Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
Denkenden. Das gezeigt zu haben war das große Verdienst von Eric Kandel, wofür er vollkommen zu Recht den Nobelpreis bekam. Er konnte Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln.
Dass die Seehasenspezies weiß, dass sie Teil eines Nobelpreisprojekts war, ist sehr unwahrscheinlich, denn 20.000 Neuronen sind wirklich nicht viel. Gemeinsam auf den Erfolg anzustoßen war also leider nicht möglich. Manche Menschen behaupten zwar, dass die Natur, und damit auch der Seehase, sich mit der Zeit Sachen angewöhnt, die sie schon einmal gemacht hat und sich das meiste auch gemerkt hat. Und zwar aufgrund von Feldern, die die Entwicklung jeglicher Struktur weltweit verantworten sollen, und zwar, hört, hört, als formbildende Verursacher. Deshalb wäre ein Einser mit Sternchen für die Natur bei jeder Lernzielkontrolle ausgemachte Sache, weil die Erde nach rund 4,5 Milliarden Jahren einfach schon alles wüsste. Allerdings reichen vermutlich selbst 20.000 Neuronen, um solche Behauptungen als das zu erkennen, was sie sind, nämlich blasierter Unsinn.
Wer so etwas ernsthaft behauptet, ist entweder a) ein Wichtigtuer b) ein Einfaltspinsel oder c) ein Lügner. Die richtige Antwort erfahren Sie in Kapitel 2, wie gewohnt in Spiegelschrift.
* Das kennt man auch von den berühmten Hunden, mit denen Iwan Pawlow 1905 eingehend experimentiert hat.
inem alten Volksglauben zufolge können Tiere im Stall während der sogenannten Raunächte um Mitternacht die menschliche Sprache sprechen und die Zukunft vorhersagen. Als Raunächte werden, je nach Zählung, noch heute drei bis zwölf Nächte rund um die Weihnachtszeit veranschlagt.
Eine tierische Sneak Preview des kommenden Jahres klingt verlockend, aber die Sache hat einen Haken. Wer die Tiere im Stall belauscht, hat zwar einen enormen Wettbewerbsvorteil, aber leider nur sehr kurz, denn er muss daraufhin sofort sterben. Warum, ist nicht bekannt. Die Statuten lauten so. Wer nicht damit einverstanden ist, muss ja nicht unbedingt zwischen 21. Dezember und Dreikönig in den Stall gehen. Nur Sonntagskinder, die zwischen Mitternacht und ein Uhr nachts geboren wurden, können die Tierstimmen hören, ohne um ihr Leben bangen zu müssen. Dass es heute nur noch wenige Sonntagskinder in unseren Breiten gibt – durch die Arbeitszeitregelungen und den in Mode gekommenen Kaiserschnitt werden die meisten Kinder an Montagen und Dienstagen auf die Welt gebracht –, ist aber nicht der Grund, dass man kaum Sonntagskinder in Talkshows herumsitzen sieht, die behaupten, sie hätten die Tiere belauscht und würden daher die Zukunft kennen.
Es glauben einfach nur noch sehr wenige Menschen bei uns, dass sie sprechende Tiere antreffen, wenn sie zu Weihnachten in den Stall gehen. Zudem haben die meisten Menschen noch nie in ihrem Leben einen Stall von innen gesehen. Der Anteil der Bauern an der Gesamtbevölkerung beträgt in Mitteleuropa gerade noch rund fünf Prozent. Urlaub auf dem Bauernhof ist auch nicht gerade ein Massentourismusphänomen. Und nur wegen der paar Tage im Jahr einen Stall anschaffen, das macht niemand, dafür gibt es zu Weihnachten nicht einmal bei Tchibo ein Lockangebot. Wer jedoch glaubt, dass der einfältige Kinderglaube an übersinnlich begabte Tiere deshalb verschwunden ist, der täuscht sich. Er hat nur einen anderen Namen. Die Raunächte von seinerzeit heißen heute morphogenetische Felder.
Felder in der Physik sind sehr schwer zu verstehen und zu erklären. Nicht zuletzt deshalb wird mit ihnen genauso viel Schindluder getrieben wie mit Quanten oder Energie. Dabei kann mit Quantenmechanik auch ganz seriös bewiesen werden, dass es sich beim „Froschkönig“ keineswegs zwangsläufig um ein Märchen handelt. Es könnte sich genauso zugetragen haben mit dem Froschwurf. Doch davon später mehr. Wie schwierig es ist, den physikalischen Feldbegriff zu verstehen oder verständlich zu machen, können Sie ganz leicht selbst überprüfen. Bitten Sie einen Physiker oder eine Physikerin Ihres Vertrauens – wenn Sie so jemanden kennen, dann gehören Sie allerdings zu einer gesellschaftlichen Splittergruppe –, Ihnen zu erklären, was man in der Physik unter Feldern oder Feldstärke und dergleichen mehr versteht. Wenn es sich um eine schulische Fachkraft handelt, die das Konzept „Feld“ selber nicht ganz verstanden und letztlich nur auswendig gelernt hat, um Kinder in der Schule damit zu quälen, so wird die Antwort eventuell beginnen mit „Das ist nicht ganz einfach, dafür muss man sich etwas
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