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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Kößling
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schönen oder ungewöhnlichen Garten hat, läßt mindestens einmal im Jahr staunende Mitbürger an den Rosen schnuppern und die Geraniensammlung bewundern.
    Seit 1927 gibt es den National Garden Scheme, an dem inzwischen in Großbritannien über 3500 Privatgärten teilnehmen. Der Eintritt kommt einem guten Zweck zu. Im Jahr
    2000 wurden 1,5 Millionen Pfund eingenommen, die im Jahr darauf an Institutionen und wohltätige Vereine wie Queen’s Nursing Institute, The Nurses’ Welfare Service, Macmillan Cancer Relief, Marie Curie Cancer Research, Help The Hospices und auch den National Trust verteilt werden.
    Genau wie die ehrenamtliche Mitarbeit beim National Trust oder anderen wohltätigen Organisationen, gehört auch der National Garden Scheme zur alltäglichen Selbstverständlichkeit der Briten. Kaum ein gartenbegeisterter Engländer, der nicht regelmäßig die Veranstaltungskalender nach geöffneten Gärten durchsucht. Es gibt mit dem Yellow Book sogar eine eigene Publikation, die alljährlich alle am National Garden Scheme teilnehmenden Gärten mit ihren Öffnungszeiten gelistet sind.
    Mal ganz abgesehen von der Liebe zu Pflanzen und dem Interesse an Gartenanlagen – Engländer lieben es, durch fremde Häuser und Gärten zu touren. Auch das hat Tradition. Erinnern Sie sich an Jane Austens Heldin Elizabeth Bennett aus »Stolz und Vorurteil«, die ihre Verwandten nicht davon abbringen kann, um einen Rundgang durch Mr. Darcys Landsitz Pemberley zu bitten. » A tour of the house « ist ein Angebot, das kein Engländer jemals abschlagen wird.
    Natürlich gibt es auch private Gärten, die das ganze Jahr über gegen einen kleinen Obolus geöffnet sind. Greencombe, am Nordhang des Exmoors über Porlock Weir gelegen, gehört dazu. Joan Lorraine hat diesem Waldgarten über dreißig Jahre hingebungsvolle Arbeit gewidmet.
    Auch diese Frau ist zu den englischen Originalen zu rechnen. Seit ihrer Rückkehr aus Übersee lebt sie ganz allein in dem einsamen Haus, zusammen mit ein paar Border-Terriern. Diese Hunde haben eigenartige Namen, jedenfalls für Menschen, die des Sanskrits nicht mächtig sind. Miss (darauf legt sie Wert!) Lorraine zählt sie einfach durch. Aber wer weiß schon, was Nummer 51 auf Sanskrit heißt!
    Beim Besuch dieses versteckt gelegenen Gartens kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Grundstück ist extrem steil und sieht den gesamten Winter über keine Sonne. Der Boden besteht aus Steinen, vermengt mit dem Laubkompost von Jahrhunderten, das Klima ist rauh. Trotzdem blüht es, wohin das Auge schaut.
    Joan Lorraine geht nach einem System vor, das sie »vertikales Gärtnern« nennt. Das Ergebnis ist eine Pracht von einer nahezu unbegrenzten Menge unterschiedlichster Pflanzen, die vom Boden bis in die Wipfel der über einhundert Bäume reichen.
    Das Geheimnis erfolgreichen Gärtnerns liegt laut Joan
    Lorraine im Einsatz von Kompost. Ohne ihn, da ist sie sich ziemlich sicher, könnten ihre Pflanzen in dieser unwirtlichen
    Gegend nicht überleben.
    Jeden Monat steht eine andere Pflanzengruppe im Rampenlicht. Auf den Blaustern folgen Schlüsselblumen, die den Garten in ein weiches Gelb eintauchen. Im April stehen die achtzehn verschiedenen Azaleenhybriden in Blüte, dann stehlen ihnen Kamelien und Rhododendren die Show.
    Auch in Greencombe gibt es mehrere Gartenräume. Ein anderthalb Kilometer langer Weg windet sich durch den Wald, gesäumt von Farnen und anderen Waldpflanzen. Im Herbst werden alle Besucher aufgefordert, doch bitte Maronen aufzusammeln und mitzunehmen. Die Wege verschwinden unter einem dicken Teppich der stacheligen Eßkastanien, so daß das Laufen recht beschwerlich werden kann.
    Vor einigen Jahren hätte der honey fungus, ein besonderer Schmarotzerpilz, dem Garten fast den Garaus bereitet. In dem toten Holz, von dem es in dem romantischen Waldgarten viel gab, hatte der Pilz gute Nahrung gefunden und verbreitete sich in Windeseile. Nur mit viel Mühe und harter Arbeit gelang es Joan Lorraine, das gesamte befallene Holz einschließlich der Zäune, Wegbegrenzungen und Baumstümpfe zu entfernen.
     
     
     
     
    Die Passion für Gärten wird in England nie aussterben. Jede Generation hütet das gärtnerische Vermächtnis der Ahnen und schafft selber neue Kleinode. In den letzten Jahren kamen zwei weitere Gärten und Anlagen hinzu, die weltweit Aufsehen erregten: Das Eden-Projekt in Cornwall und The Lost Gardens of Heligan.
    Ein Zeitungsartikel beschreibt das Eden-Projekt mit den Worten:

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