Gefährliche Enthüllung (German Edition)
dass Taylor sie in Ruhe ließ. War dieser widerlich obszöne Anruf nicht schon schlimm genug? Sie wollte das vergessen, nicht darüber reden. Allein der Gedanke daran, ihm Wort für Wort erzählen zu müssen, was dieser Irre zu ihr gesagt hatte, ließ ihr das Blut ins Gesicht schießen.
Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Taylor sich einen Stuhl an ihren Tisch holte. Er setzte sich und schaute dann über ihren Kopf hinweg hinüber zu Cara. Annie warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu. Diese beobachtete sie beide mit unverhohlener Neugier.
„Würden Sie uns bitte allein lassen?“, wandte Pete sich an Cara.
Cara stand unsicher auf.
„Bereite bitte den letzten Test für die Kupferschale vor, MacLeish“, bat Annie. „Ich bin in einer Minute bei dir im Labor.“
Cara hasste es, hinausgeschickt zu werden, aber sie verließ das Büro. Pete stand auf und schloss hinter ihr die Tür.
Annie schaute zu ihm hoch, als er sich wieder ihr gegenüber an den Tisch setzte. Zu ihrer Überraschung war sein Blick weich, ja geradezu freundlich.
„Es gibt einen Grund, warum ich diesen Anruf aufzeichnen wollte und jetzt noch dokumentieren will“, begann er ruhig. „Das kann uns helfen, dem anonymen Anrufer auf die Spur zu kommen. Wir können mithilfe des FBIs natürlich seine Nummer und den Standort ermitteln. Aber meistens rufen solche Leute von öffentlichen Telefonzellen oder irgendwelchen Prepaid-Handys aus an. Die Telefonnummer wird uns also kaum weiterhelfen. Aber das FBI kanndie Aufzeichnung durch die Computer jagen und versuchen, bestimmte sprachliche Kennzeichen wiederzufinden: Ausdrucksweisen, Wortwahl oder Satzaufbau. Es könnte ja immerhin sein, dass es sich um einen Wiederholungstäter handelt, den die Polizei schon im Visier hat.“ Er schob ihr den Notizblock und den Stift über den Tisch. „Und deshalb muss ich wissen, was er zu Ihnen gesagt hat. So genau wie nur irgend möglich. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, das aufzuschreiben.“
Lange Zeit rührte sie sich nicht. Starrte ihn nur an. Dann griff sie plötzlich nach Stift und Papier und begann zu schreiben.
Pete lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete sie.
Sonnenlicht fiel durchs Fenster herein, strahlte sie von hinten an und verlieh ihr eine Art Heiligenschein. Pete fiel wieder ein, was sie zu Cara gesagt hatte, während er die beiden Frauen belauschte: Er lenke sie ab. Ich lenke sie ab? Nicht halb so sehr, wie sie mich ablenkt. Darauf gehe ich jede Wette ein.
Ihm wurde bewusst, dass er sie inzwischen ständig begehrte. Sein Verlangen nach ihr war ein Dauerzustand geworden, nicht mehr nur ausgelöst von ihrem Lächeln, ihrer Art, sich zu bewegen, ihrem leisen erregenden Lachen. Er brauchte sie nur zu sehen und … Ach was, er brauchte nur an sie zu denken, und peng war es da, dieses Begehren. Und wenn sie nicht in seiner Nähe war, musste er garantiert an sie denken … Himmel noch mal, das würden zwei sehr ungemütliche Monate werden.
Annie war fertig mit Schreiben, legte den Stift auf das Papier und stand auf. „Ich bin im Labor“, sagte sie kurz und verließ das Büro.
„Danke“, rief Pete ihr nach.
Sie würdigte ihn keiner Antwort.
Er beugte sich über den Tisch und nahm den Notizblock an sich, auf dem sie geschrieben hatte. Während er las, was der Anrufer zu ihr gesagt hatte, presste er die Lippen fest zusammen. Die Drohungen hätten einem Albtraum entstammen können, so grausig waren sie: voller eindeutiger und sehr anschaulich geschilderter sexueller Gewaltfantasien.
Wieder und wieder las er die Aufzeichnungen durch, und sein Unbehagen wuchs. Natürlich konnte es sein, dass der Anrufer Annie nur gehörig Angst einjagen wollte. Ebenso gut war es aber auch möglich, dass sie wirklich in Lebensgefahr schwebte.
Er griff nach dem Telefon und wählte Whitley Scotts Nummer.
„Eine von uns muss zum Flughafen fahren“, wandte Cara sich an Annie, als sie den Test an der Kupferschale abgeschlossen hatten. „Da wartet dieses Paket aus Frankreich darauf, abgeholt zu werden.“
Annie schaute sie verständnislos an.
„Du weißt doch, das Paket, das am Westchester Airport ankommen sollte?“, erläuterte Cara. „Der Auftrag, mit dem du dich frühestens in zehn Jahren befassen kannst? Wir haben vor zwei Tagen darüber gesprochen.“
„Ah ja, natürlich, jetzt erinnere ich mich.“ Annie hatte sich die Haare wieder zu einem Pferdeschwanz gebunden, während sie an der Kupferschale arbeiteten, aber jetzt nahm sie das
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