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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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nur Bescheid sagen, dass Heinz mitkommt, der Programmierer, du weißt schon“, erklärte ich. Ich wollte gar nicht wissen, was Heinz sich dabei dachte. Doch ehrlicherweise war es mir egal. Leon sagte nichts, vermutlich stand er erstarrt da.
    „Wir sind in einer halben Stunde da“, sagte ich noch, dann legte ich auf. Ich konnte nur hoffen, dass er mir so weit vertraute, dass er wusste, dass Heinz ihm nichts tun würde. Denn das konnte ich ja schwer am Telefon verkünden, wenn Heinz genau neben mir stand.

    Ich parkte diesmal vor dem Haus, weil Heinz hinter mir her gefahren war. An der Haustür wartete ich auf ihn. Schweigend fuhren wir in mein Stockwerk. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig angespannt war. Ich wusste, dass Leon nicht locker reagieren würde und machte mir Vorwürfe, dass ich ihn so überrumpelte. Aber es schien ihm wichtig zu sein, sonst hätte er nicht so darüber nachgegrübelt. Er wollte sicher so schnell wie möglich Bescheid wissen.
    Ich sollte recht behalten. Als wir das Wohnzimmer betraten, stand Leon verspannt, mit gesenktem Kopf da.
    „Hi. Das ist Heinz. Heinz – Leon“, stellte ich ein wenig unbeholfen vor. Leon hob für den Bruchteil einer Sekunde den Kopf und nickte kaum merklich.
    „Hi, dann zeig mir mal was“, forderte Heinz ihn auf. Leon spannte sich nur noch mehr an. Weltklasse, das hatte ich echt toll hinbekommen!
    Ich setzte mich in Bewegung, ging zum Computer, wobei ich an Leon vorbeikam.
    „Am Computer!“, flüsterte ich und er nickte wieder kaum merklich. Doch er folgte mir und setzte sich. Seine Finger zitterten leicht, als er nach der Maus griff. Heinz kam zu uns, hatte die Stirn gerunzelt. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was er sich dachte.
    Wieder einmal schalt ich mich einen Idioten. Heinz jedoch wandte seine Aufmerksamkeit dem Computer zu. Er blickte konzentriert auf den Bildschirm, der mit diesem Code, der mir nichts sagte, voll war.
    „Darf ich mal?“, fragte Heinz. Leon stand einfach auf und trat zwei Schritte zur Seite. Ich warf ihm einen Blick zu, während Heinz sich setzte. Er war noch immer angespannt, allerdings nicht mehr ganz so sehr wie zuvor.
    Heinz klickte sich scheinbar durch das Programm und meinte nach erstaunlich kurzer Zeit: „Das hast du in zwei Tagen geschrieben?“
    Leon nickte nur, doch dann schien er sich zu überwinden.
    „Das erste Mal hat´s länger gedauert“, erklärte er leise.
    „Das erste Mal?“, hakte Heinz nach und drehte sich um. Leon spannte sich sofort wieder an, doch er antwortete: „Die erste Fassung hab ich verloren.“
    Klar, die war auf dem Computer, der bei seinem Vater stand. Heinz runzelte zwar die Stirn, sagte aber nichts. Er wandte sich erneut zum Bildschirm, machte aber nichts mehr.
    „Kannst du nur C++?“, fragte er.
    „Nein“, sagte Leon schlicht. Heinz wandte sich wieder um, sah ihn fragend mit hochgezogener Augenbraue an. Wieder verspannte sich Leon, schluckte schwer und sagte leise: „An C sharp arbeite ich noch.“
    Ich hatte zwar keine Ahnung, was das heißen sollte, allerdings nickte Heinz und stand auf.
    „Ich kann nichts versprechen. Ich hör mich mal um“, sagte er. Dann warf er einen Blick auf die Uhr.
    „Ich muss los“, erklärte er und steuerte schon den Vorraum an. Ich begleitete ihn bis zur Tür.
    „Danke“, meinte ich ehrlich.
    „Kein Problem“, winkte er ab. Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, ließ es aber dann. Wortlos öffnete er die Tür und verschwand. Als ich ins Wohnzimmer kam, saß Leon im Fernsehsessel. Die Beine angezogen blickte er vor sich hin.
    „Sorry, wegen dem Überfall“, entschuldigte ich mich.
    „War ok“, wehrte er ab, „Hast mich ja gewarnt. Danke dafür.“
    Ich winkte ab, auch wenn er es nicht sehen konnte. Dann erklärte ich ihm gleich, dass er in zwei Tagen den Arzttermin hatte. Er nickte nur. Immerhin spannte er sich nicht komplett an.
    „Soll ich mit kommen?“, fragte ich zaghaft. Erst dann fiel mir ein, dass ich ihn ja ohnehin hin bringen musste. Er hatte schließlich kein Auto.
    Wieder nickte er nur. Ich ließ ihn in Ruhe und schaltete den Fernseher an.

    ***

    Wir standen vor der Tür zu meinem Hausarzt. Ich hatte die Klinke schon in der Hand, doch ich zögerte noch. Leon war seit heute Morgen extrem angespannt und hatte noch kein einziges Wort gesagt. Ohne dass ich eine Frage stellen musste, nickte er. Ich öffnete die Tür und hoffte, dass er nicht zu lange warten musste, damit er das alles so schnell wie möglich hinter

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