Gefährliche Enthüllung (German Edition)
sich an Marshalls breitem texanischen Akzent. „Es sei typisch Frau, einen schriftlichen, bindenden Vertrag brechen zu wollen. Dann schlug er vor, wir sollten uns zu einer günstigeren Zeit des Monats noch einmal unterhalten! Am liebsten hätte ich durchs Telefon gelangt, seine Nase gepackt und umgedreht. Richtig fest!“
„Und?“, fragte Cara.
„Nichts und. Ich habe immer noch einen Vertrag. Und einen Leibwächter“, grummelte Annie und warf Pete einen bitterbösen Blick zu.
„Wissen Sie …“, setzte Pete an.
„Sie sollten jetzt besser den Mund halten“, unterbrach Annie ihn. „In mir wächst das dringende Bedürfnis, meine Wut an jemandem auszulassen. Sie bieten sich als äußerst attraktives Ziel an.“
„Äußerst attraktiv, hmm?“ Cara lächelte, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch.
„So habe ich es nicht gemeint“, gab Annie drohend zurück. „Du bist entlassen, MacLeish. Geh, mach ein paar Kopienoder wofür ich dich auch immer bezahle.“
Das Telefon klingelte, und Annie griff hastig nach dem Hörer.
„Vielleicht ist das Marshall. Vielleicht hat er seine Meinung geändert.“ Hoffnungsvoll meldete sie sich. „Hallo?“
Beim Auf-und-Abtigern im Büro hatte sie ihr Haarband gelöst, und jetzt strich sie sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht und hielt mit der anderen den Telefonhörer ans Ohr. Pete beobachtete sie. Ihr Blick ging ins Leere, während sie sich auf den Anruf konzentrierte. Dann zeigte sich Überraschung in ihrem Gesicht, gleich darauf schockiertes Erschrecken. Ihre blauen Augen wurden schmal.
„Wer sind Sie?“, fragte sie schroff. „Das wollen Sie alles mit mir anstellen? Versuchen Sie es nur. Warum geben Sie sich nicht zu erkennen? Zeigen Sie sich. Kommen Sie persönlich her, statt sich hinter Drohanrufen und durchs Fenster geworfenen Steinen zu verstecken …“
Pete sprang zu ihr, riss ihr das Telefon aus der Hand und versuchte das Aufzeichnungsgerät einzuschalten, das vom FBI aufgestellt worden war. Aber die Verbindung war bereits unterbrochen, und im Hörer erklang nur noch das Freizeichen.
„Verdammt noch mal“, fluchte er und legte auf. „Was zum Teufel ist eigentlich los mit Ihnen? Warum haben Sie das Gespräch nicht aufgezeichnet? Und was zur Hölle fällt Ihnen ein, so zu antworten? Wollen Sie wirklich, dass dieser Kerl hierherkommt?“
Sie zitterte. „Schreien Sie mich nicht an!“, stieß sie hervor, und ihre Augen blitzten vor Zorn. „Ich habe gerade einem durchgeknallten Irren zugehört, der mir seine krankhaften Fantasien detailliert beschrieben hat, und in diesen Fantasien spiele ich die Hauptrolle. Sie können von mir nicht erwarten,dass ich ihm dazu nicht die Meinung geige …“
„Ich erwarte von Ihnen, dass Sie ihn nicht auch noch anstacheln“, antwortete Pete. Seine Augen glitzerten hart und kalt wie Obsidian. Er stand mit in die Hüften gestemmten Händen unmittelbar vor Annie und hielt sie an ihrem Schreibtisch gefangen.
Sie wollte ausweichen, aber um das zu tun, hätte sie sich an ihm vorbeiquetschen oder über ihren Tisch klettern müssen. Also blieb sie, wo sie war, und versuchte das Zittern ihrer Hände vor ihm zu verbergen, indem sie sie in die Gesäßtaschen der Jeans schob.
Pete nahm einen Notizblock und einen Stift von ihrem Schreibtisch. „Sie müssen mir erzählen, was er zu Ihnen gesagt hat“, forderte er schroff. „Wort für Wort.“
Annie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber das kann ich nicht.“
„Wenn Sie sich nicht ganz genau erinnern …“
„Darum geht es nicht. Ich kann mich sehr wohl ganz genau erinnern. Ich kann nur nicht … wiederholen, was er gesagt hat. Es war so widerlich.“
Sie versuchte seinem Blick standzuhalten, aber ihr stiegen plötzlich Tränen in die Augen. Leise fluchend versuchte sie die Tränen wegzublinzeln. „Ich habe heute wirklich einen lausigen Tag“, sagte sie.
Pete wandte sich ab, erschrocken über seine eigene Reaktion auf ihre Tränen. Am liebsten hätte er sie in seine Arme geschlossen, ihr gesagt, alles werde wieder gut, und sie geküsst, bis ihre Hände aus ganz anderen Gründen zitterten. Er wollte ihr sagen, dass er auf sie aufpassen und sie beschützen würde.
Aber das konnte er ihr nicht sagen. Und er konnte sie auch nicht wirksam schützen, wenn sie nicht zur Zusammenarbeitmit ihm bereit war.
Annie nutzte die Gelegenheit, um ihren Tisch herumzugehen und sich hinzusetzen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als
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