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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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hast sein Herz knapp verfehlt. Aber sag noch mal, du könntest mit dem Teil nicht umgehen.«
    Anna atmete erleichtert aus, als der Körper des Mannes in Flammen aufging. Sebastian hielt ein Herz in der Hand. Es schlug noch und besudelte den Keller mit Blut.
    Ihr entfuhr ein Schrei.
    Sebastian besah sie mit einem mitleidigen Blick. Die Schwärze schaffte es nicht, das Blau seiner Augen zu vertreiben. Er hatte sich im Griff, ganz plötzlich. »Anna, das musste sein. Er wollte mich töten. Glaubst du, in diesem Kampf werden wir uns bloß mit Tomaten beschmeißen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste doch, dass es Tote geben würde. Und lieber die Halbmonster starben als einer von ihnen. Trotzdem konnte und würde sie sich nicht an den Anblick von Leichen und Blutbädern gewöhnen. Ging das überhaupt? Vermutlich musste man dazu ein ziemlicher Psycho sein. Auch wenn sie sich seit jüngster Zeit in die Kategorie einordnen ließ, so schlimm stand es noch nicht um sie.
    Sebastian warf das pulsierende Herz in die nächste Ecke. Das klatschende Geräusch auf dem Steinboden ließ sie würgen. Sie verbannte die Gedanken an seine Unmenschlichkeit ganz weit nach hinten im Kopf.
    So, als hätte er es schon oft getan, wischte sich Sebastian die blutige Hand an seiner Jeanshose ab. Ihn schien es völlig kalt zu lassen, was er da gerade getan hatte.
    Er brach den Fluch, der die Tür verschloss.
    Anna hatte immer noch genug damit zu tun, ihre Angst in Schach zu halten, als ihr Blick in den dunklen Raum glitt. Der Anblick des Verlieses schnürte ihr die Kehle zu. Sie erkannte, dass das Beiratsmitglied den Tod verdient hatte.
    Die Geiseln saßen in winzigen Zellen, Käfige traf es fast besser. Erschreckend bleiche Gesichter kniffen die Augen zusammen, als die Flurbeleuchtung den Raum flutete. Der Uringeruch, der ihnen entgegenschlug, trieb Tränen in die Augen und löste Würgreflexe aus. Es gab nicht einmal ein Fenster.
    »Anna?« Die Stimme riss sie aus der Starre.
    »Mama!« Anna sprang auf eine Zelle zu und schob ihre Hände durch das Gitter.
    »Was tust du hier?« Ihre Mutter klang ängstlich, erleichtert, verwirrt und heiser.
    »Wir retten euch«, sagte sie. Dicke Tränen rollten ihr übers Gesicht.
    Sebastian zog sie grob zur Seite. Anna wollte sich schon wütend wieder losreißen, als sie verstand. Ein Magiestoß rauschte durch ihren Körper, bevor der Fluch die Türen sprengte.
    Die Menschen in den Käfigen sahen sie aus großen Augen an, begriffen nicht, was vor sich ging. Vielleicht hatten sie bis dato überhaupt nicht verstanden, was mit ihnen geschah.
    Anna zog ihre Mutter aus dem Käfig und drückte sie an sich. Sie zitterte am ganzen Körper. »Alles gut«, flüsterte sie ihr zu. Ein älterer Herr, vermutlich Franks Vater, entschloss sich, sich der Freiheit hinzugeben und schob sein Gatter zur Seite. Er erkannte Sebastian und klopfte ihm auf die Schulter. Anna verstand den Wortwechsel nicht, denn ihre Mutter schluchzte ihr inzwischen laut ins Ohr. Der Schock löste sich nur langsam.
    Ihr Blick fiel auf ein kleines Mädchen. Es saß verschüchtert in der hintersten Ecke seines Käfigs, mit rot verweinten Augen starrte es ängstlich zurück. Wie konnte man ein Kind so behandeln? Ihr Trauma würde ewig halten.
    »Bist du Vanessas Schwester?«, fragte Anna vorsichtig und löste sich aus dem klammernden Griff. Ihre Mutter wollte nicht loslassen. »Mama, geh zu Sebastian. Wir müssen hier alle raus, okay?«
    Sie blickte Anna verstört an, verstand aber und dackelte auf wackligen Beinen zu ihm hinüber. Sebastian lehnte abseits an der Wand, seinem Gesicht entwich die Farbe. Was war los mit ihm? Er schloss die Augen und raufte sich das Haar.
    Anna beschloss, erst Vanessas Schwester zu helfen, und bot ihr die Hand an. Zögerlich umfasste sie sie und trat heraus in den Keller.
    Eine verrückt wirkende Frau blieb im Schutz ihrer Zelle sitzen. Das musste Sallys Mutter sein.
    »Das ist also der Beirat? Die Männer, von denen mein Sohn noch nie etwas Gutes hielt?« Franks Vater trat neben sie, er sah erstaunlich gefasst aus.
    Anna nickte.
    »Glauben Sie, Sie können mit einer Armbrust umgehen?«, fragte Sebastian, der sich aus seiner Starre gelöst hatte und sich zu ihnen gesellte.
    »Ich hab’s noch nie gemacht«, antwortete Mr. Cole.
    »Dann tun Sie es jetzt. Frau Graf?«
    Ihre Mutter blickte ihn erschrocken an. »Ich soll auch so ein Ding in die Hand nehmen?«
    »Sehen Sie sich Anna an. Nehmen Sie sich Ihre Tochter zum Vorbild.

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