Gebrochen
dann noch in die Küche gegangen, weil wir nach dem Essen nicht mehr weggeräumt hatten. Als wir fertig waren, hatte er noch immer nichts gesagt, weshalb ich ihn endlich darauf ansprach: „Was ist los?“
Er schüttelte nur den Kopf, wie vor Monaten, verschloss er sich.
„Das nehm ich dir nicht ab“, erklärte ich. Er reagierte gar nicht.
„Glaubst du, dass es mir nicht auffällt? Hat dir jemand was getan?“, bohrte ich weiter. Er schüttelte schnell den Kopf. Das sollte mich beruhigen, tat es aber nicht.
„Warum hast du dann wieder Angst?“, gab ich nicht auf.
„Ich kann es dir nicht sagen“, erklärte er.
„Warum?“, jetzt war ich verblüfft. Er warf mir einen forschenden Blick zu, dann sagte er: „Weil ich Panik vor deiner Reaktion habe.“
Ein Schlag in den Magen war nichts dagegen. Ich hatte wirklich gedacht, dass er mir mittlerweile vertraute. Dass er keine Angst mehr vor mir hatte. Auch wenn ich mir geschworen hatte, dass nichts mich aus der Ruhe bringen sollte. Ich konnte meine Gefühle im Moment nicht zurück halten. Es tat einfach zu weh.
„Ich hab immer Rücksicht genommen. Logisch. Gerne. Wirklich es war nie ein Problem für mich“, fuhr ich auf. Meine Brust schmerzte, weil es mir das Herz zusammen zog.
„Aber das was du machst, ist nicht fair!“, warf ich ihm vor. Tränen traten in meine Augen.
„Ich hab dir nie was getan. Nie auch nur den winzigsten Grund geliefert und immer noch zweifelst du an mir?“, rief ich erstickt. Dann lief ich ins Wohnzimmer, damit ich ihm nicht Dinge an den Kopf warf, die ich später bereute. Bei Leon konnte man anschließend nicht einfach sagen: „Tut mir leid“, und alles war wieder in Ordnung. Ich setzte mich auf das Sofa, legte den Kopf nach hinten und atmete tief durch. Es war einfach nicht fair!
Gequält schloss ich die Augen.
Ich spürte, dass Leon sich neben mich setzte. Die Gefahr war noch immer da, dass ich etwas Falsches sagte, deshalb bat ich ihn gequält: „Bitte geh weg, ich …“
„Nat, bitte. Schick mich nicht weg“, flüsterte er. Ich erstarrte. Nicht, wegen dem, was er gesagt hatte, sondern weil er die Hand auf meine Schulter gelegt hatte. So wie ich ihn immer getröstet hatte. Doch bei ihm hatte es eine so viel größere Bedeutung. Er hatte mich noch nie angefasst.
Noch nie.
Niemals.
Nicht einmal aus Versehen!
Langsam öffnete ich die Augen und sah ihn an. Er blickte mich ängstlich an, schluckte schwer. Dann verschwand dieser Ausdruck aus seinem Gesicht und es schien mir, als würde er sich in meinen Augen verlieren.
So wie es mir immer ging. Konnte es sein …
„Sag es mir“, flehte ich. Ich durfte mir keine Hoffnungen machen. Leon senkte den Blick und schwieg. Ich ließ ihm Zeit. Wie immer gab ich ihm Zeit.
Er hob den Blick wieder und sagte leise: „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“
„Du glaubst?“, fragte ich nach. Wenn ich mir schon Hoffnungen auf eine richtige Beziehung mit ihm machte, dann wollte ich so viel Gewissheit wie möglich. Er senkte den Blick wieder und begann zu erklären: „Bei dir fühl ich mich immer gut. Wenn du nicht da bist, dann fehlt mir was. Das war am Anfang nicht so. Da warst du einfach in der Arbeit, aber jetzt kann ich es gar nicht erwarten, wenn du Heim kommst. Und ich freu mich dann immer so. Ständig will ich dich ansehen und dabei lächeln. Wenn du mich so lieb anschaust, dann geht es mir noch besser. Und …“
Er schluckte schwer und warf mir einen – wieder ängstlichen – Blick zu, bevor er fortfuhr: „Und ich will dich anfassen.“
Ich konnte ihn nur anstarren. Das war so unglaublich, dass ich es gar nicht fassen konnte.
„Ich weiß nicht, ob ich das wirklich kann. Und ich habe Angst, dass du nicht mehr aufhören kannst. Aber trotzdem will ich es. Ist das verliebt sein?“
Er hob den Blick und sah mich ein wenig verzweifelt an. Ich war noch immer zu perplex, als dass ich mehr als ein Nicken zustande gebracht hätte. Nicht nur die Tatsache, dass er sich in mich verliebt hatte, auch, dass er es so erklärte, verblüffte mich maßlos.
Sein Lächeln riss mich aus meiner Ungläubigkeit. Es war ein richtiges Lächeln, das bis in seine Augen reichte. Und es sprach vom glücklich sein, dieses Lächeln.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, flüsterte ich ergriffen. Er nickte, noch immer lächelnd. Dann plötzlich sah er mich besorgt an und er fragte: „Liebst du mich noch?“
„Ja“, hauchte ich.
„Du machst gerade keinen sehr begeisterten
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