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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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und schüttelte den Kopf. Ich durfte und wollte ihn nicht unter Druck setzen.
    „Sag´s mir“, forderte er. Wieder schüttelte ich den Kopf, musste dabei kichern, weil wir scheinbar tatsächlich die Rolle getauscht hatten.
    „Was ist so witzig? Ich mein das ernst!“, empörte er sich.
    „Ich weiß, aber normalerweise stelle ich diese Fragen und du schüttelst den Kopf“, erklärte ich. Er schmunzelte leicht, blickte mich dabei aber auffordernd an.
    „Es ist nicht wichtig. Wirklich“, beteuerte ich.
    „Du bist ständig angespannt, seit ich dir gesagt habe, dass ich in dich verliebt bin“, beschwerte er sich, „Ich hab zwar echt keine Ahnung, aber das kommt mir dann doch eigenartig vor.“
    „Ich will dich nicht fordern, wenn du nicht willst. Ok?“, beschwichtigte ich ihn.
    „Fällt es dir so schwer, dich zurückzuhalten? Das war doch früher nicht so“, sagte er traurig.
    „Das ist es ja gar nicht!“, wehrte ich schnell ab. Ich atmete tief durch, es war wohl besser, wenn ich es doch sagte, sonst kämen da nur Missverständnisse zustande und die wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
    „Ich warte einfach ständig, dass du mich berührst. Tut mir leid. Mach dir deshalb keinen Stress, ja?“, flehte ich den letzten Satz. Leon seufzte und lehnte sich zurück. Ich war erleichtert, dass er sich scheinbar nicht gefordert fühlte.
    „Sowas musst du mir sagen. Die einzige Reaktion die ich kenne ist Angst und Panik“, forderte er leise. Ich nickte nur, doch ich wollte mich eher zusammen reißen, als ihn zu fordern.
    In der folgenden Nacht, riss mich Leons entsetzter Schrei aus dem Schlaf. Dass er so schrie, war überhaupt nur ganz zu Beginn vorgekommen, weshalb ich erschrocken auffuhr. Keuchend saß er da, mit weit aufgerissenen Augen, wie ich feststellte, als ich das Licht anmachte. Ich setzte mich auf und sagte beruhigend: „Leon. Es ist alles gut. Du bist bei mir.“
    Ich wollte mich zu ihm neigen, um ihm ins Gesicht sehen zu können, da fuhr er zurück und flüsterte entsetzt: „Fass mich nicht an!“
    Ich fuhr zurück, wie unter einem Hieb. Doch ich verbot mir, gekränkt zu sein. Er war gerade aus dem Schlaf gefahren, da war er sicher noch in seinem Alptraum gefangen.
    „Ich tu dir nichts. Beruhige dich wieder“, murmelte ich. Leon schloss die Augen und atmete tief durch.
    „Entschuldige“, flüsterte er dann und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
    „Ist ok“, beruhigte ich ihn.
    „Oh, Scheiße!“, stöhnte er und stand auf. Verblüfft wartete ich einen Moment, bevor ich ihm nachging. Er war in die Küche gegangen, saß beim Tisch, den Kopf in die Hände gestützt, ein Glas Saft vor sich.
    „Alles ok?“, fragte ich vorsichtig und setzte mich gegenüber von ihm. Er blickte mich leicht gequält an, lächelte aber dabei.
    „Ja. Ich hab nur geträumt, dass du …“, er brach ab und schloss wieder für einen Moment die Augen.
    „Ich mach nichts, was du nicht willst“, beteuerte ich hilflos. Auch wenn es nichts brachte. In der Nacht machte sich das Unterbewusstsein selbstständig, da konnte er gar nichts machen.
    „Ich weiß“, sagte er leise. Ich wartete, ob er reden wollte.
    „Ich weiß das, aber ich kenne es nicht anders. Es kam nicht oft vor, aber manchmal schon. Streichel mich, liebkose mich, haben sie verlangt. Zuerst war da die Hoffnung, dass es anders sein würde. Dass sie mir nicht weh tun würden. Aber es war immer das Selbe. Ab einem gewissen Punkt der Erregung sind sie alle brutal geworden“, erzählte er. Dann blickte er entschuldigend zu mir. Ich musste erst mal schlucken. Er redete nie über früher, das musste ich erst mal wieder verdauen. Als ich mich wieder gefangen hatte, konnte ich nur hilflos sagen: „Bei mir besteht die Gefahr nicht. Ich …“
    Wie konnten ihn Worte beruhigen? Wie konnten Worte ihn überzeugen?
    „Ich weiß. Ich glaub dir das, wirklich. Aber …“, er brach betreten ab.
    „… für deine Träume kannst du nichts?“, versuchte ich den Satz zu Ende zu bringen. Er nickte.
    „Ist ok. Das ist mir klar. Komm wieder ins Bett“, forderte ich sanft. Er blickte mich dankbar an und folgte mir ins Schlafzimmer. Nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte, spürte ich seine Hand, die vorsichtig unter meine Decke kam. In freudiger Erwartung spannte ich mich an, dann zwang ich mich, meine Muskeln zu entspannen. Er strich einmal über meinen Arm, was mir ein Kribbeln im Bauch bescherte.
    „Gute Nacht“, raunte er und zog die Hand weg.
    „Gute Nacht“,

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