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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einmal was gönnen,
    Und unser Dritter – nu, der wird schon können.«
     
    Und so kam Mai. Der Fink im Walde schlug,
    Porst ging spazieren oder saß im Krug,
    Meist plaudernd mit des Krügers muntrer Frau
    Von Margarine, Butter, Mastviehschau,
    Von Wollmarkt und wie gut der Roggen stünde, –
    Das ew'ge Klagen sei doch fast 'ne Sünde.
    »Das find' ich auch und sag' es jeden Morgen;
    Die Wirtschaft, ach, ich hab' ganz andre Sorgen,
    Die Jungen wachsen 'ran, die richt'gen Rangen,
    Mit unserm Willem is nichts anzufangen:
    Der Jung' is faul, für gar nichts hat er Sinn,
    Ganz wie sein Vater dröhmt er bloß so hin,
    Und 's Rechnen wird ihm alle Tage schwerer –
    Ich habe schon gedacht ... vielleicht der Lehrer?«
     
    »Wohl möglich, Frau; doch wie's damit auch sei,
    Da hilft sich's schon ohn' große Hexerei,
    Latein, Geschichte werd'
ich
mit ihm treiben, –
    Kann er denn schon 'nen deutschen Aufsatz schreiben?
    Und wenn auch nicht, so viel versprech' ich Ihnen,
    Er soll, zum mind'sten, nicht drei Jahre dienen.«
     
    Und wie versprochen, gleich am andern Tag
    Tritt Porst ins Zimmer, mit dem Glockenschlag;
    Und weiter so, – nie läßt er lange warten –
    Er kommt mit Zumpt, mit Lexikon und Karten,
    Und was das Best' (im Busen wird es helle),
    Der Junge kommt auch wirklich von der Stelle!
    Lernt »Tabakspfeife«, »Bürgschaft«, Gellerts Fabeln,
    Unregelmäß'ge Verben und Vokabeln,
    Lernt piper und papaver und auf is
    Was masculini generis.
     
    Und eines Tages, nicht mehr allzu früh,
    ( ... »er bleibt
zu
lange, gibt sich
zu
viel Müh«)
    Erscheint beim Unterricht die Krügerin
    Und stellt vor Porst 'nen Eierbecher hin,
    'nen Eierbecher, drin ein kleines Ei,
    Ganz
klein, die dünne Schale schon entzwei.
    Porst lächelt, nimmt's und ißt's in guter Ruh;
    Die Krüg'rin lächelt auch, und sieht ihm zu.
     
    Vergangen sind an zweiundzwanzig Jahr.
    Der Kandidat Konsistorialrat war,
    Hofprediger, Generalsup'rintendent,
    Ein großer Stern am preuß'schen Firmament.
    Und heut vom Königsschloß her, klar und munter
    Kommt er den breiten Opernplatz herunter,
    Und an der Neuen Wache, glau und schlau,
    Wer will an ihm vorbei? – die Krügersfrau.
     
    Die Schritte hemmt er. »Ei, Frau Krüg'rin ei,
    Hübsch stillgestanden, nicht so stolz vorbei!
    Was macht der Mann? Was ist im Schlosse los?
    Der Graf, ich weiß, war letzthin in Davos;
    Und Willem; wenn nicht avanciert er ist,
    Der ist nun wohl schon lange Reservist?«
     
    »Gott, Gott! mir zittern ordentlich die Knie,
    Herr Kandidat, jetzt erst erkenn' ich Sie,
    Sonst war Ihr Rock so weit und so bequem,
    Sie sind nicht mehr so spillrig wie vordem.
    Und was mein Mann, mit
dem
wird's immer schlimmer
    Er sitzt so rum und raucht und schläft noch immer;
    Uns' Willem aber,
dem
geht's gut genug,
    Wir
sind im Altenteil,
er
hat den Krug;
    Vorm Haus die Linde hat er eingeschient,
    Und hat auch wirklich nur
ein
Jahr gedient.
    Gott, manchmal denk' ich noch an all die Sachen,
    's mußt' Ihnen doch 'ne rechte Freude machen;
    Die Gräfin kam ja Neujahr erst zurück,
    Da war das mit dem Willem doch ein Glück,
    Und gab ein bißchen doch für Sie zu tun,
    Statt so den ganzen Tag sich auszuruhn.
    Und einmal, als die Stunde schon vorbei ...
    Sie nicken ... ach, Sie wissen schon ... das Ei«
     
     
Luren-Konzert
    In Kopenhagen, groß und gesperrt,
    Am Saal-Eingange stand:
Luren-Konzert.
     
    Und an meinen Gastfreund jener Tage
    Richte voll Neugier ich die Frage:
    »Sage, was meint das? Bis Fausts Lemuren
    Reicht es gerade. Doch was sind Luren?«
     
    »Luren, in Tagen der Goten und Geten,
    Hießen unsre Nordlands-Trompeten,
    Hörner waren's, von sieben Fuß Länge,
    Schlachtruf waren ihre Klänge,
    Die Luren, lange vor Gorm dem Alten,
    Übers Moor und über die Heide schallten ...
     
    Wo der Steindamm sich hinzieht, stieben die Funken,
    In den Sumpf ist Roß und Troß versunken,
    Und versunken unter die Binsen und Gräser
    Waren zuletzt auch die Lurenbläser.
    Da lagen sie. Bis zu zweitausend Jahren
    Sind Nebel und Wind drüber hingefahren,
    Eines Tages aber grub man, und Schwert und Knauf
    Und die Luren auch stiegen wieder herauf,
    Herauf aus dem Moorgrund unterm Rasen,
    Und auf diesen Luren wird heute geblasen.«
     
    Ein tret' ich. Im Saal, an Estrad' und Wand,
    Sitzen schöne Frauen, die Fächer in Hand;
    Luftig die Kleider, kokett die Hüte,
    Vorn an der Brust eine Heidekrautblüte,
    So sitzen sie da; Lorgnon und Gläser
    Richten sich auf die Lurenbläser.
     
    Das sind ihrer

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