Gefaehrliche Begierde

war. »Es ist besser, zurück in den Ballsaal zu gehen und jede Gelegenheit zu ergreifen, die sich bietet. Viscount Longford wäre ein Geschenk der Götter.«
    Annabelle Harding fand Olivia im Speisesaal, Rupert hatte ihr gerade einen Fruchtlikör geholt.
    Rupert verbeugte sich galant. »Darf ich Ihnen auch eine Erfrischung bringen, Lady Harding? Vielleicht ein Glas Fruchtlikör?«
    »Mein Lord«, Annabelle sprach ihn förmlich an, »es tut meinem Herzen gut, einen jungen Mann mit so guten Manieren zu sehen. Darf ich so frei sein und um ein kleines Glas Sherry und ein Stück Kümmelkuchen bitten?« Als er gegangen war, wandte sie sich an Olivia. »Glaubst du, du kannst ihn so weit bringen?«
    Olivia errötete. »Ich versuche es, Mama.«
    »Du solltest andeuten, dass du nachmittags oft mit der Kutsche in den Park fährst.« Ihre Mutter zog das Spitzentuch aus Olivias decolletage, um den üppigen Ausschnitt ihrer Tochter zu zeigen. »Wenn er den Köder nimmt und sich mit dir trifft, musst du ihn dazu bringen, dich nach Hause zu begleiten und ihn dann zum Tee einladen. Bring ihn in den Salon, den Rest werden dein Vater und ich schon erledigen.«

Hewlett-Packard
    14
     
    In Pamplona ging der Sommer in den Herbst über, doch es blieb heiß, trocken und staubig. Die Versorgung des Militärs mit Nahrungsmitteln war nur spärlich. Leutnant Nicholas Hatton brachte den Soldaten unter seinem Kommando bei, nach Nahrung zu jagen, dann stellte er sich taub, als Sergeant
    O'Neil ihnen erklärte, wie man von den Bauernhöfen in der Nähe Hühner, Eier und Gemüse stahl. Gleichzeitig brachten Hatton und O'Neil den Männern bei, immer auf Hinterhalte zu achten, wenn sie unterwegs waren, und jeden Augenblick wachsam zu sein, wenn sie an den Mauern der belagerten Stadt patrouillierten.
    Hatton hatte für seine Männer Regeln aufgestellt. Es war verboten, sich zu betrinken, und er befahl ihnen, zu mehreren auf die Jagd oder auf Patrouille zu gehen. Nachdem einer seiner Männer eine Kugel in die Schulter bekommen hatte, lehrte er sie, wachsam zu sein. »Ihr müsst einander bewachen. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen, und die Stärkeren müssen auf die Schwächeren aufpassen. Damit alle überleben, müsst ihr die Wächter eurer Brüder sein.« Es war ein Konzept, das Nick schon sein ganzes Leben lang beherzigt hatte. Die Männer begriffen, wie weise seine Belehrungen waren, als einer der Leutnants von einer feindlichen Kugel getötet wurde. Stanhope unterstellte die Männer des getöteten Leutnants sofort Hattons Kommando und verdoppelte somit die Stärke von Nicks Truppen.
    Christopher fühlte die Schwere der Verantwortung, die als Lord Hatton auf ihm lastete. Ein doppelter Whiskey am Morgen hob seine Laune beträchtlich. Kit fühlte keinerlei Schmerzen, als John Eaton ihm einen Besuch in der Curzon Street abstattete.
    »Ich hoffe, dass du mit der Abrechnung einverstanden warst, die ich dir im letzten Monat geschickt habe, Lord Hatton.«
    Kit, der sich die Liste der Aktien und Investitionen, die er geerbt hatte, nicht einmal angesehen hatte, winkte lässig ab. »Bitte, nenn mich doch Christopher«, bat er, »so wie du meinen Vater Henry genannt hast. Immerhin wart ihr Cousins, John.«
    »Wir waren nicht nur Cousins, wir waren auch gute Freunde, Christopher. Er hat sich von mir über sichere Investitionen beraten lassen, und das Gleiche werde ich auch für dich tun, mein Junge. Das ist auch der Grund, warum ich heute hierher gekommen bin. Dieser Krieg ist eine Gelegenheit für diejenigen, die Geld verdienen wollen. Wenn du den Markt beobachtest und die richtigen Investitionen tätigst, wirst du dein Geld hundertfach zurückbekommen. Du musst dafür sorgen, dass es für dich arbeitet.«
    »John, meine Verantwortung als Lord Hatton macht es mir beinahe unmöglich, jeden Tag auch noch den Markt zu beobachten. Mein Zwillingsbruder hat mich verlassen, um in den Krieg zu ziehen, und das verdoppelt meine Last. Du bist in einer weitaus besseren Lage und weißt, wo ich mein Geld investieren soll. Ich werde deinem Urteil vertrauen.«
    »Anstatt Bargeld von der Bank zu holen, würde ich vorschlagen, dass du einen Kredit aufnimmst und dafür den Hat-ton-Besitz als Sicherheit bietest. Das Geld kannst du dann in neuen Investitionen anlegen.«
    »Wen muss ich denn aufsuchen, wenn ich einen Kredit haben will? Und welche Zinsen sollte die Bank von mir verlangen dürfen?«, fragte Kit unsicher.
    »Du brauchst dich nicht mit der Bank