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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Ecke sah gleich aus. Ich wußte nicht einmal mehr, wie ich zur Hütte gelangen konnte.
    Mehr um mich zu beruhigen, lachte ich über mich selbst. Wie dumm bist du doch, Heaven Leigh, dachte ich. So oft und über so lange Zeit bist du durch dieses Labyrinth gegangen. Du solltest eigentlich nicht so hilflos dastehen! Nimm dir Zeit, denke nach! Stell dir vor, wie es wäre, wenn Tony und Logan zurückkommen würden und dich retten müßten. Wie könntest du eine derartige Dummheit erklären?
    Wieder lief ich durch die Gänge und verfluchte das Rätsel.
    Ich war sicher, daß ich im Kreis herumirrte. Was hatte das überhaupt für einen Sinn? Welches verrückte Gehirn hatte sich dieses Rätsel ausgedacht? Ich blieb stehen, um Atem zu schöpfen, und überlegte verschiedene Möglichkeiten. Je mehr zur Wahl standen, desto verwirrter wurde ich. Jegliches Gefühl für Zeit und Richtung waren mir verlorengegangen. Es wurde immer dunkler. Ich konnte mein schnell schlagendes Herz nicht mehr beruhigen, und ich spürte, wie ich mich mehr und mehr ängstigte.
    Mit gesenktem Kopf ging ich immer weiter. Nach ein paar Minuten hörte ich ein schnappendes Geräusch. Ich blieb stehen und lauschte. Ja, offensichtlich arbeitete da jemand im Garten.
    Ich ging auf das Geräusch zu und sah plötzlich einen älteren Mann, der eine der Hecken schnitt. Da ich ihn nicht erschrecken wollte, wartete ich, bis er mich von selbst wahrnahm. Doch trotz meiner Vorsicht sah ich, wie überrascht er war, als er mich erblickt hatte. Fast wäre er fortgerannt.
    »Warten Sie, haben Sie keine Angst«, rief ich. »Ich bin es, Mrs. Stonewall, Heaven.« Ich kannte ihn nicht, also nahm ich an, daß er erst nach meinem Fortgang von Farthy eingestellt worden war.
    »O Miss«, sagte er. »Du meine Güte!« Er stand auf und hielt sich die Hand aufs Herz. »Haben Sie mich erschreckt! Ich bin froh, daß Sie aus Fleisch und Blut sind, daß Sie zu den Lebenden gehören.«
    »Zum Glück tue ich das. Aber ich muß gestehen, daß ich im Labyrinth war und mich verlaufen habe.«
    »Oh, das passiert leicht… sogar mir.«
    »Arbeiten Sie hier schon lange?« fragte ich. Ich hoffte, ein belangloses Geschwätz würde ihn ablenken, so daß ihm nichts auffiele an mir, was er dann den anderen Dienstboten erzählen konnte.
    »Erst seit ein paar Monaten, gnädige Frau.«
    »Gefällt es Ihnen?«
    »Meistens schon, gnädige Frau. Bis auf den Augenblick jetzt«, sagte er und lachte. »Da dachte ich doch glatt, daß mich einer von Rye Whiskeys Geistern holen will.«
    »Oh, Rye Whiskey. Ja«, sagte ich und lächelte, »der kann jeden verrückt machen mit seinen Geschichten.«
    »Das beschäftigt mich schon, gnädige Frau. Neulich war ich mir ganz sicher, daß ich auf der anderen Seite von einer dieser Hecken Schritte gehört hätte. Ich ging den Geräuschen nach und wartete an einer Wegbiegung, wo derjenige, wer es auch sein würde, hätte herauskommen müssen, nur…«
    »Nur?«
    »Es kam keiner. Auf einen Stapel von Bibeln könnte ich schwören, daß da jemand war.«
    Ich schaute ihn eine Zeitlang an.
    »Wenn man erst einmal solche verrückten Gedanken im Kopf hat, dann spielt einem die Einbildung leicht Streiche«, erklärte ich ihm. Er nickte.
    »So dachte ich mir das auch, gnädige Frau. Nun gut, wenn Sie auf dem schnellsten Wege wieder zum Haus kommen wollen, dann gehen Sie erst hier rechts, dann zweimal links, dann wieder rechts. Das ist alles.«
    »Vielen Dank. Es ist zu dumm, daß ich mich so habe verwirren lassen.«
    »Aber das macht gar nichts, gnädige Frau. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.« Er schaute hoch. »Es ist fast zu dunkel, um noch zu arbeiten. Ich mache noch diese Hecke fertig, dann bin auch ich fort.«
    »Ja«, sagte ich. »Danke, noch einmal.« Ich hielt mich an seine Anweisungen und verließ nur wenige Schritte entfernt von jener Stelle, von wo aus ich losgegangen war, das Labyrinth. Als ich schnell auf das Haus zuging, schaute ich nach oben und sah Jillian noch immer an ihrem Fenster sitzen.
    Jetzt allerdings nickte sie langsam, als ob ich ihr dadurch, daß ich mich verlaufen hatte, etwas bestätigte, was ihren verrückten Vorstellungen neue Nahrung gab. Sie lächelte zu mir herunter und zog sich dann befriedigt vom Fenster zurück.
    Ich beeilte mich, ins Haus zu kommen, um wieder in Sicherheit zu sein. Als ich feststellte, daß Tony und Logan noch nicht zurückgekehrt waren, war ich froh. Ich ging in mein Zimmer und besprengte mir das Gesicht mit kaltem

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