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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Kößling
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kleines Gut. Repton schrieb Gedichte und amüsante Briefe. Außerdem war er ein guter Tänzer, spielte Flöte, fabrizierte hübsche Zeichnungen und war überhaupt ein netter Zeitgenosse. Allerdings konnte er nicht mit Geld umgehen und mußte mit seiner großen Familie das Gut verlassen und in ein kleines Cottage ziehen. Aber als wahrer Romantiker konnte er auch darin noch etwas Gutes sehen: »Ein Cottage ist ein Zuhause, in dem man Glück empfinden kann, ohne reich zu sein«.
    Eines Morgens im Alter von 35 Jahren wachte er auf und wußte: Ich werde Landschaftsgärtner. Übrigens war Repton der erste, der sich diese Berufsbezeichnung gab. Und dann ging er ans Werk. Ein Auftrag folgte dem nächsten, und bevor sechs Jahre vergangen waren, galt Repton als der erklärte Experte für Landschaftsgärtnerei. Mit den Blumen brachte er die Menschen zurück in den Garten, der nicht länger als immergleiche Kulisse, sondern als Teil der Evolution gesehen wurde. Auf Repton geht die Idee zurück, daß der Wechsel der Jahreszeiten auch im Garten stattfinden muß. Auf den Punkt gebracht lautete Reptons Motto: Ein Garten soll Nützlichkeit und Schönheit miteinander verbinden.
     
     
     
     
    Forscher und Naturwissenschaftler wie Sir Joseph Banks, später Direktor von Kew Gardens bei London und Präsident der Royal Society, begleiteten Expeditionen nach Übersee und brachten Tausende von Pflanzen zurück nach England. Ende des 18. Jahrhunderts waren 5500 neue Pflanzen etabliert. Im Laufe des
    19. Jahrhunderts kamen 9000 weitere aus China und Japan, dem
    Himalaja, Südamerika und Australien dazu.
    Ende des 19. Jahrhunderts begannen Frauen, die Gestaltung englischer Gärten maßgeblich zu beeinflussen. Zu der Zeit ließ man den Pflanzen wieder einmal ihren natürlichen Lauf, denn nur wenige konnten sich Vollzeitgärtner und beheizte Treibhäuser leisten. Eine Folge davon war, daß die Arbeit im Garten immer mehr in die Verantwortung der Hausfrauen fiel. 1895 begannen Frauen, in Kew Gardens zu arbeiten, und verschiedene hortikulturelle Schulen boten Mädchen entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten. Spätestens mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als die Gärten in der Obhut der Frauen zurückblieben, begann die große Zeit der weiblichen Gartenarchitekten wie Mrs. Ewing, Mrs. Earle und Ellen Willmott, die in ihren drei Gärten in England, Italien und Frankreich insgesamt 103 Gärtner beschäftigte.
    Aber die Frau, deren Name noch heute auch für diejenigen ein Begriff ist, die mit Gärten sonst wenig anfangen können, ist Gertrude Jekyll (1843 -1932). Sie griff die besten Ideen aus den widersprüchlichen Idealen ihrer Zeit auf und brachte eine wohltuende und längst fällige Harmonie und Einheit in die Gartengestaltung. Die Künstlerin Jekyll, mit 46 Jahren bereits zur Gartenprominenz gehörend, begegnete dem 19jährigen Architekten Sir Edwin Lutyens. Er himmelte sie an – sie genoß seine Zuneigung und Gegenwart. Was Gärten betraf, ergänzten sich die beiden. Für Gertrude Jekyll war ein Garten mehr als nur eine Sammlung von Pflanzen, und beide verstanden Haus und Garten als eine Einheit.
    Gemeinsam mit Lutyens entwickelte Gertrude Jekyll eine Form von Gartengestaltung, die allen zukünftigen Generationen als Inspiration diente. Lutyens arrangierte Gartenräume, gruppiert um ein dominantes, architektonisches Detail, etwa ein paar Treppenstufen, ein Gartentor oder ein Teich, die mit Pflanzen »möbliert« werden sollten. Diese Aufgabe übernahm Gertrude Jekyll. Für sie hatten Gartengestaltung und Malerei viele Gemeinsamkeiten: Die Farben seien »mit der Besonnenheit und reiflicher Überlegung« zu setzen, »wie ein Maler sie in einem Bild verwendet, anstatt sie so, wie sie gerade auf der Palette sind, in leblosen Tupfen aufzuklecksen.« Dem Spektrum folgend sollten sie dahinfließen und feine Übergänge schaffen.
    Ihr Konzept war so erfolgreich, daß Jekyll und Lutyens gemeinsam über hundert Gärten schufen, darunter auch die bekannten Hestercombe Gardens bei Taunton in Somerset.
    Eine vergleichbare, künstlerische Synthese von Architektur und Gartenbau wurde später von Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicholson in Sissinghurst in Kent erreicht, dem berühmtesten Garten Englands. Jedes Jahr kommen über 150000 Pilger aus aller Welt nach Sissinghurst, um der Kreation der mit Abstand gefeiertesten Garten-Amateure zu huldigen. Das kann an einem Sonntagnachmittag in der Hochsaison schon einmal zu längeren Schlangen an

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