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Gebrauchsanweisung für den Gardasee

Gebrauchsanweisung für den Gardasee

Titel: Gebrauchsanweisung für den Gardasee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stephan
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Regionalküche spezialisierte Trattoria, das Al Calmiere. Die gotische Kirche San Zeno ist nicht nur die mit Abstand schönste Veronas, sondern auch außen wie innen eine der schönsten in ganz Italien. Ein Banause, wer sich die nicht genauer angesehen hat, bevor er sich im Al Calmiere der Polenta mit Räucherhecht (con luccio), den mit drei Saucen servierten Bigoli al torchio (das sind aus einem Teig aus Mehl, Butter, Milch und Eiern handgemachte Nudeln, die wie dicke Spaghetti aussehen) oder dem hervorragenden bollito misto zuwendet.
    Zu vernünftigen Preisen gut essen und dabei die entspannte Atmosphäre der vom Touristenstrom weitgehend unberührten piazza Broilo genießen kann man schließlich auch im La Torretta; das sympathische Ristorante liegt an der Etschbrücke Ponte Pietra, und damit gegenüber dem alten Teatro Romano: Wer dort trotz unserer Empfehlung nicht am Anfang seines Verona-Besuchs war, kann das Versäumte nun bei einem kleinen Verdauungsspaziergang nachholen. Damit schließt sich der Kreis hier in Verona – höchste Zeit, um endlich auch den größeren Kreis unserer Genießerfahrt rund um den Gardasee zu vollenden.
 

13. Finale oder
Wo liegt eigentlich das Ende
des Gardasees?
     
 
Endlich zurück am See! Dieses Gefühl der Heimkehr – es übermannt sogar den schreibend von Verona an den Gardasee zurückkehrenden Autor – kennt jeder, der seine private Seeidylle für ein, zwei Tage verlassen hat, um Verona oder einer der anderen Städte ringsum einen Besuch abzustatten, und nun wieder am See anlangt: Plötzlich bemerkt man, wie vertraut einem hier bereits alles ist, wie sehr man sich daran gewöhnt hat.
    Daß dieses Heimatgefühl sich am Gardasee oft schon nach ein paar Tagen Aufenthalt einstellt, liegt natürlich nicht nur am Zauber dieser Landschaft, sondern auch an ihrer Kleinräumigkeit und Überschaubarkeit: So leicht es fällt, sich an einem solchen Urlaubsort auszukennen, so leicht verliert man sein Herz an ihn. An die wirkliche Heimfahrt aber, zurück in den deutschen oder österreichischen oder Schweizer Alltag, an den endgültigen Abschied vom See, mag man in diesem Moment am allerwenigsten denken. Eben deswegen sollte man das auch nicht tun, sondern sich statt dessen mit um so größerer Verve daran machen, auch die einem selbst noch unbekannten Vorzüge des Gardasees und seiner Ufer für sich zu entdecken, immer nach der Devise: Mehr macht Lust auf noch mehr!
    Wir haben den See auf unserer kulinarischen Rundreise am Ende seines Ostufers bei Lazise verlassen und kehren nun – damit wir nichts versäumen – an seine südöstliche Ecke zurück, nach Peschiera di Garda. Das allerdings nur, um rasch festzustellen, daß es in dem kleinen Städtchen an der »Mündung« (genauer, aber scheußlicher wäre: am Ausfluß) des Mincio nicht so arg viel zu versäumen gibt, nicht in kulinarischer Hinsicht jedenfalls, und auch nicht, was wirkliche Sehenswürdigkeiten angeht. Es sei denn, man interessiert sich brennend für die Kunst des Festungsbaus: Das mächtige alte Kastell ist, wir haben das im letzten Kapitel beschrieben, Teil des Festungsvierecks, aus dem heraus die österreichischen Truppen Italien bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein in Unfreiheit hielten. Doch Peschieras Tradition als Militärstützpunkt reicht noch viel weiter zurück: Schon die Römer unterhielten hier ein großes Fort, und im hohen Mittelalter erbauten die Herren von Verona, die Scaliger, eine Burg, die, mehrfach zerstört und wiederaufgebaut, dann den noch heute erkennbaren Kern der österreichischen Festungsanlage bildete.
    Soviel kriegerische Architektur an einem so freundlichen Platz wie dem zwischen grünen Hügel und Seeufer liegenden Peschiera – dieser Gegensatz ist schon Dante Alighieri aufgefallen: »Peschiera liegt, das schöne starke Fort, am tiefsten Punkt des Ufers, wo die Wasser aus des Benaco übervollem Becken durch grünes Weideland abfließen müssen.« Freilich, als »stillen kleinen Ort«, den der deutsche Reiseschriftsteller Kasimir Edschmid 1953, also kurz vor dem Heranfluten der ersten deutschen Massenurlauber-Welle hier antraf, kann man das heutige Peschiera bei bestem Willen nicht mehr bezeichnen. Vom frühen Sommer bis in den Herbst dominieren vor allem die Gäste aus den vielen umliegenden Campingplätzen und Feriensiedlungen das Ortszentrum. Wer dennoch hier einkehren möchte, weicht dem Trubel am besten im netten und mit einer reellen Fischküche aufwartenden Gartenlokal

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