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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Wenn wir hier lebend rauskommen wollen, sollten Sie nicht zimperlich sein.« Sebastian klang ernst.
    Anna versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber er wich ihr aus. »Alles okay?«, sprach sie ihn an und berührte seinen Arm.
    »Ja, alles okay. Nur ein Déjà-vu.«
    Sie wollte ihn trösten, aber es blieb keine Zeit. Deshalb schenkte sie ihm ein Lächeln.
    »Frau Graf? Sie und Anna bleiben dicht hinter mir und nehmen das Kind an die Hand. Herr Cole? Sie kümmern sich bitte um die verwirrte Dame und bilden das Schlusslicht.« Er sprach profimäßig, überhaupt nicht wie sonst.
    »Wer sind die Männer, Anna?«, fragte ihre Mutter.
    »Später«, sagte sie nur. Furcht vor dem Rückweg saß ihr im Nacken. Das eisige Gefühl lief ihr den Rücken hinunter und breitete sich im Körper aus. Dass Sebastian das Beiratsmitglied eiskalt getötet hatte, setzte ihr ganz schön zu. Aber sie verfolgten doch das Ziel, sie alle in die Hölle zu schicken, oder? Wie ihr Gemüt das überstehen sollte, wusste der Geier. Aber Geier konnte Anna ohnehin noch nie ausstehen.
    »Fertig?«, fragte Sebastian.
    Niemand antwortete. Er trat die Stahltür auf, die wieder schwer ins Schloss gefallen war. Als sie aufschwang und so grob gegen die Kellermauer knallte, dass Stücke des Putzes auf die Erde rieselten, wollte Anna am liebsten in Ohnmacht fallen. Sie blickten in die Läufe von zwölf Handfeuerwaffen.

36. Kapitel
    Den Spieß umgedreht
    M arla nahm zwischen dem Rest des neuen Jägerteams im Konferenzsaal Platz. Sie versuchte, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen, aber so ganz gelang es ihr nicht. Robert Pearson musterte sie verdächtig, zuvor hatte er einen Schwung Menschen in den Saal geführt. Die Mentoren standen vor dem Rednerpult und lächelten zu den neuen Huntern herab. Da der Beirat nicht wissen konnte, für welches Talent sich die Mitstreiter entschieden, hatte er einfach für jede Fähigkeit einen Lehrmeister besorgt.
    »Mrs. Cole, Sie sehen heute wach aus«, sagte Robert und lächelte sie an. Der Unterton, der in diesem vermeintlich freundlichen Satz mitschwang, verhieß dennoch nichts Gutes.
    Marla blickte zwar auf, sagte aber nichts. In drei Teufels Namen, sie durfte nicht auffallen.
    »Wo ist Miss Graf?«, fragte Aldwyn laut.
    Ratlose Gesichter.
    »Kevin, gehen Sie bitte nachsehen, wo unsere Anführerin bleibt«, forderte Robert auf.
    Kevin sprang auf und lief durch den Saal. Die Euphorie stand ihm ins Gesicht geschrieben, Feuer und Flamme, endlich loszulegen.
    Was für ein naiver Trottel. Wertvolle Minuten verstrichen. Marla hoffte, dass sie bald ein Zeichen von Anna erhielt. Lange blieb es nicht mehr verborgen, dass sie nicht mehr verflucht war. Ihr Blick wanderte zu Jenny. Ihre Tochter spielte die Rolle sehr gut, vielleicht sogar besser als sie.
    Kevin stürzte zurück in den Saal, sein Atem ging schnell. »Sie ist nicht da«, keuchte er. Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben und sein Tatendrang war verflogen.
    »Nicht da?«, fragte Aldwyn hellhörig.
    Roberts selbstsichere Fassade bröckelte von seinem Gesicht.
    »Nein Sir. Ich habe auch im Bad und im Speisesaal nachgesehen.«
    »Weiß jemand, wo sich Miss Graf aufhält?«, fragte Robert und hielt den bohrenden Blick auf Marla gerichtet.
    Er weiß, was los ist. Marla setzte ein dümmliches, zurückhaltendes Lächeln auf.
    »Wir werden nicht ohne sie anfangen«, teilte der ältere der beiden Engländer mit.
    »Wir gehen sie alle suchen«, delegierte Robert streng und sie kamen seiner Aufforderung unmittelbar nach.
    Das neue Jägerteam wirkte nervös, denn in ihren Augen bewahrheitete sich das Schlimmste.
    »Aldwyn, Sie und die Mentoren suchen im Wald, der Rest bleibt mit mir im Haus.«
    Marla versuchte, sich davonzustehlen. Sie huschte hinter Jenny zum Ausgang, als Robert sie hart am Handgelenk schnappte und zurückhielt. Er funkelte sie zornig an.
    »Wo ist sie?«, fragte er unverblümt.
    Marla unterdrückte ein Grinsen. »Wer?«, fragte sie unschuldig.
    »Glauben Sie nicht, ich wäre blind für das, was hier vor sich geht. Sie wurden von Ihrem Fluch befreit.«
    »Mom?« Jenny blieb in der Tür stehen und schätzte ab, ob sie Marla helfen musste.
    Marla besaß einen Plan B. Sie öffnete ihre linke Faust, die sorgsam ein Pulver umschlossen hielt, und blies es dem verdutzten Robert durch einen gezielten Atemzug ins Gesicht. Bella Donna, Tollkirsche. Die getrockneten Beeren wurden zerstanzt und exakt fünfundvierzig Minuten über der Flamme einer schwarzen Kerze geröstet.

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