Gebrochen
er so weit war. Warten, bis er von sich aus sagte, dass er es wollte. So wie er gesagt hatte, dass er mich anfassen wollte.
In meinen Träumen wurde ich für mein Warten entschädigt. Immer öfter träumte ich davon, wie ich ihn verwöhnen durfte. Es wunderte mich daher nicht, dass es zur Gewohnheit wurde, dass ich mit einer Morgenlatte aufwachte. Ich änderte meine Gewohnheit und stieg zuerst unter die Dusche. Erst nachdem ich mich befriedigt hatte – natürlich mit den Bildern aus meinen Träumen vor meinem inneren Auge – putzte ich die Zähne und rasierte mich.
Am Montag überraschte Leon mich, dass er ins Bad kam, als ich gerade mit dem Rasieren fertig war. Ich hatte damit gerechnet, dass er länger schlafen würde. Er konnte sich die Zeit schließlich einteilen. Auf meinen verblüfften Blick hin, murmelte er: „Ich sollte mich umstellen, sonst hab ich wieder am Abend nichts von dir.“
Ich lächelte nur. Leon setzte sich in Bewegung. Er blieb hinter mir stehen. Wie meist, strich seine Hand über meinen Rücken. Durch den Spiegel sah ich, dass sein Blick auf meinen Rücken geheftet war. Dann neigte er den Kopf und presste seine Lippen auf meinen Nacken!
Ich schloss die Augen, konnte gar nicht fassen, was er da machte. Er liebkoste mich mit seinen Lippen, dass ich mir ein wohliges Seufzen nicht verkneifen konnte. Leider hatte ich so gar keine Zeit, seine Liebkosungen zu genießen. Außerdem musste ich mich erst darauf einstellen, hierbei nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Leon nicht. Ich muss los“, brachte ich heraus, obwohl ich ihn viel lieber hätte machen lassen.
„Entschuldige“, sagte er und trat sofort zurück. Ich drehte mich zu ihm, was ihn ein wenig zucken ließ. Normalerweise achtete ich immer darauf, mich in solchen Situationen nicht zu schnell zu bewegen.
„Ist ok. Nur hab ich leider keine Zeit“, erklärte ich. Er nickte und wollte unter die Dusche. Doch ich hielt ihn auf, indem ich an ihn heran trat. Für einen Kuss war schließlich immer Zeit.
Den ganzen Tag musste ich mich erneut daran erinnern, dass Leon das Tempo bestimmte. Während der Arbeit war ich ziemlich abgelenkt, da es eine Menge zu tun gab, nachdem ich eine Woche weg gewesen war. Wie immer war einiges liegen geblieben, obwohl meine Kollegin bemüht gewesen war, so viel wie möglich zu machen. Kaum verließ ich das Büro, musste ich meine Erwartung dämpfen. Nur weil er einen kleinen Schritt weiter gegangen war, hieß dass nicht, dass er alle Zweifel und Ängste überwunden hatte. Er würde sich weiterhin langsam voran tasten, wenn überhaupt.
Bevor ich die Wohnung aufschloss, schraubte ich noch einmal meine Erwartung zurück. Was auch gut war, denn er empfing mich zwar mit einem Kuss, doch nicht mit mehr. Ich war nicht enttäuscht, denn ich hatte nichts anderes erwartet. Er setzte sich auch gleich wieder an den Computer. Sah so aus, als hätte er schon wieder einen Auftrag bekommen. Beim Abendessen war er ein wenig nachdenklich und meinte schließlich: „Heinz hat mir geschrieben.“
„Und?“, hakte ich nach, weil er sich unterbrach.
„Er meinte, ich sollte auch mal in der Firma vorbei schauen. Damit ich die anderen persönlich kennen lerne“, erklärte er. Ich sah alarmiert auf. Leon blickte mich ein wenig hektisch an.
„Du kommst doch schon gut klar“, meinte ich aufmunternd, zwang meine Zweifel zurück.
„Ich hatte es aber noch nie mit einem Haufen Fremder auf einmal zu tun“, zweifelte er.
„Du musst dir einfach immer vor Augen halten, dass sie nur dort sind, um zu arbeiten“, versuchte ich, ihn zu beruhigen. Er sah zwar nicht sehr überzeugt aus, doch er nickte. Es würde ihm ohnehin nichts anderes übrig bleiben, als dass er es machte. Zumindest hatte es für mich so geklungen.
Ich musste zugeben, dass meine Erwartungshaltung stieg, je später es wurde. Ich musste mich zwingen, mich zu entspannen, als wir schließlich ins Bett gingen. Leon rückte zu mir und küsste mich. Seine Hand war an meiner Seite, strich über meine Haut. Ich küsste ihn verlangender als normalerweise, was ihn Gott sei Dank nicht abschreckte. Als er sich von mir löste, wandte er sich nicht ab, sondern senkte nur den Blick auf meine Brust. Die Erwartung war wieder da. Ich war mir ganz sicher, dass er mich mit seinen Lippen verwöhnen würde. Tatsächlich senkte er langsam den Kopf. Seine Hand begann zu zittern, er hielt inne. Dann senkte er den Kopf weiter, das Zittern wurde stärker.
„Nicht“, sagte ich sanft.
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