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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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Hatte ich mir nicht vorgenommen, darauf zu achten, was aus meinem Mund kam? Ich seufzte tief und stand auf. Leon lag nicht im Bett, wie ich angenommen hatte, sondern hatte sich auf dem Sofa zusammen gerollt.
    „Es tut mir leid“, meinte ich betreten. Leon sah kurz auf und schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube, es war eine Va…“, er brach ab.
    „Vasektomie?“, half ich ihm aus. Er nickte nur.
    „Du glaubst? Schmerzt das nicht nachher?“, wollte ich – wieder nicht sehr feinfühlig – wissen.
    „Denke schon“, murmelte er. Ich setzte schon zu einer neuen Frage an, doch dann hielt ich den Mund. Es konnte schließlich nur bedeuten, dass er so oft Schmerzen gehabt hatte, dass es ihm nicht weiter komisch vorgekommen war. Entsetzt schloss ich einen Moment meine Augen. Was hatte er nur alles durchmachen müssen?
    „Ich war fünfzehn“, murmelte Leon, wie zu sich selbst. Ich verkniff mir meine Frage danach, welcher Arzt einen Fünfzehnjährigen operierte. Wie er bezahlt worden war, konnte ich mir denken, nachdem ich seine Reaktion auf den Arzt gesehen hatte. Ich fand keine Worte, die ihm die Erinnerungen leichter machen konnten. Hilflos sah ich zu ihm, der vor sich hin starrte.
    „Aber du bist gesund“, versuchte ich ihn ein wenig aufzumuntern. Das kam mir immer mehr wie ein Wunder vor. Leon nickte schwach, zeigte keine weitere Reaktion. Plötzlich schreckte mich das Geräusch des Schlüssels in der Wohnungstür auf. Leon verkrampfte sich sofort.
    „Kann nur Hannes sein. Er tut dir nichts“, sagte ich beruhigend.
    „Jemand zu Hause?“, rief er da schon. Zweifellos aus Rücksicht auf Leon. Normalerweise kam er ohne ein Wort bis ins Wohnzimmer.
    „Ja!“, rief ich zurück und stand auf.
    „Lange nicht gesehen“, grüßte ich ihn grinsend, als er ins Wohnzimmer kam. Ich war ihm ein paar Schritte entgegen gegangen. Das letzte Mal hatten wir ja kaum miteinander geredet.
    „Viel zu tun“, seufzte er und steuerte das Sofa an. Leon hatte sich ein wenig aufgerichtet, doch machte er sich immer noch so klein wie möglich. Er blickte auch nicht auf, als Hannes ihn grüßte, nickte nur.
    „Nimm den Sessel“, bat ich Hannes, bevor er sich neben Leon setzen konnte. Hannes saß immer neben mir auf dem Sofa, wenn er hier war, deshalb hätte er sich vermutlich nichts dabei gedacht. Er wechselte die Richtung und warf sich in den Fernsehsessel.
    „Darf ich?“, fragte ich leise an Leon gewandt, ein kaum merkliches Nicken war die Antwort. Ich setzte mich so weit wie möglich an den Rand, um ihm nicht zu nahe zu kommen. Dann wandte ich mich wieder an Hannes.
    „Wie läuft´s?“, fragte ich ihn. Er war dabei, sich selbstständig zu machen. Das war gar nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellen wollte. Ständig gab es andere Probleme, mit denen er sich die Nächte um die Ohren schlug.
    „Mühsam. Die Lieferungen kommen nicht pünktlich. Einen Mitarbeiter musste ich rauswerfen. Machte sich an eine Kollegin ran, das Schwein“, erzählte er. Leon zuckte zusammen, woraufhin ich ihm einen besorgten Blick zuwarf. Er war nach wie vor komplett angespannt. Es reichte scheinbar schon so ein Kommentar.
    Als ich mich wieder Hannes zuwandte, blickte dieser stirnrunzelnd von mir zu Leon und wieder zurück. Dann stand er ruckartig auf, was Leon erneut zucken ließ.
    „Komm mit. Wir gehen was trinken“, forderte Hannes mich auf. Ich nickte ergeben. Ich kannte diesen Ton, da würde er sich zweifellos ohnehin durchsetzen.
    „Bis später“, verabschiedete ich mich von Leon, der nur nickte. Hannes ging schweigend neben mir her zu meinem Auto und stieg ein. Ich fuhr gedankenverloren. Erst als ich anhielt, brach Hannes das Schweigen.
    „Wenn mich einer anbaggert, bin ich mit dir zusammen, verstanden?“, erklärte er ein wenig leidend. Erst da wurde mir klar, dass ich vor meiner Lieblingsbar angehalten hatte.
    „Sicher. Sorry“, meinte ich betreten. Er winkte ab und stieg aus, bevor ich überlegen konnte, ob wir nicht woanders hin fahren sollten. Drinnen steuerte ich einen der Tische an und ließ mich nieder. Hannes setzte sich neben mich und sagte: „Entspann dich, Mann. Das ist ja nicht zum Aushalten.“
    Verblüfft blickte ich ihn an. Er hatte recht, es fiel mir nur gar nicht mehr auf.
    „Was ist denn bloß los?“, bohrte Hannes weiter. Ich seufzte schwer und erklärte: „Ich muss nur immer aufpassen, was ich sage.“
    Hannes schüttelte missbilligend den Kopf.
    „Ist er so ein Mimöschen, dass er dir gleich

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