Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
streicht sich den kinnlangen, ponylosen Bob beidseitig hinter die Ohren. In dem Moment entscheide ich, dass sie zwar so schön ist wie Nicole Kidman, aber ansonsten einzigartig.
„ Ich habe gleich noch einen dringenden Termin“, fährt sie fort. „Deshalb sollten wir sofort loslegen. Die Hotelführung holen wir morgen nach. Im Moment wechseln sie sowieso die Bilder aus. Die Riboults kommen weg. Dafür hängen sie Girauds auf. Girauds sind gerade in. Abgesehen davon machen sie das sie alle paar Wochen. Die Maler sind nämlich befreundet und wechseln sich ab. Das ist süß, nicht wahr?“
Mir entgleisen die Gesichtszüge. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich schon wieder diesem Hobby-Detektiven und obendrein einem meiner Verflossenen begegne. Ausgerechnet Mathis. Wenn auch nur seinen Goldbildern.
„Kennst du die Maler? Gefallen sie dir nicht?“
Ich schlucke und nicke, schüttele aber gleich darauf den Kopf. „Ich habe leider nicht die geringste Ahnung von Kunst.“
„Das ging mir genauso, als ich vor zwei Jahren nach Paris kam“, lacht Mel und kneift mir ein Auge. „Sehr sympathisch. Komm’ mit. Du bist übrigens bildhübsch. Wie groß bist du, wenn ich so direkt fragen darf?“
„ 170 Zentimeter“, antworte ich verblüfft, während Mel mich zu einem kleinen Aufzug hinter der Rezeption bugsiert, den sie mit einem Schlüssel öffnet.
„Gewicht?“
Was wird das hier? Da meine Position in diesem Hotel noch nicht gefestigt ist, rücke ich trotzdem damit raus, dass ich 58 Kilo wiege und stelle mich neben sie in den Aufzug, der mein Gewicht hoffentlich aushält.
Mel drückt auf die Eins und der Personalaufzug setzt sich in Bewegung.
„Echte 58? Verzeih’ bitte meine blöde Fragerei, aber ich arbeite nebenbei als Model für Festbekleidung und der Designer sucht gerade händeringend nach einem Model, das so auss chaut wie du.“
„Wie ich?“ Ich stehe da mit meinem bis zum Rand vollges topften Shopper und starre die Orangehaarige an. Vermutlich in einer Weise, als hätte ich nicht alle Murmeln beisammen.
„Der romantische Typ “, lächelt Mel mit blitzweisen Zähnen.
Der Aufzug hält und wir steigen aus. Der Flur, den wir betreten, sieht bei weitem nicht so prunkvoll aus wie die Lobby. Anscheinend befinden wir uns hier hinter den Kulissen.
„Dies ist der Personaltrakt mit den Büros“, bestätigt Mel meine Vermutung. Sie marschiert gleich in den ersten Raum. Auf dem Schild steht Melanie Miller. „Der leere Schreibtisch gehört dir. Der andere ist meiner. Dein Computer kommt morgen früh. Die Büros sind ständig offen, aber du brauchst einen Schlüssel für den Aufzug. Den Rest erkläre ich dir morgen.“
Mel tritt an ihren Schreibtisch, befördert zwei Schlüssel hervor und legt mir einen Wisch zur Unterschrift vor. Ich unterschreibe , dass ich die beiden Schlüssel erhalten habe.
„Super“ , meint Mel, knipst das Licht aus und treibt mich zurück in den Aufzug. Dieses Mal drückt sie auf die Vier.
Wenige Sekunden später betreten wir die Etage mit den Personalzimmern. Vor Zimmer 407 bleibt sie stehen und zeigt auf meinen Schlüssel.
„Für ein paar Nächte wird das sicher gehen“, lächelt Mel mit schräg gelegtem Kopf, während ich aufschließe. „Die Personalzimmer sind schlicht, aber es ist alles vorhanden und funktionstüchtig. Stell’ deine Sachen ab. Ich zeige dir rasch die Küche, wo du dir ein Lunchpaket nehmen kannst. Wenn du außer dem Job als Trainerin noch einen Job brauchst, begleitest du mich am besten jetzt gleich zu meinem Termin.“
Mel befindet sich bereits wieder auf dem Weg zum Aufzug.
„Job als Trainerin?“, rufe ich und schließe mein Zimmer ab. Gerade wird mir ganz anders.
„ Jade Dechamps?“ Mel mustert mich ebenso irritiert wie ich mich fühle.
„So heiße ich. Ja. Aber ich dachte, ich fange als Schreibkraft an.“
„Als Schreibkraft? Jerôme, also der Boss von diesem feinen Etablissement, sagte mir, du könntest Englisch. Kannst du etwa kein Englisch?“ Mel spricht plötzlich auf Englisch mit mir.
„Doch, ich kann Englisch“, stammele ich nun ebenfalls auf Englisch. „Aber ...“
Der Aufzug rattert in den Keller, wo sich eine Küche befindet, die sich vermutlich über das gesamte Kellergeschoss erstreckt.
„Super“, schneidet Mel mir das Wort ab. Dann stellt sie mich so schnell irgendwelchen Leuten in weißen Kitteln und mit Plastikhauben auf dem Kopf vor, dass ich mir nicht einen einzigen Namen merken kann, drückt mir ein
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