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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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mich in die spannende Handlung. Allerdings behielt ich die Zeit doch im Blick. Nach einer halben Stunde war Leon noch immer nicht wieder da, was mich ein wenig beunruhigte. Ich beschloss nachsehen zu gehen. Die Tür war geschlossen, weshalb ich klopfte. Ein ungewohntes Gefühl, an der eigenen Schlafzimmertür zu klopfen. Doch das Schmunzeln verging mir, als sich nichts rührte. Zaghaft drückte ich die Klinke und lugte hinein. Leon lag auf dem Bett, nackt bis auf die Unterhose, zusammengerollt und schluchzend. Er war wirklich fertig, wenn er ständig zusammenbrach, stellte ich fest.
    Über die blauen Stellen verbot ich mir nachzudenken, die über seinen ganzen Rücken verteilt waren. Sofort stieg das Bild in mir hoch, wie er in die Knie gegangen war, als er von diesem Typen zu seinem Vater gebracht worden war. Jetzt wunderte es mich nicht mehr. Schnell drängte ich diese Erinnerung zurück und blickte ihn eine Weile hilflos an. Dann konnte ich mich nicht zurück halten.
    „Leon?“, sprach ich ihn an, nur um ihn nicht zu erschrecken, als ich mich neben ihn setzte. Er reagierte natürlich nicht, schluchzte nur noch lauter. Verdammt! Was konnte ich tun?
    Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter. Sofort spannten sich all seine Muskeln an. Ich konnte es kaum glauben, doch es waren nicht nur diejenigen an der Schulter oder dem Rücken, sondern auch jene von Armen und Beinen waren komplett angespannt, traten hervor. Wäre es eine andere Situation, hätte ich ihn gerne angesehen, hätte ich meinen Blick über seine Muskeln gleiten lassen. Immerhin stand ich auf muskulöse Körper. Doch jetzt musste ich fast mit den Tränen kämpfen, weil ich so machtlos war.
    „Ich tu dir nichts. Entspann dich wieder“, sagte ich leise, an dem Knoten in meinem Hals vorbei. Langsam ließ die Spannung wieder nach, nur dort, wo meine Hand lag, blieb er angespannt. Betrübt nahm ich die Hand weg. Nicht einmal so konnte ich ihn trösten.
    „Entschuldige“, murmelte ich, senkte den Blick auf den Boden, wo die Schachtel geöffnet stand.
    „War ok“, murmelte Leon und ich blickte überrascht zu ihm. Wilde Hoffnung wollte sich in mir breit machen. Ich schalt mich einen Idioten und verdrängte sie wieder. Leon schluchzte noch einmal auf, was mich automatisch die Hand wieder auf seine Schulter legen ließ. Wieder spannte er sich an, doch er entspannte sich von alleine wieder. Langsam ging es vonstatten, Muskel für Muskel. Bis auch die unter meiner Hand entspannt waren. Ich wartete, bis das Schluchzen endgültig aufgehört hatte und auch danach noch eine Weile.
    „Passen welche von den Sachen?“, fragte ich endlich. Dass er sie probiert hatte, schien mir klar, denn sie waren alle aus der Verpackung genommen. Leon nickte nur.
    „Soll ich dich wieder alleine lassen?“, wollte ich vorsichtig wissen. Auch wenn ich ihn viel lieber in den Arm geschlossen hätte. Wieder nickte er und ich stand auf. Im Wohnzimmer setzte ich mich aufs Sofa. Ich nahm zwar das Buch in die Hand, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Fieberhaft überlegte ich wieder, wie ich ihm helfen könnte. Doch erneut wollte mir nichts einfallen. Nichts, außer ihm die Sicherheit hier zu geben. Das Wissen, dass ihm hier nichts passierte. Das Wissen, dass ich ihm nichts tun würde.
    Nach einiger Zeit kam Leon und setzte sich auf den Sessel. Unvermeidbar zog er die Beine an und schlang die Arme darum. Er hatte keines von den neuen Kleidungsstücken an.
    „Ich dachte, die Sachen passen dir?“, fragte ich verwundert. Er nickte vorerst nur, nach einer Weile sagte er: „Sind zu schön für hier.“
    Verblüfft blickte ich ihn an. Es waren stinknormale Jeans und T-Shirts! Nun gut im Gegensatz zu seinen Sachen, stimmte die Aussage.
    „Deine alten solltest du einfach entsorgen“, konnte ich mir nicht verkneifen. Er zuckte zusammen, was mir sofort ein schlechtes Gewissen machte. Doch es war immerhin die Wahrheit. Ich senkte den Blick wieder auf mein Buch. Das war besser, als wenn ich ihn mit meiner vorlauten Klappe noch weiter verunsicherte. Wie zuvor konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren, weshalb ich auch mitbekam, dass er mehrmals dazu ansetzte etwas zu sagen. Ich ließ ihn in dem Glauben, dass ich es nicht mitbekam und wartete ab. Während dieser Zeit war es eine einzige Zeile die ich immer wieder las, ohne deren Aussage begreifen zu können. Es war bestimmt schon das zwanzigste Mal, dass meine Augen über diese Zeile glitten, als Leon endlich den Mut fand, zu

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