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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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vorsichtiger als beim Wein, nahm er einen Schluck. Dann noch einen und dann einen großen. Das konnte doch nur bedeuten, dass es ihm schmeckte?
    Tatsächlich murmelte er: „Viel besser.“
    Wieder kicherte ich.
    „Willst du eines?“, fragte ich nach. Er würde es von sich aus nicht sagen. Noch nicht. Er nickte zaghaft. Ich hielt nach dem Kellner Ausschau und winkte ihn heran. Als er am Tisch stand, bestellte ich das Bier und schickte gleichzeitig den Wein zurück. Mit einem freundlichen Lächeln nickte er und nahm das Weinglas mit.
    „Er war gar nicht sauer“, sagte Leon.
    „Wer?“, fragte ich verständnislos. Sprach er vom Wein?
    „Der Kellner“, erklärte er.
    „Wieso sollte er?“, wollte ich verblüfft wissen.
    „Weil …“, Leon brach ab und steckte sich ein Stück Fleisch in den Mund. Ich wartete geduldig, dass er die richtigen Worte fand, oder eher, dass er sich überwand sie auszusprechen.
    „Er hat gesagt, dass der Wein gut ist und ich hab ihn abgelehnt“, sagte Leon schließlich ein wenig unbeholfen.
    „Er hat gesagt, dass er zum Schnitzel passt. Es ist ihm herzlich egal, ob er dir schmeckt oder nicht. Er bringt was wir bestellen, räumt ab und kassiert. Das ist sein Job, mehr nicht“, erklärte ich leise.
    „Und wenn ich das Essen zurückschicken würde, nach einem Bissen?“, wollte Leon wissen.
    „Dann wird er sich besorgt erkundigen warum. Wenn du sagst, dass es nicht geschmeckt hat, würde er sich entschuldigen. Wenn etwas nicht in Ordnung war, das Fleisch schlecht oder so, dann kriegst du was Neues“, erklärte ich wieder.
    „Er entschuldigt sich, wenn es mir nicht schmeckt?“, fragte er verblüfft, dabei warf er mir einen Blick zu. Ich nickte.
    „Restaurants leben schließlich von der Zufriedenheit der Kunden“, warf ich ein. Das schien ihn ziemlich zu verblüffen, doch er aß weiter.
    „Allerdings gibt es natürlich auch Kellner, die nicht so freundlich reagieren. Aber eigentlich sollten sie es. Wie gesagt, wenn die Kunden nicht zufrieden sind, kommen sie nicht mehr. Das spricht sich schließlich herum“, erteilte ich weiter Auskunft. Sein Wissensdurst schien allerdings gestillt, denn er nickte wieder nur. Leon bekam sein Bier, wobei er sich wieder anspannte.
    „Warum machst du das immer?“, fragte ich ihn.
    „Was?“, fragte er zurück.
    „Dieses Anspannen, er tut dir ja nichts“, meinte ich. Und außerdem war der Kellner jetzt schon öfter an den Tisch gekommen, sodass es nichts Neues mehr war.
    „Wenn er so forsch herkommt, mit diesem falschen Lächeln…“, sagte er nur.
    „Falsches Lächeln?“, echote ich verblüfft. Er nickte nur.
    „Ich hätte es eher als freundlich bezeichnet“, murmelte ich. Leon warf mir einen Blick zu, den ich nur als mitleidig bezeichnen konnte. Ich ging lieber nicht weiter darauf ein. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele falsche Lächeln er schon gesehen hatte.
    Wir schwiegen, bis wir fertig waren. Wir hatten beide nicht die ganze Portion geschafft. Leon blickte sich wieder verstohlen um, während er sein Bier austrank.
    „Willst du noch was? Nachspeise? Kaffee?“, fragte ich nach. Er schüttelte nur den Kopf, weshalb ich dem Kellner winkte. Diesmal beobachtete ich ihn genau und musste feststellen, dass Leon recht hatte. Das Lächeln war nicht echt, es war geschäftsmäßig. Also lag er doch nicht ganz richtig. Ich bezahlte die Rechnung und wir machten uns auf dem Heimweg. Im Auto beschloss ich, ihn doch noch mal darauf anzusprechen.
    „Dieses Lächeln war nicht falsch in dem Sinn“, begann ich. Leon warf mir wieder einen von seinen Seitenblicken zu.
    „Es war … aufgesetzt, weil er eigentlich nicht lächeln wollte, aber es der Job verlangt“, versuchte ich zu erklären. Das man solche Dinge überhaupt erklären musste, war schon traurig. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass jemand so etwas nicht wusste.
    „Wieso macht er den Job dann?“, hakte Leon misstrauisch nach.
    „Weil er nichts Anderes findet? Oder nichts Geeigneteres. Oder vielleicht hat es ihn auch nur heute nicht gefreut, weil er einen schlechten Tag hatte. Oder er einfach mies drauf war“, startete ich einen erneuten Erklärungsversuch.
    „Aha“, machte Leon. Er klang nicht sehr überzeugt.
    Wir waren schon fast zu Hause, als er nachdenklich meinte: „Dann war das bei dem Frisör auch so gemeint?“
    „Vermutlich, ich hab nicht drauf geachtet“, gab ich zu.
    „Nicht? Wie weißt du sonst …“, er brach ab. Ich konnte mir auch so vorstellen, was er

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