Gefaehrliche Begierde
Lampen gelöscht wurden, suchte Alex ihre Kleidung zusammen. Sie war ziemlich gut darin, schnell durch die Tür zu verschwinden und die Treppe hinaufzulaufen. Charlie erlaubte ihr, sich in ihren Räumen umzukleiden, danach ging Alex, noch immer in ihrer Maske und in ihren Umhang gehüllt. Sie ging die Treppe hinunter und ließ dabei einen Schuh fallen. Als sie sich bückte, um i hn aufzuheben, stellte sie fest, dass sie nicht allein war. Die große Gestalt eines Mannes kam durch den Flur auf sie zu, und sie erkannte, dass er eine verschlissene Uniform trug. Sein Haar war lang, sein Gesicht bedeckt von einem schwarzen, lockigen Bart. Blitzartig erkannte Alex, dass es Nick war. Sie hatte das Gefühl, die Wände würden sie erdrücken, und beinahe wäre sie ohnmächtig geworden. Sie holte tief Luft und hatte nur einen Gedanken. Unter keinen Umständen darf er erfahren, wer ich bin!
Sein Mund verzog sich zu einem lässigen Lächeln. »Caprice.« Er sprach ihren Namen aus, als wolle er ihn schmecken. »Darf ich sagen, dass Sie ein langbeiniges Fohlen sind?«
»Non!« Sie hob abwehrend die Hand. »Ich spreche nicht mit Kunden.« Sie hoffte verzweifelt, dass der französische Akzent, um den sie sich bemühte, sie nicht verriet.
Seine Belustigung wurde noch größer. »Gar keine Unterhaltung?«
Du bist ein Teufel, Nick Hatton! Dein böses Spiel mit Worten soll mich in Verlegenheit bringen. »Lassen Sie mich vorbei, M'sieur.«
Er trat noch einen Schritt näher und überragte sie wie ein Raubtier, das sich auf sein Opfer stürzen will. Seine Nasenflügel blähten sich, als ihr Duft ihm in die Nase stieg. Witterung. Der Jagdausdruck kam ihm in den Sinn, in all seiner Sinnlichkeit. Er kämpfte gegen das Verlangen an, das ihn zu überwältigen drohte. Ich habe so viele Franzosen gefangen, dass sie mich nicht länger interessieren. Er verbeugte sich und ließ sie vorbei.
Zu ihrem Entsetzen öffnete er die Tür zu Champagner Charlies privaten Räumen und verschwand darin. Alex ging den Flur hinunter und öffnete die erste Tür, die sich ihr bot. Dabei hoffte sie verzweifelt, dass das Zimmer leer sein würde. Ihre Hände zitterten, als sie sich mit fliegenden Fingern ankleidete. Du zügelloser Teufelskerl! Wie konnte ich nur je glauben, dass ich mich in dich verliebt habe?
Als Nick am nächsten Morgen in der Curzon Street ankam, war er gebadet, rasiert und sein Haar war modisch kurz geschnitten. Er stellte sein Pferd im Stall hinter dem Stadthaus unter und betrachtete den eleganten Phaeton und die Füchse. Die Diener waren überglücklich, ihn zu sehen, und begrüßten ihn mit echter Freude. Er nahm zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinauflief. Er konnte es kaum erwarten, die schäbige Uniform auszuziehen und endlich wieder Reitkleidung zu tragen. Leise öffnete er die Tür zu Kits Zimmer einen Spalt und erwartete, dass Kit noch in seinem Bett lag, denn er war ein Langschläfer. Nick verzog den Kopf zu einem Lächeln, als er den dunklen Kopf seines schlafenden Bruders entdeckte. Leise schloss er die Tür und ging in sein Zimmer.
Er zog graue Reithosen aus Wildleder und eine dunkelgrüne Jacke an und stellte fest, dass die Hose um die Taille zu weit und an den Oberschenkeln zu eng war. Ihm wurde klar, dass seine Muskeln von den vielen Stunden im Sattel härter geworden waren. Als er sein Pferd aus dem Stall holte, fuhr er mit der Hand über das glänzende Fell der Stute und freute sich. Dies war das Pferd, das er auf dem Schlachtfeld gefunden hatte. Er war erstaunt gewesen, dass es eine Stute und kein Wallach war. Sie war wegen ihrer Ausdauer und Kraft gezüchtet worden, nicht wegen ihrer Schönheit. Als er erst einmal das Blut und den Staub von ihrem Fell gewaschen hatte, glänzte es wie schwarze Seide.
Er ritt in den Hyde Park und freute sich darüber, wie herrlich grün alles war. Auf dem See schwammen Schwäne, und Lerchen stiegen in den Morgenhimmel. Nie zuvor hatte Nick den englischen Frühling so genossen wie in diesem Augenblick. Er nickte den Gentlemen freundlich zu, die an ihm vorbeiritten, und zog den Hut vor den Damen in der Kutsche. Sehr wahrscheinlich verwechselten ihn alle mit seinem Zwillingsbruder, doch das machte ihm nichts, stellte er glücklich fest. Er war wieder zu Hause, und nichts konnte die Freude schmälern, die er in seinem Herzen fühlte.
Als Nick in die Curzon Street zurückkam, war Kit aufgestanden und angekleidet. Als die Diener ihm gesagt hatten, dass sein Bruder wieder zu Hause
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