Gefaehrliche Begegnungen
ihren Fingern schürfte, aber sie ignorierte die Schmerzen. Ihre einzige Chance zu überleben war, mit ihrer anderen Hand die andere Seite der Brücke zu greifen, so dass sie in der Lage wäre, sich wieder hochzuziehen. Es gab hier niemanden, der ihr helfen könnte, niemanden, der sie retten würde, wenn sie es nicht selber tat.
Als sich Emily zu dieser Reise entschlossen hatte war es ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie allein im Regenwald sterben könnte. Sie ging häufig wandern und campen. Und selbst nach dem sie die letzten zwei Jahre durch die Hölle gegangen war, war sie immer noch in Form, stark und fit vom Laufen und den ganzen Sportarten, die sie in High School und College ausgeübt hatte. Costa Rica war als ein sicheres Reiseziel mit einer niedrigen Kriminalitätsrate und einer Touristen freundlichen Bevölkerung bekannt. Außerdem war es billig – ein wichtiges Kriterium bei ihrem rapide schwindenden Sparkonto.
Sie hatte diesen Urlaub davor gebucht. Bevor der Markt wieder eingebrochen war, bevor eine weitere Entlassungswelle kam, die Tausende von Wall Street Angestellten ihren Job gekostet hatte. Bevor Emily am Montag zur Arbeit gegangen war, übernächtigt von der ganzen Wochenendarbeit, nur um am gleichen Tag das Büro mit einem kleinen Karton zu verlassen, in dem sich alle ihre privaten Sachen befanden. Bevor ihre Beziehung nach vier Jahren zerbrochen war.
Ihr erster Urlaub nach zwei Jahren und sie würde sterben.
Nein, so darfst du das nicht sehen. Das wird nicht passieren.
Aber Emily wusste, dass sie sich gerade selber belog. Sie merkte, wie ihre Finger immer mehr den Halt verloren und ihre rechter Arm sowie die dazu gehörige Schulter von der Anstrengung brannten, das Gewicht ihres ganzen Körpers halten zu müssen. Ihre linke Hand war nur ein paar Zentimeter davon entfernt, die andere Seite der Brücke greifen zu können, aber diese Zentimeter fühlten sich wie Meter an. Sie hatte aber auch nicht genug Halt, um sich mit einem Arm hoch zu ziehen.
Tu es, Emily! Nicht lange nachdenken sondern einfach machen!
Sie nahm all ihre Kraft zusammen, holte mit ihren Beinen aus und nutzte den Schwung um ihren Körper ein paar Sekunden lang nach oben zu drücken. Ihre linke Hand krallte sich an das überhängende Brett...und dann knackte das zerbrechliche Stück Holz.
Emilys letzter Gedanke bevor sie auf dem Felsen aufschlug war die Hoffnung, dass der Tod schnell käme.
* * *
Der volle und scharfe Geruch der Pflanzen des Dschungels umspielte Sarons Nase. Er atmete tief ein und füllte seine Lungen mit der feuchten Luft. In dieser kleinen Ecke der Erde war es sauber, fast so rein wie auf seinem Heimatplaneten.
Genau das brauchte er jetzt. Er brauchte die frische Luft und die Einsamkeit. In den letzten sechs Monaten hatte er versucht, vor seinen eigenen Gedanken weg zu laufen und nur in diesen Moment zu leben, aber das war ihm nicht gelungen. Selbst Blut und Sex reichten ihm nicht mehr. Er konnte sich ablenken, so lange der Sex anhielt, aber der Schmerz kam immer sofort danach zurück, genauso stark wie immer.
Und dann war es ihm schließlich zu viel geworden. Der Dreck, die Menschenmassen, der Gestank der Menschheit. Er hatte sich nicht in einem ekstatischen Nebel verloren, er war angeekelt und seine Sinne von der vielen Zeit, die er in den menschlichen Städten verbracht hatte, völlig überreizt. Hier war es besser, hier konnte er Luft holen ohne Gift einzuatmen, hier konnte er Leben riechen anstatt Chemikalien. In ein paar Jahren würde alles anders sein und er würde vielleicht erneut versuchen, in einer menschlichen Stadt zu leben, aber nicht jetzt – nicht bis sie sich nicht vollständig hier niedergelassen hatten.
* * *
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Auszug aus Der Zaubercode von Dima Zales
Anmerkungen der Autorin: Dima Zales ist ein Science-Fiction und Fantasy Romanautor und arbeitet eng mit mir an der Entstehung der Krinar Chroniken. Außerdem ist er mein Ehemann. Er schreibt gerade an einem Fantasy Roman der Der Zaubercode heißt und diesmal unterstütze ich ihn. Obwohl es kein Liebesroman ist, wird es eine romantische Nebenhandlung geben (allerdings ohne explizite Sexszenen). Der Auszug und die Beschreibung sind noch nicht editiert und deshalb können spätere
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