Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Unmenge an Bildern würde er dich noch aus dem Pflegeheim heraus mit Bildnachrichten beglücken.“
„Du wolltest mir also etwas Gutes tun“, sage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Der Kellner stellt für mich Wasser auf den Tisch, Gabriel bekommt ein Glas Orangensaft. „Essen kommt sofort“, sagt er und ist wieder weg.
„Ach was“, winkt Gabriel ab, „es genügt, dass mein Freund neuerdings den barmherzigen Samariter raushängen lässt. Ehrlich gesagt wollte ich mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich bei dem Blödsinn mitgemacht habe. Ich hätte dich nicht verfolgen dürfen. Und die Sache mit der Entführung war das Allerletzte. Ich weiß ehrlich nicht, welcher Teufel mich geritten hat, bei der Sache mitzumachen. Es tut mir ehrlich leid.“ Er seufzt und verdreht die Augen.
In dem Moment landet die Pizza vor mir. Gabriel bekommt einen Teller Spaghetti mit Tomatensauce. „Buon apetito.“
„Guten Appetit“, nickt auch Gabriel mir zu.
„Bon Apétit“, entgegne ich. Die Pizza duftet herrlich. Vielleicht ist es aber auch nur mein unbändiger Hunger, der aus der einfachen Pizza ein Traumessen macht. Ich schneide ein großes Stück ab und verschlinge es geradezu.
Gabriel schlingt sich die ersten Spaghetti ebenfalls rein.
Nachdem ich meinen ersten Hunger gestillt habe, frage ich: „Hast du darum den Job im Hotel klar gemacht?“
Er verdreht erneut die Augen. „Mel hat es dir verraten. Deine Mutter sagte mir, dass du ausziehen willst und darum einen Job suchst. Da habe ich ihr versprochen, mich umzusehen. Unser Freund Jerôme hat schon einer Freundin geholfen, also Mel, und da lag es nahe, dass er nochmal helfen könnte. Das Hotel ist groß. Da wird doch irgendwas zu machen sein, dachte ich.“
„Und dann hat meine Mutter beim Arbeitsamt angerufen und das geregelt. Stimmt’s?“
Gabriel nickt. „Bist du deswegen sauer?“
„Sauer?“, überlege ich kauend. „Ich hasse es, wenn hinter meinem Rücken an meinem Leben herummanipuliert wird.“
Er seufzt und sieht mich wirklich zerknirscht an. „Dann hat es dir sicher auch nicht gefallen, dass ich dir das Paket und das kleine Päckchen geschickt habe.“
„Na ja“, murmele ich, „das war nun wieder eine gute Idee. Jetzt weiß ich wenigstens über meine Eltern Bescheid. Den Vaterschaftstest hätte ich mir schenken können.“
„Was? Du hast einen Vaterschaftstest in Auftrag gegeben?“
„Ja, was denn sonst? Mathis hat mir eine Tüte mit Haaren meines Vaters zugesteckt. Und ich wollte sicher gehen. Ich habe doch niemandem geglaubt. Das heißt, ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch jemandem ein Wort glauben kann. Das trifft übrigens bis heute zu. Das Testergebnis brauche ich allerdings jetzt nicht mehr abzuwarten. Nicht nach diesen Fotos.“
Gabriel wischt sich den Mund mit einer Serviette ab. „Scheiß Situation“, sagt er.
„Das kannst du wohl sagen.“ Dieser Gabriel scheint ein netter Kerl zu sein. Abgesehen von seinem Einsatz als Gehilfe eines Entführers. Ich räuspere mich. „Du kannst dir sicher denken, dass ich gern noch ein paar Auskünfte von dir hätte.“
„ Mathis tut die Sache ebenfalls leid. Er hatte aber keine andere Wahl. Sein Problem ist, dass er sich in dich verliebt hat.“ Wie zur Bestätigung verschränkt Gabriel die Arme vor seinem Oberkörper. Sein Blick hängt irgendwie lauernd an meinen Augen.
„ Was für ein Pech aber auch“, gebe ich zurück. Meine Pizza ist verputzt. Ich wische mir ebenfalls den Mund ab. „Hast du mir darum das Laufsteg-Foto geschickt?“ Als Gabriel mich entschuldigend ansieht, fahre ich fort: „Das ist es aber nicht, was ich wissen will. Wir wissen beide, dass die Story in der Zeitung von vorn bis hinten erlogen ist.“
„Ich fürchte“, Gabriel winkt dem Kellner, dass er zahlen will, „ dass ich dir aber nicht mehr sagen kann.“
Der Kellner taucht mit der Rechnung auf.
„Ich zahle mein Essen selbst“, beeile ich mich zu sagen.
Gabriel winkt ab. „Wer reist, wird eingeladen. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann. Ich habe sowieso zu viel Geld und deine Pizza kostet so gut wie nichts.“
Er drückt dem Kellner zwanzig Euro in die Hand und sagt: „Beim nächsten Mal kriegst du mehr Trinkgeld.“
„Alter Geizkragen“, grinst der Kellner und verabschiedet sich herzlich von Gabriel. Zu mir sagt er: „Dieser Mann kommt fast jeden Tag hierher. Ich denke schon, er ist mein Sohn. Aber dann muss ich ihm umsonst Essen geben. Besser er zahlt.
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