Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
verurteilt, Lord Farquharson zu heiraten. Und auf einen Schlag war diese Bedrohung aus ihrem Leben verschwunden – durch den Mann, der nun an ihrer Seite stand.
„Madeline.“
Seine Stimme drang in ihr Bewusstsein und brachte sie zurück in die Gegenwart.
„Madeline“, sagte er noch einmal.
Sie sah hoch und begegnete dem Blick seiner hellen Augen. Bemerkte den Anflug von Besorgnis darin. Er wartete. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie kannte ihn kaum, hatte bei drei Gelegenheiten mit ihm gesprochen, und dies war eine von ihnen. Er war der Earl of Tregellas. Tregellas, um Himmels willen! Der Ruchlose Earl. Woher sollte sie wissen, dass das, was er ihr über Farquharson erzählt hatte, stimmte? Was sie hier tat, war ungeheuerlich. Absoluter Irrsinn. Ich müsste Furcht empfinden, sagte sie sich, stellte jedoch fest, dass dies nicht der Fall war. Er hatte ihr gesagt, sie solle ihren Gefühlen trauen. Ja, sie traute ihm. Er würde ihr kein Leid zufügen. Er hatte sie zweimal vor Farquharson gerettet. Nun war er sogar bereit, ihr den Schutz seines Namens zu gewähren. Sie wusste, was sie erwartete, wenn sie ihn zurückwies – Cyril Farquharson. Allein der Gedanke ließ sie erschaudern.
Lord Tregellas’ Hand schloss sich um ihre und drückte sie beruhigend.
„Ja, ich will“, sagte Madeline fest.
„Für einen Moment fürchtete ich tatsächlich, dass sie mich vor Reverend Dutton zurückweist.“ Lucien lockerte sein Krawattentuch. Er und sein Bruder waren allein. Colonel Barclay hatte sich bereit erklärt, den alten Geistlichen nach Hause zu bringen, und ein vertrauenswürdiger Lakai befand sich auf dem Weg zu Mrs. Langley, um ihr den Brief mit der heiklen Neuigkeit zu überbringen.
Lucien füllte zwei Gläser und ließ sich Guy gegenüber in einem Sessel nieder. Die schweren burgunderfarbenen Portieren vor den Fenstern der Bibliothek waren zugezogen, und nur die Kerzen eines einzelnen Kandelabers erhellten den Raum.
Guy nahm seinen Brandy entgegen. „Was, wenn sie es wirklich getan hätte? Eine einfache Weigerung bringt selbst den am besten durchdachten Plan zu Fall.“
Sein Bruder zog die Brauen zusammen. „Dann wäre mein Ausweichplan zum Einsatz gekommen.“
„Ausweichplan?“
Das Kaminfeuer warf zuckende Schatten auf Luciens Gesicht. „Er sah vor, dass Miss Langley eine Nacht im Hause des Junggesellen Lord Tregellas verbringt. Ohne Anstandsdame selbstverständlich. Mehr wäre nicht notwendig gewesen, um sicherzustellen, dass sie mich heiraten muss.“
„Du lieber Himmel, wie gemein. Gemein, aber wirkungsvoll.“
Lucien trank einen großen Schluck von seinem Brandy und zuckte die Achseln. „Verzweifelte Situationen verlangen verzweifelte Maßnahmen. Und es hätte schließlich in ihrem Interesse gelegen. Außerdem würde man ein solches Verhalten vom Ruchlosen Earl erwarten.“ Doch eigentümlicherweise verursachte ihm die Vorstellung, Miss Langleys Vertrauen zu missbrauchen, ein schlechtes Gewissen.
„Jedenfalls hat der alte Dutton mit seiner Bemerkung über die Entführung unter den Augen der Mama den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Guy musste unwillkürlich lachen.
„Von einer Entführung kann keine Rede sein“, korrigierte Lucien. „Miss Langley kam freiwillig mit, nachdem ich ihr meinen Plan erklärt hatte.“
„Warum auch nicht? Die meisten Londoner Damen würden ihren rechten Arm dafür hergeben, Lady Tregellas zu werden, auch wenn sie das Gegenteil behaupten. Die kleine Miss Langley profitiert in jeder Hinsicht von eurem Arrangement. Mein Gott, Lucien, es ist ihr gelungen, sich einen Earl zu angeln statt des Barons, den ihre ehrgeizige Mama für sie vorgesehen hatte!“
„So ist sie nicht, Guy.“
„Warum hast du sie geheiratet, Lucien, wenn es genügt hätte, dass sie eine einzige Nacht unter deinem Dach verbringt? Farquharson wäre gezwungen gewesen, dich zum Duell zu fordern. Du hättest ihn getötet, und Miss Langley wäre sicher gewesen. Und du könntest dir eine passendere Braut suchen.“
„Miss Langleys Ruf wäre ruiniert gewesen. Und du weißt, was das in London bedeutet – sie hätte sich ebenso gut umbringen können. Hältst du mich eines solchen Verhaltens wirklich für fähig?“
Guy verdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus. „Wenn man dich so reden hört, könnte man glauben, es mit einem verwünschten Heiligen zu tun zu haben! Darf ich dich daran erinnern, großer Bruder, dass du die vergangenen fünf Jahre einen Ein-Mann-Kreuzzug gegen
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