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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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in der Straße, ein kleines Lebensmittelgeschäft, wo Mary Mancini jetzt eintrat und fragte: »Post für uns?«
    »Ja, es war was dabei … Augenblick, da muß irgendwo ein Päckchen sein – Luigi! Wo ist das Päckchen für Signora Mancini?«
    »Hinter der Brotmaschine, und ein Brief liegt auch dabei.« Päckchen und Brief wurden aufgespürt, aber nicht, bevor die Kaufmannsfrau die Gegenwart des Maresciallos registriert hatte, den sie wiedererkannte, wenn auch nur vom Sehen.
    »Wir haben eine Versicherung abgeschlossen«, verkündete sie jetzt, an ihn gewandt.
    »Ach ja …?«
    »Wegen der Fassade. Wo bei uns den ganzen Tag Kundschaft ein und aus geht, tragen wir doch das größte Risiko. Uns werden sie belangen, wenn was passiert, das hab ich auch schon zur Signora Mancini gesagt, und mit den Ausbesserungsarbeiten können sie ja nicht vor Juni anfangen – da kommen Betonbrocken runter so groß wie Parmigiano-Laibe, hab ich zu denen gesagt. Und wenn so ein Ding mal jemanden trifft, dann ist’s aus. Aber jetzt sind wir versichert, das mit der Police kann Ihnen mein Mann erklären – Luigi!«
    »Nein, nein, Sie brauchen Luigi nicht zu rufen!« Mary Mancini blickte von ihrem Päckchen auf und kam dem Maresciallo im letzten Moment zu Hilfe. »Der Maresciallo ist hier, um mit mir über die Freundin zu sprechen, die heute morgen beerdigt wurde.«
    »Ach … doch nicht die Dame, die …«
    »Doch, ja. Aber er hat wenig Zeit, und darum führe ich ihn jetzt lieber nach oben.«
    So leicht ging das freilich nicht, was der Maresciallo, der an solche Dialoge gewöhnt war, auch keine Sekunde geglaubt hatte. Erst gab es noch allerhand Palaver wegen des Päckchens, für das man nicht hatte unterschreiben müssen, was sie aber selbstverständlich, wäre es nötig gewesen, auch getan hätten, vorausgesetzt, die Signora sei einverstanden, nur wisse man heutzutage halt nie, und man wolle schließlich nicht irgendwas für andere Leute unterschreiben, das die, hätten sie Bescheid gewußt, lieber nicht unterschrieben gehabt hätten – aber in diesem Fall war zum Glück gar keine Unterschrift verlangt worden, jedenfalls glaubte sie das, allerdings hatte heute morgen Luigi die Post entgegengenommen, weil sie nämlich gerade bediente, doch sie war ziemlich sicher, daß er gesagt hatte, es sei nichts zu unterschreiben gewesen – Luigi!
    »Tut mir leid«, sagte Mary Mancini, als sie endlich entkommen waren, »aber jeder Mensch freut sich über ein bißchen Aufmerksamkeit, und ich bin so oft nicht da, wenn der Briefträger kommt – außerdem sind die beiden es so gewöhnt, unsere Post mit anzunehmen, daß sie gekränkt wären, wenn ich den Boten bitten würde, oben zu klingeln. Und bei dieser elenden Tür käme er sowieso nicht rein.«
    Mary Mancini drückte auf die Klingel neben der wuchtigen Eichentüre, trat dann einen Schritt zurück und spähte nach oben. Zwei Stockwerke höher öffnete sich ein Fenster, ein langhaariges Mädchen sah zu ihnen hinunter und verschwand gleich wieder.
    »Ihr Schlüssel ist der einzige, der momentan funktioniert. Sie ist bestimmt gleich wieder da …«
    Und wirklich erschien das Mädchen kurz darauf wieder am Fenster und warf einen riesengroßen Eisenschlüssel hinunter, den Mary geschickt auffing.
    »Das macht die Übung, wissen Sie.«
    Doch selbst jetzt war es noch kein leichtes, die Tür zu öffnen, und als das Schloß endlich aufsprang, mußte der Maresciallo ihr helfen, den Türflügel so weit nach innen zu stoßen, bis er dank des eigenen Gewichts zurückschwang. Drinnen im Treppenhaus war es fast stockfinster, und der Maresciallo nahm die Brille ab.
    Es war offenbar einmal ein recht elegantes Stadthaus gewesen. Die hochgewölbte Decke im Eingangsbereich wurde von steinernen Säulen getragen, und in der Mitte führte eine breite Treppe nach oben. Heute jedoch lehnten überall Fahrräder und Mopeds, die Wände waren rissig, und die Ausdünstung überalterter Rohrleitungen war überlagert von einem schweren, penetrant süßlichen Duft wie nach Vanille.
    »Geben Sie acht«, warnte Mary, »es ist ziemlich düster auf der Treppe, aber wir können der Eigentümerversammlung nichts Exklusiveres abluchsen als eine Fünfundzwanzig-Watt-Birne … Der Geruch kommt übrigens aus den Parterreräumen im Hof. Da wird für die Bars gebacken. Riecht ein bißchen widerlich, obschon wir selber das nach zwanzig Jahren kaum noch wahrnehmen. Aber bitte – treten Sie ein.«
    »Danke sehr. Schön warm hier drinnen.« Und

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