteckte. Er hatte es plötzlich sehr eilig. »Soll ich was von Ihnen bestellen, Mr. Cluny?«
    »Nein. Oder ja. Sag ihm, er soll nicht die ganze Nacht in tiefer Trauer verbringen. Das Leben geht weiter. Ich in meinem Beruf kenne mich da gut aus.«
    Für diese zynische Antwort hätte ihn Johnny am liebsten getreten. Er riß sich zusammen und bedankte sich statt dessen.
    Erst als Cluny die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, stieg Johnny auf seinen Roller.
    Im Prinzip wußte er nicht, wie er Cord Clunys Verhalten einschätzen sollte. Positiv auf keinen Fall. Er glaubte nicht, daß sich Cord in die Hütte zurückgezogen hatte, um zu trauern. Bei ihm ging es um etwas anderes. Um den Neuen Weg, den er eingeschlagen hatte und für den er noch

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