Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
In den sieben Monaten ihrer Ehe war sie vor keiner Anstrengung zurückgeschreckt – auch nicht vor ihrem Ehemann. Lächelnd erinnerte er sich an einige Streitigkeiten, an das Glück der Versöhnung. Dieser Gedanke beschleunigte seinen Pulsschlag.
Langweilig waren diese sieben Monate nie gewesen.
»Du hast recht«, sagte er und drückte ihre Hand an seine Wange. »Wir werden eben noch härter arbeiten.«
Erst am vierten Tag konnten sie das Haus verlassen. Der Wind war verebbt, wie ein tiefblaues Gewölbe spannte sich der Himmel über dem Land und schien die bittere Kälte Lügen zu strafen.
Sie mussten die Gesichter verhüllen, sonst hätten sie in der eisigen Luft nicht atmen können. Und es kostete sie fast übermenschliche Kraft, allein nur zum Stall zu gelangen, um dort nach den Tieren zu sehen.
Die Kuh fühlte sich sichtlich elend, und ihr berstend volles Euter schmerzte so heftig, dass sie mehrmals nach Ray trat, als er sie zu melken versuchte, immer wieder musste er aufhören und von neuem anfangen, und es dauerte über eine Stunde, bis sie endlich stillstand, die Milch ungehindert in den Eimer floss.
Inzwischen versorgte Madelyn die Pferde, fütterte und tränkte sie, mistete die Boxen aus und legte frisches Heu hinein.
Die Tiere wirkten nervös und schienen sich zu freuen, als sie die beiden Menschen sahen. Tränen brannten in Madelyns Augen. Wenigstens standen sie geschützt im Stall. Sie konnte es kaum ertragen, an die Rinder draußen im Freien zu denken.
Ray belud den Lieferwagen und den kleinen Anhänger mit Heu. Entschlossen kletterte Madelyn ins Fahrerhaus, und als er die Stirn runzelte, schaute sie ihn herausfordernd an. Nichts auf der Welt würde sie dazu bringen, wieder auszusteigen und ihn in dieser Eiseskälte allein auf die Weide fahren zu lassen. Wenn ihm etwas zustieß, wenn er stürzte, den Lieferwagen nicht erreichte oder die Besinnung verlor, würde er binnen kurzer Zeit erfrieren.
Vorsichtig steuerte er das Fahrzeug zu dem geschützten Gebiet, wo die Herde überwintern sollte.
Und dann trat er auf die Bremse, das Gesicht ausdruckslos. Nichts war zu sehen, nur leere weiße Landschaft. Die Sonne glitzerte auf dem Schnee, und Ray setzte seine Sonnenbrille auf.
Schweigend folgte Madelyn diesem Beispiel.
Er fuhr weiter, hielt Ausschau nach den Rindern, für den Fall, dass tatsächlich eines überlebt harte.
Die weiße Decke könnte die Kadaver verbergen.
Endlich hörten sie ein jämmerliches Muhen und fanden ein paar Tiere, die auf der Suche nach Nahrung oder Schutz zu einer Baumgruppe geraten waren. An den Stämmen hatten sich hohe Schneewehen gebildet, einen Teil des Windes abgehalten und den Rindern vermutlich das Leben gerettet.
Rays Miene war immer noch verschlossen, als er ein paar Heuballen vom Anhänger warf und Madelyn wusste, wie ihm zumute war. Er wagte nicht zu hoffen, fürchtete, diese Tiere wären die einzigen, die den Kälteeinbruch unbeschadet überstanden hatten.
Er durchschnitt die Schnüre der Ballen, breitete das Heu aus und schaufelte eine Öffnung in den Schnee. Die verängstigten Rinder krochen aus ihrem Schlupfwinkel und stürzten sich hungrig auf das Heu. Er zählte sie, und seine Kinnmuskeln spannten sich an. Offenbar handelte es sich nur um einen Bruchteil der Herde, die sich in dieser Gegend aufhalten müsste.
Als er wieder ins Fahrerhaus gestiegen war, krampften sich seine behandschuhten Finger um das Lenkrad.
»Wenn diese Rinder überlebt haben, müssen auch noch andere dasein«, meinte Madelyn. »Wir suchen weiter.«
Am Ufer eines zugefrorenen Teichs entdeckten sie mehrere Tiere, aber sie lagen kraftlos auf der Seite, mitleiderregende verschneite Gestalten. Ray zählte sie. Sechsunddreißig waren tot, die Kälber zu klein, um im Schnee aufgestöbert zu werden.
Eine Kuh hatte sich in einem Gewirr aus Gestrüpp und Draht verfangen. Ihr Kalb kauerte neben ihr und beobachtete mit unschuldigen braunen Augen, wie die Mutter mit schwindenden Kräften gegen ihre Fesseln kämpfte. Ray befreite sie, und sie rappelte sich hoch, war aber zu schwach, um sich weiterhin zu bewegen. Auch das Kalb stand auf und stolperte auf wackeligen Beinen zum mütterlichen Euter.
Ray warf Heu in den Schnee, dann setzte er gemeinsam mit Madelyn die Suche fort.
In einer Schlucht fanden sie einige überlebende Tiere, in einiger Entfernung zehn Kadaver. Und so ging es den ganzen restlichen Tag. Wann immer sie lebende Rinder aufspürten, entdeckten sie ebenso viele tote.
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