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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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alles krumm nimmt?“, wollte er wissen.
    „Nein. Es ist nur …“, hilflos brach ich ab. Ich konnte doch nichts erzählen! Das ging schließlich nur Leon etwas an. Wenn er mir …
    „Nur…“, hakte Hannes nach.
    „Alles erinnert ihn“, sagte ich nur. Hannes sagte nichts mehr, blickte nachdenklich vor sich hin. Nach einer Weile unterhielten wir uns über andere Dinge. Über seine Firma, über seine Freundin. Es war eine Erleichterung für mich, dass ich nicht ständig aufpassen musste, wie Hannes irgendwas aufnahm. Erst während des Gesprächs wurde mir wirklich bewusst, wie sehr ich immer auf der Hut war.
    Wie im Flug verging die Zeit und wir machten uns auf den Heimweg. Ich parkte in der Garage und wollte mich verabschieden, da hielt Hannes mich auf.
    „Ich weiß ja, dass du´s gut meinst und ihm helfen willst. Aber denk dabei auch ein wenig an dich. Ja?“, forderte er sanft.
    „Mach ich doch. Es ist nur…“, setzte ich an.
    „Keine Rechtfertigungen. Ich wollt es nur gesagt haben“, unterbrach er mich.
    „Danke“, meinte ich ehrlich, „Wir sehen uns.“
    Hannes nickte nur und wandte sich ab.
    Müde ging ich hoch und öffnete die Wohnungstür. Finsternis empfing mich. Ohne Licht anzumachen, ging ich ins Schlafzimmer. Leon fuhr erschrocken auf, blickte sich panisch um.
    „Ich bin´s nur“, beruhigte ich in. Er sank sofort wieder ins Kissen und rollte sich ein. Ich verbot mir, nachzudenken, sondern zog mich aus und legte mich nieder.

    ***

Die nächsten zwei Wochen vergingen komplett ereignislos. Das war sicher nicht nur eine Wohltat für mich. Leon veränderte sein Verhalten nicht weiter. Es hätte mich auch gewundert, wenn es so schnell bergauf gegangen wäre. Er war noch immer wegen jeder Kleinigkeit angespannt. Oft fand ich ihn schluchzend und zusammengerollt im Bett. Auch in den Nächten hatte er immer wieder Alpträume, die ihn auffahren ließen. Ich musste zu meiner Schande gestehen, dass ich mich schon daran gewöhnte und nicht mehr erschrocken herum fuhr. Ich wachte einfach auf, wartete, dass er sich wieder beruhigte und schlief dann gleich wieder ein.
    Vor wenigen Tagen hatte sich Heinz gemeldet. Er hatte mir eine E-Mail in die Arbeit geschickt, die für Leon war. Es war die Aufforderung, ein bestimmtes Programm zu schreiben. Als Test sozusagen. Ich hatte es nach Hause weitergeleitet und Leon über Telefon Bescheid gesagt. Als ich nach Hause gekommen war, hatte er schon daran gearbeitet.
    Doch sonst war nichts passiert in diesen zwei Wochen, was mich irgendwie in gute Stimmung versetzte. Es klang vielleicht lächerlich, doch ich fand vierzehn Tage ohne Rückschläge gehörte irgendwie gefeiert.
    „Was hältst du davon, wenn wir morgen essen gehen?“, schlug ich daher vor. Nichts Großartiges, so weit war er noch nicht. Er war auch seit zwei Wochen nicht mehr draußen gewesen, weder mit mir, noch ohne mich.
    Natürlich spannte er sich wieder an, bevor er nickte und sich wieder entspannte.
    Also machten wir uns am nächsten Tag auf in die Stadt. Leon folgte mir, als ich ein Restaurant ansteuerte. Den Blick hielt er gesenkt, auch noch, als wir schon beim Tisch saßen. Und sein ganzer Körper war angespannt. Ich hatte extra einen Tisch in einer Ecke gewählt, damit hinter und neben ihm niemand sein konnte. Das, so hoffte ich, würde ihm helfen, sich zu entspannen. Ich sagte nichts, wartete erst mal ab. Als der Kellner kam und die Speisekarten auf den Tisch legte, zuckte Leon kaum merklich zusammen. Es war sicher nur mir aufgefallen, weil ich ihn die ganze Zeit verstohlen beobachtete.
    „Zu trinken?“, wollte der Kellner gleich wissen.
    „Ein bisschen später, bitte“, bat ich, da Leon bestimmt nicht wusste, was es hier alles gab. Der Kellner nickte und verschwand wieder. Leon rührte sich nicht.
    „Ich würde dir empfehlen, die Karte zu lesen“, meinte ich leise. Leon sah kurz auf und nickte. Zögernd begann er, doch schon bald studierte er sie richtig gehend.
    „Fang mit den Getränken an. Die stehen weiter hinten“, schlug ich vor. Wenn er die ganze Karte so sorgfältig las, würde er erst bei der zweiten Seite angekommen sein, wenn der Kellner wieder kam. Er blätterte gleich nach hinten und las wieder sorgfältig. Lächelnd beobachtete ich ihn, wie er sich dabei ein wenig entspannte. Als er aufblickte, stellte ich mein Lächeln schnell ab, damit er nicht sah, wie ich ihn anschmachtete. Er sollte keine Panik vor mir bekommen, jetzt wo er mir so weit vertraute. Sein Blick war ein

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