Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
rumliegen. Es ist wirklich ekelhaft.
Ich will schon die Wohnungstür hinter mir ins Schloss werfen, als ich mich an die Anti-Juckreiz-Salbe erinnere . Die nehme ich noch mit. Und dann bin ich weg. Salut, Commissaire Carreras. Ab heute kannst du wieder Nadine ficken.
***
Angewidert stapfe ich über dunkle, verdreckte Gehwege. Anteuil habe ich mir auch schöner vorgestellt. Eine richtige Drecksgegend ist das, wo die Kommissare wohnen. Und wer weiß wie abgelegen. Fast eine halbe Stunde brauche ich bis zur nächsten Metro-Station, wo ich noch einmal eine Ewigkeit warten muss, bis der nächste Zug kommt, der mich zum Bahnhof Paris bringt.
Das Licht in dem Metrowagon besänftigt mich schon fast. Daran kann man sehen, wie sehr ich mich auf dem Weg hierher gegruselt habe. Ich pflanze mich neben eine alte Frau, weil sie die einzige in dem Wagon ist, die mir vertrauenerweckend erscheint.
Was für eine Pleite! Welcher Teufel hat mich nur geritten, mich von dem Kommissar mit nach Paris nehmen zu lassen. Was für eine total bekloppte Idee! Hätte ich mich doch an irgendeinem Bahnhof absetzen lassen und wäre nach Hause gefahren! Es fällt mir wirklich schwer, dieses Erlebnis als eine Erfahrung abzuhaken, die ihr Gutes hat. Im Nachhinein komme ich mir vor wie eine blöde Kuh, die auf einen Flachleger reingefallen ist.
Die Alte neben mir lächelt mir zu. Zahnlos.
Na ja, vielleicht sollte ich ein oder zwei Stündchen abwarten. Dann sieht die Welt sicher anders aus. Dass ich keine weiteren derartigen Erfahrungen brauche in meinem Leben, ist mir allerdings schon jetzt klar. Wenn meine Mutter mir mal wieder damit kommen sollte, dass ich erst ein paar Männer vernaschen sollte, bevor ich mich auf einen festlege, werde ich ihr einen Vogel zeigen.
Außer mir und der zahnlosen Alten sind nur ein paar vereinzelte Leute in dem Wagon. Vielleicht erscheint mir das Klingeln meines Handys darum so laut wie das Jaulen eines Martinhorns an einem Polizeiwagens. Ich nicke der Alten zu und verziehe mich mit meinem Handy in die hinterste Ecke des Abteils.
Der Anrufer, beziehungsweise die Anruferin ist meine Mutter. Pah! Die hat mir gerade noch gefehlt. Ich drücke sie weg. Allein sieben Anrufe in Abwesenheit gehen auf ihr Konto. Ein weiterer Anruf stammt von einem Leo. Ich kenne aber keinen Leo. Und ich habe eine SMS von Clément. Und da rutscht mir doch glatt das Herz in die Hose.
Meine Finger zittern geradezu wie Espenlaub, als ich Cléments Nachricht öffne.
Während die Metro über die Gleise rumpelt, verschwimmen die Buchstaben vor meinen Augen. Ich atme tief durch und stelle meine Augen scharf. Sind das Tränen? Wenn ja, dann schlucke ich sie runter. Nach allem, was ich durchgemacht habe, ist eine Nachricht von Clément ja wohl kein Anlass zur Sorge. Ich atme tief durch. Und dann bin ich körperlich und seelisch bereit für die SMS von Clément.
Liebe Jade! Ich hoffe, du bist mir nicht allzu böse wegen meiner letzten Nachricht. Ich war wütend (Du weißt schon warum). Natürlich bin ich nicht verreist. Ich war schon mehrmals bei euch zu Hause, aber ihr seid anscheinend immer noch in Paris. Wenn du zurück bist, melde dich doch bitte bei mir. Wir müssen reden. Gruß, Clément
Ich lese die Nachricht noch mehrere Male. Nicht, weil ich sie nicht verstehe. Auch nicht, weil ich eine versteckte Botschaft darin suche. Allenfalls, weil ich gleichzeitig in mich hineinhorche, ob sich da irgendetwas regt. Ich warte auf ein Zeichen, irgendeinen Hinweis, dass ich Clément noch liebe. Aber momentan fühle ich mich so gut wie tot.
Natürlich ist er nicht verreist, geht es mir immer wieder durch den Kopf. Aber bestimmt nicht, weil er mich so sehr liebt, sondern wohl eher, weil wir uns gerade in der Weihnachtszeit befinden. Und da kann er wohl kaum in der Gärtnerei fehlen.
Glücklicherweise dauert die Fahrt bis zum Gare de l’Est nicht allzu lange, denn erstens habe ich ja mal überhaupt keine Lust ewig lange im Zug zu sitzen, nur um an einen Bahnhof zu kommen, von dem endlich der Zug abfährt, der mich an mein eigentliches Ziel bringt. Und zweitens juckt meine vollkommen verpickelte Haut schon wieder so höllisch, dass ich mich mit den Fingernägeln blutig kratzen könnte.
Ich reiße mich noch einen Moment zusammen, löse eine Fahrkarte nach Meaux, suche die öffentliche Toilette auf, um mich mit der Salbe von Nadines Sohn einzureiben. Kurze Zeit später sinke ich reichlich frustriert auf meinen reservierten Sitzplatz im Zug nach
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