Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
einladen.“ Tränen stürzten Mrs. Langley aus den Augen und rannen ihr die Wangen hinunter.
„Amelia …“ Mr. Langley trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Echauffier dich doch nicht so. Die Dinge werden sich wieder einrenken, ganz gewiss. Komm her, mein Liebes.“ Tröstend wollte er seine Gattin in den Arm nehmen.
Mrs. Langley machte sich stocksteif. „Was sollen wir bloß tun?“, jammerte sie. „Sicher wird Lord Farquharson sie nicht mehr haben wollen.“ Das Tränenrinnsal drohte zu einer Sintflut zu werden.
Madeline folgte den Vorgängen, ohne ein Wort zu äußern.
„Rede du mit ihr, Arthur!“
Mr. Langley tätschelte seiner Gattin die Hand und räusperte sich. „Nun, Madeline.“ Er räusperte sich noch einmal. „Was sollte das? Wieso hast du mit Lord Tregellas getanzt anstatt mit dem Baron?“
Madeline stellte fest, dass sie nicht einmal ihrem geliebten Papa erklären konnte, was der Earl für sie getan hatte – dass sie ihm ihre zweimalige Rettung vor Farquharson verdankte. „Er bat um den Tanz und nahm einfach meinen Arm. Ich hatte keine Ahnung, wie ich sein Ersuchen auf höfliche Weise ablehnen sollte, und ich mochte keine Szene riskieren.“
„Wusstest du, wer er ist?“
„Nein.“ Das zumindest entsprach der Wahrheit. Dass ihr Retter der Ruchlose Earl war, hatte sie erst später erfahren.
Ihr Vater runzelte sorgenvoll die Stirn. „Aber wodurch hast du seine Aufmerksamkeit erregt, mein Liebes?“
Unerklärlicherweise erschien es ihr plötzlich wie ein Verrat, wenn sie die Wahrheit über Lord Tregellas enthüllte. Ohne dass sie es recht verstand, war sie sicher, dass er es nicht wollen würde. Nein, das ergab keinen Sinn – gewiss täte es ihm doch gut, wenn sie öffentlich machte, wie er für ihre Ehre eingetreten war? Der gesunde Menschenverstand gab ihr recht. Dennoch riet eine innere Gewissheit ihr davon ab. „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie. Es fiel ihr schwer, ihren Vater zu belügen.
„Normalerweise tanzt er nämlich überhaupt nicht“, fuhr Mr. Langley nachdenklich fort. „Wieso hat er es sich dann auf einmal in den Kopf gesetzt, ein so zurückhaltendes, bescheidenes, wohlerzogenes Mädchen wie dich aufzufordern?“
Madeline hätte die Frage beantworten können. Sie war nicht so dumm zu glauben, dass Tregellas sie mochte. Nichts an ihr sprach dafür. Er hatte sie einfach nur davor bewahrt, mit Lord Farquharson tanzen zu müssen, was auch immer seine Beweggründe gewesen sein mochten. Sie behielt ihre Gedanken für sich und zuckte die Achseln.
Mrs. Langley ließ ein Schnauben hören. „Zurückhaltend und bescheiden?“, stichelte sie. „Das zeigt deutlich, dass du in den letzten Wochen wenig Zeit in der Gesellschaft deiner Tochter verbracht hast.“
Ihr Gatte überging die Bemerkung. „Madeline“, sagte er stattdessen vorsichtig, „Lord Tregellas ist ein Gentleman, dem kein guter Leumund anhaftet. Er mag ein Earl sein und ein großes Vermögen sein Eigen nennen, aber …“ Mr. Langley zögerte, suchte nach Worten. „Er hat einen äußerst fragwürdigen Ruf, mein Liebes, und …“
„Es ist allgemein bekannt, welcher Untat er verdächtigt wird“, fiel Mrs. Langley ihm ins Wort.
„Was wirft man ihm vor?“ Madeline horchte auf.
„Er soll einen schrecklichen Mord begangen haben“, fuhr ihre Mutter fort. „Warum, glaubst du, nennt man ihn den Ruchlosen Earl? Er hat die …“
„Wir werden uns nicht an der Verbreitung irgendwelcher Gerüchte beteiligen, Amelia“, unterbrach Mr. Langley sie tadelnd.
Madeline sah zwischen ihren Eltern hin und her. Selbst sie, die sittsame Miss Langley, hatte bei irgendeiner Gelegenheit Andeutungen über Tregellas gehört. Allerdings schien sein zweifelhafter Ruf ihn für die Damen des ton umso attraktiver zu machen, obwohl ihm nachgesagt wurde, dass er ihnen allen mit kalter Verachtung begegnete.
Sie stellte fest, dass nichts von dem, was sie gerade erfahren hatte, ihre Einstellung zu Lord Tregellas änderte. Er hatte sie zweimal vor Farquharson gerettet und ihr jeden Anlass gegeben, ihm zu vertrauen. „Ich habe schließlich nur mit ihm getanzt“, sagte sie ruhig.
„Den Walzer“, entgegnete ihre Mutter aufgebracht. „Nach dem Fiasko des heutigen Abends bist du so gut wie ruiniert!“
„Amelia, meine Liebe, beruhige dich. Madeline hat recht, es war nur ein Tanz.“
Mrs. Langley fing an, herzzerreißend zu schluchzen. „Oh, du verstehst überhaupt nichts, Arthur.“
Mr. Langley schien zu
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