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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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viereckiger Stirn und den Augen eines Frettchens. Die Ähnlichkeit mit Noah war verblüffend. Kein Wunder, dass der alte Mann sich nicht mit ihr verstand. Möglicherweise erkannte er zuviel von sich selbst in diesem Gesicht. Sie sah ihm direkt in die Augen. Kein sich winden, kein Unbehagen, einfach nur ein fester Blick.
    »Worüber stritten sie sich? Noah und dein Vater?«
    »Alles und jedes. Oh, aber sie ließen es nie bis hinter diese Mauern dringen. Papa war in dieser Hinsicht schrecklich. Wir konnten uns in diesem Haus gegenseitig anschreien, aber sobald wir einen Fuß vor die Tür setzten, sahen wir aus wie die perfekte Familie. Es war so heuchlerisch. In der Öffentlichkeit wären Papa und Noah als alte Freunde durchgegangen. Und die ganze Zeit bestand diese Rivalität zwischen ihnen.«
    »Wegen deiner Mutter?«
    »Natürlich. Noahs Liebling. Und Papa konnte als Ehemann nie gut genug sein.« Sie schnaubte. »Nicht, dass er es ernsthaft versucht hätte.«
    Chase schwieg, während er darüber nachdachte, wie er seine nächste Frage formulieren konnte. »Wusstest du, dass dein Vater … Affären hatte?«
    »Die hatte er schon seit Jahren«, sagte Cassie und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Viele Frauen.«
    »Welche?«
    Sie hob die Achseln. »Ich denke, dass war seine Angelegenheit.«
    »Ihr beide wart euch nicht sehr nahe, oder? Willst du mir etwas davon erzählen?«
    »Töchter lagen ihm einfach nicht, Onkel Chase. Während ich mir den Hintern aufriss, um lauter Einsen zu kassieren, plante er Phillips Harvard Ausbildung und baute ihn auf, damit er später den Herald übernimmt.«
    »Phillip wirkt nicht so richtig begeistert von dieser Aussicht.«
    »Das hast du registriert? Papa hat es nie bemerkt.« Sie nahm ein paar Bissen von ihrem Schinken, bevor sie Chase mit einem nachdenklichen Blick betrachtete. »Und was war das Problem zwischen Euch beiden?«
    »Problem?« Er widerstand dem Wunsch, ihrem Blick auszuweichen. Sie würde möglicherweise sofort wissen, dass er versuchte, etwas zu verbergen. Und so, wie es aussah, hatte sie vermutlich bereits das aufflackernde Unbehagen in seinen Augen entdeckt.
    »Das letzte Mal, als ich dich sah, Onkel Chase, war ich zehn Jahre alt. Das war an Opa Tremains Beerdigung. Nun, Greenwich ist nicht weit weg. Aber du bist nie zu Besuch gekommen, nicht einmal.«
    »Das Leben ist manchmal kompliziert. Du weißt, wie es ist, Cassie.«
    Sie sah ihn prüfend an und dann sagte sie: »Es ist nicht einfach, oder? Der unbeachtete Zwilling in der Familie zu sein?«
    Verflucht scharfsichtiges Balg
, dachte er. Dann räumte er das Geschirr zusammen und stand auf.
    »Du glaubst nicht, dass sie es getan hat, stimmt’s?« fragte Cassie. Sie mussten keine Namen nennen. Sie wussten beide genau, wen sie meinte.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte er und brachte das Geschirr in die Küche. Im Türrahmen blieb er stehen. »Übrigens, Cassie«, meinte er. »Ich habe gestern abend gegen sieben hier angerufen, um zu sagen, dass ich nicht zum Essen kommen würde. Niemand ging ans Telefon. Wo war deine Mutter?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Cassie nahm sich eine Scheibe Toast und begann, sie langsam mit Marmelade zu bestreichen. »Da musst du sie selber fragen.«
    Chase fuhr direkt nach Rose Hill. Ohne Umwege oder kleine Schlenker. Er hatte nicht vor, sich heute von Miranda Wood ablenken zu lassen. Was er benötigte, war eine Portion kühler Logik, und das bedeutete, er musste Abstand halten. Heute hatte er andere Dinge im Sinn. Als erstes die Frage: Wer versuchte immerzu, in das Cottage einzubrechen und wonach suchte derjenige?
    Die Antwort lag irgendwo in Rose Hill.
    Also war das sein Ziel. Er fuhr mit heruntergekurbeltem Fenster, die salzige Luft pfiff an seiner Wange entlang. Und das brachte die vergangenen Sommer seiner Kindheit zu ihm zurück, als er mit seiner Mutter diese Straße entlang gefahren war, den Geruch des Meeres in der Nase und die Möwenschreie, die an den Klippen widerhallten. Wie sie diese Fahrt geliebt hatte! Seine Mutter war ein Teufel hinter dem Steuer, sie nahm die Kurven mit quietschenden Reifen und lachte, wenn der Wind ihre dunklen Haare zerzauste. Sie hatten beide eine Menge gelacht in jenen Tagen, und er fragte sich, ob irgendjemand sonst auf der Welt eine Mutter hatte, die so wild und so wunderbar war wie sie. Und so frei.
    Ihr Tod hatte ihn niedergeschmettert.
    Wenn sie ihm vorher doch nur die Wahrheit gesagt hätte. Er bog auf die

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