Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
Tag um nichts in der Welt verderben.
„Oh Mylady, so etwas Dummes! Das Band ist mir aus den Fingern gerutscht und … Ach, sonst stelle ich mich nie so ungeschickt an!“ Betsy fing an zu weinen und lief aus dem Raum.
Verdutzt hob Madeline das Band vom Boden auf und trat in den Korridor. „Betsy!“
Aber von dem Mädchen war nichts mehr zu sehen. Rasch flocht Madeline ihr Haar zu einem Zopf, knotete das Band darum und eilte die Dienertreppe hinunter. Im Wirtschaftstrakt angekommen, stieß sie beinahe mit der Haushälterin zusammen. „Mrs. Babcock, haben Sie Betsy gesehen? Irgendetwas scheint mit ihr nicht in Ordnung zu sein. Sie brach vorhin in Tränen aus, bloß weil sie ein Haarband fallen ließ, und lief aus dem Zimmer. Ich mache mir Sorgen um sie.“
Mrs. Babcock schnalzte mit der Zunge und nickte. „Betsys Mutter ist krank“, erklärte sie dann laut flüsternd. „Es geht ihr gar nicht gut – sie liegt seit zwei Wochen im Bett, ohne dass eine Besserung in Sicht wäre. Und Betsy hat nur ihre Mutter. Ihr Taugenichts von einem Vater verschwand schon vor Jahren, als das Mädchen noch ganz klein war. Ließ Mrs. Porter und das Kind einfach sitzen, ohne einen Penny.“
„Warum hat Betsy mir nichts davon gesagt? Sie sollte bei ihrer armen Mutter sein, statt mir die Haare zu kämmen.“
„Sie muss Geld verdienen“, vertraute Mrs. Babcock ihr an. „Mrs. Porter hat sonst immer Flickarbeiten angenommen, aber das kann sie jetzt nicht mehr. Betsys Lohn ist alles, was die beiden haben.“
Madeline starrte die Haushälterin an. „Dann müssen wir ihnen helfen. War ein Arzt bei Mrs. Porter?“
„Der alte Dr. Moffat hat sie untersucht, ein feiner Mann. Hat kein Geld dafür genommen. Er meint, Mrs. Porter leide an Lungenschwindsucht, sagt Betsy.“
Madelines Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Ist Lord Tregellas schon von der Granger-Farm zurück?“
Mrs. Babcock schüttelte den Kopf. „Nicht dass ich wüsste.“
„Dann bitten Sie die Köchin, einen Korb mit Brot, Eiern, Pastete und anderen nahrhaften Sachen zu füllen. Und wenn sie Brühe dahat, umso besser. Lassen Sie Boyle das Gig anspannen, und Betsy soll sich fertig machen und vor der Tür auf mich warten.“ Madeline wirbelte herum und eilte die Stufen hinauf.
„Mylady!“, rief die Haushälterin ihr hinterher. „Ich finde nicht, dass das eine gute Idee ist. Seine Lordschaft wäre sicher dagegen, dass Sie etwas Dummes tun, Madam!“
Aber Madeline hörte sie nicht.
Eine Viertelstunde später kam Madeline in die Halle. Sie war in eine Pelisse und einen warmen Umhang gehüllt und trug zwei schwere zusammengefaltete Wolldecken auf ihren Armen.
„Mylady!“ Mit erstaunlicher Geschwindigkeit hinkte die Haushälterin auf sie zu.
Madeline blieb stehen. „Oh Mrs. Babcock, da sind Sie ja! Ich bringe Betsy nach Hause und besuche ihre Mutter. Ist das Gig bereit?“
Mrs. Babcock überging die Frage. „Sie könnten sich anstecken, Madam. Es wäre wirklich besser, wenn Sie hierbleiben würden.“
Madeline schüttelte den Kopf. „Es ist das Mindeste, was ich für Mrs. Porter tun kann, Mrs. Babcock. Die arme Betsy ist außer sich vor Sorge und hat mir kein Wort gesagt. Wahrscheinlich haben die beiden kaum etwas zu essen, und außerdem ist es furchtbar kalt.“
Die Haushälterin runzelte die Stirn. „Seiner Lordschaft wird die Sache gar nicht gefallen. Er hat strikte Anweisung erteilt, dass Sie nicht allein ausfahren sollen.“
„Ich bin ja nicht allein. Betsy ist bei mir und Mr. Boyle ebenfalls“, erwiderte Madeline. „Und Lucien wird mich verstehen.“
Mrs. Babcock wirkte nicht überzeugt. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich. „Lassen Sie mich wenigstens mitkommen.“
Madeline schüttelte den Kopf und lächelte. „Liebe Mrs. Babcock, ich weiß, wie viel Sie heute zu erledigen haben. Und die eisige Kälte würde Ihren Knien überhaupt nicht guttun. Bleiben Sie hier und halten Sie sich warm. Außerdem müssen Sie unbedingt dafür sorgen, dass die Köchin noch ein Blech von diesen köstlichen Scones bäckt.“
Die Haushälterin murmelte etwas Unverständliches.
„Mir knurrt der Magen, wenn ich nur daran denke“, fuhr Madeline fort. „Ich schwöre, ich werde ein ganzes Dutzend davon verspeisen, wenn ich zurück bin.“
Mrs. Babcock nickte. „Also dann, ab mit Ihnen. Aber bleiben Sie nicht zu lange. Die Scones sind schnell fertig, und sie schmecken viel besser, wenn sie frisch aus dem Ofen kommen.“
„Was soll das
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