Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
vorsichtig.
„Der am übelsten beleumdete Adlige des ganzen Königreichs. Ausgerechnet. Und du tanzt mit ihm. Ohne deine Mutter um Erlaubnis zu fragen. Wie kommst du dazu, ihm den Walzer gewähren, wo Lord Farquharson seinen Name klar und unübersehbar in deiner Tanzkarte eingetragen hatte?“ Mrs. Langley zog ihr Taschentuch hervor. „Ich sage dir, du bringst mich an den Rand eines Zusammenbruchs.“
„Ich konnte ihn nicht abweisen, ohne eine Szene zu riskieren.“ Madeline unterließ es zu erwähnen, dass sie lieber tausendmal mit dem berüchtigten Earl getanzt hätte, als dulden zu müssen, dass Lord Farquharson sie noch ein einziges Mal anfasste. „Ich hatte nicht die Absicht, dich in Verlegenheit zu bringen, Mama.“
„Du hattest nicht die Absicht?“ Mrs. Langley sah aus, als müsse sie jeden Moment an den Worten ersticken. „Ich versichere dir, noch nie wurde eine Mutter von ihrer aufsässigen Tochter in eine schmachvollere Lage gestürzt.“ Sie betupfte sich die Augenwinkel. „Was soll Lord Farquharson bloß denken?“
Madeline biss sich auf die Zunge.
„Wie konntest du Seine Lordschaft derart vor den Kopf stoßen?“ Mrs. Langleys Busen hob und senkte sich heftig. „In aller Öffentlichkeit!“
„Mama“, Angelina zupfte ihre Mutter am Ärmel, „bitte reg dich nicht auf. Die Leute starren zu uns herüber.“
Mrs. Langley sah sich um. Die allgemeine Aufmerksamkeit, die sich auf sie und ihre Töchter richtete, war in der Tat nicht die Sorte Beachtung, in der sie sich gern sonnte. Sogar Mrs. Wilson war von ihr abgerückt und unterhielt sich mit einer anderen Dame.
Amelia Langley warf den Kopf in den Nacken. In Richtung ihrer Töchter verkündete sie mit einer Lautstärke, die kaum überhört werden konnte: „Es ist zu schade, Mädchen, zumal ihr euch gerade so glänzend amüsiert. Aber eure Mutter bekommt gleich einen ihrer schlimmen Migräneanfälle. Wir werden uns umgehend zurückziehen müssen.“ Sie erhob sich und reckte das Kinn vor. „Madeline, Angelina. Kommt mit.“ Damit rauschte Mrs. Langley, gefolgt von ihren Töchtern, aus dem Ballsaal.
Die Rückfahrt in die Climington Street war schrecklich. Madeline ließ die mitfühlenden Blicke ihrer Schwester ebenso über sich ergehen wie die nicht enden wollende Strafpredigt ihrer Mutter. Sogar ihr geliebter Papa, den man schließlich in Lady Gilmours Gewächshaus entdeckt hatte, schien ihr einen stillen Vorwurf zu machen.
Mrs. Langley unterbrach ihre Tirade gerade so lange, wie sie brauchten, um ins Haus zu gelangen. Kaum hatte die Tür sich hinter ihnen geschlossen, nahm sie sie wieder auf. Madeline beeilte sich, Angelina die Treppe hinauf zu folgen.
„Wo willst du hin?“, verlangte ihre Mutter mit überkippender Stimme zu wissen. „Für das, was du dir heute Abend geleistet hast, wirst du erst einmal Rede und Antwort stehen. Mach, dass du in den Salon kommst. Sofort!“
Madeline kam die Stufen herunter.
„Ich denke, ich werde mich gleich zu Bett begeben.“ Mr. Langley versuchte, sich an seiner Gattin vorbeizuschieben, doch die hielt ihn auf. „Oh nein, mein Lieber“, fuhr sie ihn an. „Dieses eine Mal wirst du mir helfen, deine Tochter in den Griff zu bekommen!“ Die schwer geprüfte Dame ließ einen langen Seufzer hören und ging ihrem Gatten und ihrer Tochter voran.
„Sie hat es geschafft, uns für alle Zukunft unmöglich zu machen“, tobte sie weiter, sobald Mr. Langley die Salontür geschlossen hatte. „Und was das Ärgerlichste ist, sie hat jede Chance auf eine Heirat mit Lord Farquharson ruiniert.“
„Beruhige dich, Amelia“, wagte Mr. Langley einzuwerfen. „So schlimm wird es schon nicht sein.“
Auf Mrs. Langleys Gesicht erschienen rötliche Flecke. „Wenn du dich nicht den ganzen Abend in Lady Gilmours Wintergarten versteckt hättest, wüsstest du, dass es schlimmer als schlimm ist.“
„Sicher lässt Lord Farquharson mit sich reden“, versuchte Mr. Langley, seine Gattin zu beschwichtigen.
„Bist du von Sinnen? Deine Tochter hat ihn vor aller Augen brüskiert, als sie mit Tregellas tanzte.“
„Glaubst du wirklich?“, murmelte Mr. Langley. „Ich bin zuversichtlich, dass er darüber hinwegkommen wird.“
„Darüber hinwegkommen!“, schnaubte seine Gattin. „Wie kannst du so etwas sagen? Lord Farquharson wird sie keines Blickes mehr würdigen, ganz zu schweigen davon, dass er um ihre Hand anhält. Sie hat alles zunichtegemacht. Niemand, der zur guten Gesellschaft gehört, wird uns je wieder
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