Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
Ray verteilte das Heu, zerhackte die Eisschichten zugefrorener Teiche, notierte die Zahlen seiner Verluste und der geretteten Tiere. Die Hälfte der Herde war verendet, und er musste mit weiteren Opfern rechnen. Wie eine Zentnerlast lag die schreckliche Situation auf seinen Schultern. Er war seinem Ziel schon so nahe gewesen – und jetzt das…
Am nächsten Tag stöberten sie verirrte Rinder auf und versuchten die Herde zusammenzutreiben.
Ray ritt, und Madelyn steuerte den Lieferwagen mit dem Anhänger, auf den sie Heuballen geladen hatten. Die Temperatur stieg auf zehn Minusgrade, aber nun war es zu spät.
Ein einjähriger Bulle wollte sich der Herde nicht anschlie ßen und scherte nach links aus. Sofort folgte ihm das Pferd, sprang vor das ungestüme junge Tier und drängte es zu den anderen zurück.
Eigensinnig blieb der Bulle stehen, schwenkte den Kopf hin und her und gebärdete sich wie ein aufsässiger Teenager.
Plötzlich unternahm er einen zweiten Fluchtversuch und stürmte über einen Teich, aber Ray hatte die Eisschicht am Ufer aufgehackt, und das Wasser war inzwischen nicht hinreichend gefroren, um das beträchtliche Gewicht des Bullen zu tragen. Die Hinterbeine brachen ein, er fiel rückwärts, verdrehte die Augen und brüllte verängstigt.
Fluchend holte Ray sein Lasso hervor und ritt zum Ufer.
Madelyn stoppte den Lieferwagen und stieg aus. »Steig nicht auf das Eis!« warnte sie.
»Keine Bange, ich in nicht so dumm wie dieses Biest!« rief er, schüttelte das Lasso aus und schwenkte die Schlinge ein paar Mal durch die Luft. Beim ersten Wurf verfehlte er das Ziel, weil sich das junge Tier verzweifelt hin und her wand. Bei diesem Kampf zerbrach es noch mehr Eis, und der Körper verschwand im Wasser.
Beim zweiten Wurf schlang sich das Lasso um den Kopf des Bullen, und Ray knotete das Seil rasch um den Sattelknauf.
Unter den Anweisungen des Reiters ging das Pferd langsam rückwärts und zog den Bullen aus dem Wasser.
Als er ans Ufer gelangt war, blieb das Pferd stehen. Ray streifte die Schlinge vom Kopf des Bullen.
Sobald das ungebärdige junge Tier befreit war, geriet es in Panik, brüllend rammte es den Hengst und stieß den Reiter seitwärts ins Wasser.
Madelyn unterdrückte einen Schrei, als sie zum Ufer rannte, und wartete atemlos, bis Ray auftauchte. Endlich sah sie ihn, etwa fünf Meter weiter draußen. Aber selbst diese kurze Strecke konnte er nicht bewältigen. Das eisige Wasser lahmte seine Glieder, und er vermochte nichts weiter, als sich an einem Eisbrocken festzuhalten. Sie packte das Lasso, führte das Pferd an den Wasserrand, aber sie wusste nicht, wie sie die Schlinge auswerfen musste, und es wäre ohnehin unmöglich gewesen, Ray am Hals aus dem Teich zu ziehen.
»Kannst du das Seil auffangen?« rief sie. Eine behandschuhte Hand bewegte ich, und sie hoffte, dass Ray damit seine Zustimmung ausdrückte. Sie warf das Lasso zu ihm, er bemühte sich einen Arm hochzustrecken, bewegte sich aber zu langsam und schwerfällig und der Strick fiel ins Wasser.
Sie musste Ray sofort herausholen. Noch zwei Minuten – und es würde zu spät sein. Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen, ihr Gesicht war so weiß wie der Schnee ringsum. Nur sie allein vermochte ihn zu retten, und für Überlegungen blieb keine Zeit. Sie zog das Seil aus dem Teich und trat vorsichtig auf eine Eisscholle am Ufer.
Ray reckte den Kopf hoch, entsetzt schnappte er nach Luft, als er Madelyn auf sich zukommen sah.
»Nein!« stieß er heiser hervor.
Doch sie achtete nicht auf seinen Ruf. Sie legte sich auf den Bauch, wand sich voran, verteilte ihr Gewicht auf dem Eis, so gut es ging, spürte aber immer wieder ein bedrohliches Knacken unter ihrem Körper. Noch zweieinhalb Meter. Nur zweieinhalb Meter. In der Theorie ein kurzer Weg. In der Praxis endlos.
Das Eis, an dem er sich festklammerte, begann zu zerbrö ckeln. Madelyn schob sich weiter vor, beschleunigte das Tempo und ignorierte ihre eigene Sicherheit. Als das Eis brach und Ray wieder untertauchte, packte sie ihn am Mantelkragen und zerrte ihn hoch. Beinahe versank Madelyn zusammen mit Ray im Wasser, aber es gelang ihr, rechtzeitig nach hinten zu rutschen.
»Ich habe das Seil mitgebracht.« Ihre Zähne klapperten nicht nur wegen der Kälte. »Wenn ich es über deinen Kopf und unter die Arme schlinge, zieht dich das Pferd hinaus, okay?«
Er nickte. Seine Lippen waren blau gefroren, aber trotz seiner Schwäche schaffte er es, erst einen Arm und dann
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