Gefährliche Begierde
verstricken.
Er gab den Versuch auf, sich seinen nächsten Schritt ausreden zu wollen. Es gab keine andere Möglichkeit. Nicht, wenn er mehr wissen wollte. Nicht, wenn er die Zweifel ausräumen wollte.
Er musste mit Miranda Wood sprechen.
Chase zog sich seine Windjacke an und ging hinaus in die Abenddämmerung.
Fünf Häuserblöcke weiter bog er in die Willow Street ein. Es war genauso, wie er es in Erinnerung hatte, eine saubere mittelständische Gegend mit einladenden Veranden und ordentlichen geschnittenen Hecken. Im schwindenden Licht konnte er gerade noch die Hausnummern erkennen. Nur noch ein paar Häuser weiter …
Weiter oben in der Straße schlug eine Tür zu. Er sah eine Frau die Verandatreppen hinuntergehen und die Straße entlang auf ihn zukommen. Er erkannte ihre Silhouette, das dichte Haar und die schlanke Figur, die in Jeans steckte. Sie war erst ein paar Schritte gegangen, als sie ihn bemerkte und regungslos stehenblieb.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er.
»Ich habe ein Versprechen gegeben, erinnern Sie sich?« antwortete sie. »Weder in Ihre noch in die Nähe Ihrer Familie zu kommen. Gut, ich halte das Versprechen.« Sie drehte sich um und begann davonzugehen.
»Das ist etwas anderes. Ich muss mit Ihnen über Richard sprechen.«
Sie ging weiter.
»Werden Sie mir zuhören?«
»So bin ich in diesen ganzen Schlamassel hinein geraten!« schimpfte sie über ihre Schulter hinweg. »Indem ich einem Tremain zuhörte!«
Frustriert beobachtete er, wie sie die Straße hinaufeilte. Es war zwecklos, sie zu verfolgen. Sie war nun bereits einen Block von ihm entfernt und an ihrer Schulterhaltung erkannte er, dass sie ihre Meinung auf keinen Fall ändern würde. Tatsächlich trat sie gerade vom Bürgersteig auf die Straße, um sie zu überqueren, als ob sie die Straße zwischen sich und ihm wissen wollte.
Vergiss sie
, dachte er.
Wenn sie zu stur ist zuzuhören, dann soll sie eben ins Gefängnis gehen.
Chase wandte sich ab und machte sich auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung, als ein Auto vorbeifuhr. Es wäre ihm kaum aufgefallen, aber es fuhr ohne Licht. Es dauerte nur ein paar Schritte, bis Chase das registriert hatte. Er blieb stehen und drehte sich um. Weiter oben überquerte die schlanke Miranda die Straße.
Bis dahin hatte der Wagen bereits einen halben Block zurückgelegt.
Der Fahrer wird sie schon rechtzeitig sehen
, dachte er.
Er muss sie sehen.
Dann heulte der Motor plötzlich bedrohlich auf. Reifen quietschten. Der Wagen, schoss in einer verschwommenen Kombination aus Stahl und Rauch nach vorne und raste in den Schatten.
Sein Ziel war Miranda.
5. KAPITEL
Die Scheinwerfer leuchteten auf und hielten ihr Opfer im Lichtkegel gefangen.
»Pass auf!« rief Chase.
Miranda wirbelte herum und sah sich von einer gleißenden Helligkeit geblendet. Selbst als der Wagen weiter auf sie zuschoss und die Lichter sie einzuschließen drohten, war sie starr vor ungläubigem Entsetzen. Zum Überlegen blieb ihr keine Zeit. Nur einen Augenblick, bevor die Tonne Stahl sich in ihren Körper rammen konnte, übernahmen Mirandas Reflexe die Kontrolle. Sie warf sich zur Seite, raus aus dem Bereich der sich nähernden Scheinwerfer.
Plötzlich flog sie, schwebte eine Ewigkeit in der sommerlichen Dunkelheit, als der Tod in einem Getöse aus Wind und Licht an ihr vorbei raste.
Und dann lag sie auf dem Gras.
Sie wusste nicht, wie lange sie dort gelegen hatte. Sie wusste nur, dass das Gras feucht war, ihr Kopf weh tat und zarte Hände ihr Gesicht streichelten. Jemand rief immer wieder ihren Namen. Sie kannte diese Stimme, eine Stimme, von der sie in diesem verwirrten Moment dachte, dass sie sie bereits ein Leben lang gekannt haben musste. Das Timbre schien sie mit Wärme und Sicherheit zu umhüllen.
Und wieder rief er ihren Namen. Diesmal hörte sie Panik in seiner Stimme. Er hat Angst. Warum?
Sie öffnete ihre Augen und richtete sie benommen auf sein Gesicht. Das war der Moment, als sie registrierte, wer er war.
»Nicht«, sie schob seine Hand beiseite. »Fassen Sie mich nicht an.«
»Bleiben Sie ruhig liegen.«
»Ich brauche Sie nicht!« Sie versuchte, sich aufzusetzen, merkte aber, dass das unter seinen festen Händen unmöglich war. Er drückte ihre Schulter ins Gras.
»Sehen Sie«, sagte er und seine Stimme klang ärgerlicherweise vernünftig. »Sie sind böse gestürzt. Sie könnten sich etwas gebrochen haben …«
»Ich sagte, fassen Sie mich nicht an!« Misstrauisch schob sie ihn von sich
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