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Gefaehrliche Begierde

Gefaehrliche Begierde

Titel: Gefaehrliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufmerksamkeit den Toten. Er kannte ihre Namen und wusste, aus welcher Gegend von England sie kamen. In den kalten, nassen Stunden vor der Morgendämmerung schrieb er an ihre Familien, versicherte sie seines Mitgefühls und würdigte den Mut der Soldaten.
    Als Hills Soldaten die Nivelle erreichten, stellten sie fest, dass der schnell fließende, Hochwasser führende Fluss unmöglich zu überqueren war. Wellingtons Streitkräfte befanden sich auf der anderen Seite und wehrten die Angriffe der französischen Armee ab. Hills Bataillone würden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Hill wandte sich an seine Offiziere, um an den Flussufern nach Booten zu suchen, doch ihre Bemühungen waren vergebens. Leutnant Hatton besprach die Lage mit General Hill. »Sir Wellingtons Männer mussten offensichtlich vor uns ebenfalls den Fluss überqueren.«
    »Ich würde behaupten, zu der Zeit führte der Fluss noch nicht so viel Wasser wie jetzt.«
    »Zweifellos, General. Aber sie haben ihn überquert, und ich schließe daraus, dass die Boote, die sie dazu benutzt haben, noch auf der anderen Seite des Flusses sein müssen.«
    »Eine logische Folgerung. Sehen Sie eine Lösung?«
    »Ich biete mich an, durch den Fluss zu schwimmen und die Boote zu holen, Sir.«
    »Sie wollen durch dieses reißende Wasser schwimmen? Das Risiko ist sehr groß, Leutnant.«
    »In Hatton haben wir nicht nur einen See, sondern auch einen Nebenfluss der Themse, der in jedem Frühjahr Hochwasser führt. Bereits mit sieben Jahren konnte ich diesen Fluss durchschwimmen, Sir, und mit acht habe ich es sogar hin und zurück geschafft. Ich werde mich nicht von einem unbekannten Fluss abschrecken lassen, General.«
    Nick Hatton unterstellte seine Männer dem Kommando von Sergeant Tim O'Neil, dem er auch seine Pistolen und sein Pferd übergab, dann stieg er in das eisige Wasser des Flusses und begann, gegen die Strömung zu schwimmen. Er hatte den Fluss noch nicht zur Hälfte überquert, als bereits die Kälte in seine Knochen drang, und er begriff, dass die spärlichen Rationen und die langen Tage im Sattel ihm seine ganze Energie geraubt hatten. Aber er wusste auch, dass ihn all die Anstrengungen widerstandsfähig gemacht und seine Muskeln gestärkt hatten, deshalb nahm er das brodelnde, braune Wasser in Angriff.
    Als er die Flussmitte erreicht hatte, erinnerte er sich an einen Vorfall aus seiner Jugend: Er schwamm mit seinem Zwillingsbruder und Rupert, als sich Alexandra plötzlich entschied, es auch zu versuchen. Sie sprang in das Wasser und schwamm einige Stöße, bis die wirbelnde Strömung sie nach unten zog. Sofort war er bei ihr, um sie zu retten, doch als er ihren Kopf über Wasser hielt und versuchte, ans Ufer zu schwimmen, schlug sie ihn und rief: »Nein, nein, ich will auf die andere Seite. Hilf mir, dorthin zu kommen, Nick.«
    Er lächelte insgeheim, dann betrachtete er mit wilder Entschlossenheit das brodelnde Wasser. Hilf mir, dorthin zu kommen, Alex.
    Er fürchtete, dass seine Lungen platzen würden, doch schließlich erreichte er das andere Ufer und zog sich an Land.
    Mehr als eine Stunde lang suchte er das Flussufer ab, doch er fand nur ein Skiff und ein kleines Ruderboot. Endlich, als seine Beine vor Erschöpfung zu zittern begannen, entdeckte er vier große, flache, hölzerne Frachtkähne, die zusammengebunden waren. Sein Fund erfüllte ihn mit neuer Energie. Er band das Skiff an die Frachtkähne, schnitt das Seil, mit dem sie am Ufer festgemacht waren, mit dem Messer durch und ruderte langsam zurück. Dabei betete er zu allen Heiligen, dass die Strömung ihm helfen würde. Als er in das Lager zurückkehrte, jubelten ihm nicht nur seine Männer zu, auch die Streitkräfte von General Hill feierten seine wagemutige Tat.
    In dieser Nacht wurden im Schutz der Dunkelheit Männer, Tiere und Artilleriegeschütze über den Fluss gebracht, um Hills Streitkräfte mit denen von Wellington zu vereinen. Am folgenden Tag wurde Leutnant Nicholas Hatton zum Hauptmann ernannt. Nick wusste nicht, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte, denn jetzt standen viermal so viele Männer unter seinem Kommando.
    Wellington war außer sich vor Freude. »Soult hat Schanzen gebaut. Jetzt kann ich mehr Streitkräfte an bestimmten Stellen zusammenziehen als die Franzosen!«
    Zum ersten Mal kämpften Hauptmann Hatton und seine Männer in einer Schlacht. Wellingtons Worte stellten sich als gute Vorhersage heraus. Als eine französische Stellung nach der anderen fiel, war Soult

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