Gefaehrliche Begierde
verwundert. Obwohl er eigentlich ziemlich viel dagegen hatte, war er viel zu höflich, um das laut auszusprechen.
Alex war auch erstaunt. Höflich entschuldigte sie sich bei Hart und begleitete Kit Hatton mit einem fragenden Blick aus dem Kartenzimmer. »Ich habe geglaubt, deine Trauerzeit erlaubt es dir nicht zu tanzen.«
»Ich habe beschlossen, dass meine Trauerzeit vom heutigen Abend an zu Ende ist.«
Seine Stimme war tief, sie klang wie ein leises Brummen. Er schien entschlossen zu sein. Sagte er ihr etwa, dass seine Trauerzeit beendet war und sein Werben um sie begann? Sie holte tief Luft und weigerte sich, in Panik zu geraten. Sie fragte sich, warum Christopher nicht erwähnt hatte, dass sein Zwillingsbruder zurückgekommen war. »Ist Nick noch nicht zu Hause?«
Er nickte. »Er genießt es so sehr, wieder in London zu sein, dass ich noch nicht viel von ihm gesehen habe.«
Alex schloss die Augen und schalt sich selbst, weil sie seinen Namen erwähnt hatte.
In dem Augenblick, in dem sie den Ballsaal betraten, zog er sie in seine Arme. Alex stockte der Atem, sie konzentrierte sich auf die Musik, damit sie keinen falschen Schritt machte. Doch sie brauchte keine Angst zu haben. Kit war ein äußerst guter Tänzer. Er führte sie sicher und fest und wirbelte sie kühn herum, dann zog er sie wieder eng an sich. Sie gab sich ganz den Bewegungen seines Körpers und dem sanften Druck seiner kräftigen Arme hin.
Der Rhythmus ging auf sie über, und mit halb geschlossenen Augen stellte sie sich vor, es sei Nicholas, der sie in seinen Armen hielt. Sie verlor sich in einem Meer warmer Gefühle und unterwarf sich seiner verlangenden Stärke.
Als er ihr Gesicht beobachtete und fühlte, wie ihr Kleid gegen seine Schenkel wehte, wurde der Schmerz in seinem Inneren beinahe unerträglich. Er stellte sie sich in seinem Bett vor, ihre halb geschlossenen Augen voller Liebe. Voller Sehnsucht sah er auf sie hinunter. »Warum flirtest du nie mit mir?«
Langsam öffneten sich ihre Augen. Ich flirte schon seit Jahren mit dir. Doch dann wurde sie sich plötzlich der Tatsache bewusst, dass es Kit war, mit dem sie tanzte, Kit, der ihr diese Frage stellte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie von Nicholas geträumt hatte. »Wir... wir sind alte Freunde, ich habe nicht das Bedürfnis, mit dir zu flirten.«
Er verzog sarkastisch den Mund. »Das ist nicht gerade eine schmeichelhafte Antwort.« Wenn er sie noch eine Minute länger in seinen Armen hielt, würde er sie an sich pressen und ihre sanften rosigen Lippen küssen, die ihn bis zur Unerträglichkeit verlockten. »Es ist eine so wundervolle Frühlingsnacht, hättest du etwas dagegen, wenn wir ein wenig frische Luft schnappten?«
Sie murmelte ihre Zustimmung und verließ dann zusammen mit ihm die Tanzfläche. Er nahm sie mit auf die vordere Terrasse, die dem Piccadilly zugewandt war. Das Gebäude war hell erleuchtet, und sie bewegten sich in den Schatten der Pfeiler. Dies war eine gute Gelegenheit, ihm zu erzählen, dass sie ihre Mutter wiedergefunden hatte. Er lauschte ihrer Geschichte, und sie schlenderten langsam an den wartenden Kutschen entlang. Seine Reaktion überraschte sie.
»Und du hast sie nach Hause gebracht und Frieden geschlossen zwischen Dottie und der Tochter, die sie enterbt hatte? Das war eine sehr großzügige, rührende Tat, Alex.« Der bewundernde Blick, mit dem er sie ansah, gab ihr das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. »Du bist in deinem Inneren genauso schön wie nach außen hin, Alexandra.«
Sie freute sich über sein Lob. Vielleicht war er ja doch nicht so oberflächlich, wie sie immer geglaubt hatte. »Danke, Kit.« Sie suchte nach einem anderen Thema. »Ich hoffe, der Canaletto, den du gekauft hast, war keine Fälschung«, erklärte sie ernsthaft.
»Canaletto?«
»Als du mir und Hart in der Oper begegnet bist, glaubte er, das Gemälde bereits zu besitzen, das du gerade gekauft hattest.«
»Ach, das war ein Missverständnis«, wehrte Nick ab, doch er nahm sich vor, mit seinem Bruder darüber zu reden. »Wie mir scheint, begleitet dich Hart Cavendish ziemlich oft.« Er versuchte, seine Stimme nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen.
»Ich genieße seine Gesellschaft«, erklärte Alex leichthin.
»Das ist vollkommen verständlich, jede Lady würde es genießen, von einem Herzog des Königreichs begleitet zu werden.«
»Das hat mit seinem Titel nichts zu tun«, wehrte sie ab.
»Sein Herzogtum verleiht ihm eine Aufmerksamkeit, die anderen nicht
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