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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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wäre eine gute Gelegenheit, irgendwie meine Anwesenheit kundzutun und aus meinem Versteck rauszukommen. Aber schon redete Jennifer weiter. »Übrigens«, leitete sie die nächste Information ein und am Klang ihrer Stimme konnte ich schon erahnen, dass es sich dabei um eine brisante Neuigkeit handeln würde. »Coco hat mir erzählt, dass Kim am Wochenende wieder total betrunken war und mit dem ältesten Sohn von den Vogels rumgemacht hat.«
    »Uwe Matthias Vogel?«, fragte Milena überrascht. »Dieser total hässliche Kerl?«
    »Das ist Kim doch völlig egal. Solange sein Bankkonto von strahlender Schönheit ist«, lästerte Jennifer.
    »Tsess«, machte Milena.
    Ach, ich könnte hier ewig so sitzen. Das nenne ich wirklich mal informativen Unterricht! Eine Klimpermelodie ertönte. Milena fischte mit spitzen Fingern ihr Smartphone aus ihrer Louis Vuitton. Sie legte es auf ihren Schoß und drückte darauf herum. Sie hatte perfekt manikürte Fingernägel mit aufgepinseltem grün-schwarzem Blumenrankenmuster. Es klackerte, während sie mit ihren falschen Fingernägeln das Touchdisplay bearbeitete. Dann blieben die Hände plötzlich still und umklammerten das Handy. Die Fingerknöchel wurden weiß.
    »Was ist denn?«, fragte Jennifer.
    Das wollte ich auch gerade fragen.
    »Nichts«, antwortete Milena gepresst. Lächerlich! Es war so klar, dass was passiert sein musste.
    »Sag nicht nichts, Milena«, insistierte Jennifer, »ich weiß doch, dass irgendwas ist.«
    Richtig! Das wollte ich auch gerade sagen.
    Doch Milena blieb stumm, das Handy fest in Händen. Also ehrlich, der musste man ja jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen! Zum Glück blieb Jennifer beharrlich. »Ärger mit deinem Süßen?«
    Aha! Darauf wäre ich nicht gekommen. Danke, Jennifer. Milena zierte sich erst und ich wurde langsam ungeduldig. Das war nun wirklich eine einfache Frage gewesen, da musste man doch nicht so rumdrucksen. Endlich entschloss sich Milena, uns doch zu antworten. »Die Ex von meinem Freund hat sich von ihrem Typen getrennt«, sagte sie düster.
    »Oh nein!«, sagte Jennifer, während ich parallel dazu in meinem Versteck eine Grimasse zog. »Und jetzt?«
    »Und jetzt…«, fing Milena an, spannte uns aber wieder auf die Folter, indem sie eine Gesprächspause einlegte. Meine Güte, Prinzessin von und zu Einsilbigkeit ließ sich heute aber bitten. Ich beugte mich vor, um besser zu hören. Jennifer hielt komplett still. Wir wagten kaum zu atmen. Und dann ließ Milena leise die Bombe platzen: »Und jetzt habe ich Sorge, dass er zu ihr zurückwill«, sagte Milena leise.
    Ich unterdrückte ein Schnaufen. Jennifer sog erschreckt die Luft ein. »Meinst du wirklich? Wie kommst du darauf?«
    »Ach, die beiden waren…«
    Doch dann unterbrach ein infernalisches Niesen von irgendeinem Idioten das Gespräch. Ausgerechnet im spannendsten Moment. »HAAAATSCHI!«
    Der Idiot war ich.
    »Ahhh«, kreischte Milena auf, drückte sich vom Tisch ab und rollte mit ihrem Drehstuhl zwei Meter nach hinten. Auch Jennifer glotzte mich total belämmert an, wie ich da unten hockte. »Hi«, sagte ich. »Ich bin’s, Natascha.«
    »Mann, hast du mich erschreckt«, fauchte Milena und griff sich ans Herz wie eine alte Oma, die gerade dem Tod von der Schippe gesprungen war.
    »Mich auch«, pflichtete Jennifer ihr bei und imitierte sofort Milenas Handbewegung.
    »War keine Absicht«, sagte ich. »Dieser Staub! Hier unten müsste dringend mal…«
    »Was machst du da?«, herrschte Milena mich an. Ich kroch hervor und klopfte meine Jeans ab.
    »Hast du uns etwa belauscht?«, fragte Jennifer empört.
    »Na ja«, sagte ich. »Das blieb leider nicht aus.«
    »Du hast dich da unten versteckt, um uns zu belauschen?« Milena und Jennifer musterten mich, als wäre ich eine Kakerlake, die gerade über ihr Mittagessen spazierte.
    »Nee, das nicht.« Ich überlegte, was jetzt die beste Taktik wäre. Diesen Schwätzbacken jetzt die Wahrheit über meine Leichensuche zu sagen, wäre vermutlich genauso schlau, wie in ein Wespennest zu piksen. Die würden das unter Garantie sofort weitertratschen und dann würde es nicht lange dauern und ich hätte die Schulleiterin am Hals. Coco und Kim, die gerade reinkamen, beeilten sich, die letzten Schritte zu ihrem Tisch zu überbrücken, um nur ja nichts zu verpassen. »Was ist denn hier los?«, fragte Coco.
    »Die Neue hockt sich unter den Tisch, um Mitschülerinnen zu bespitzeln«, sagte Jennifer.
    »Was?«, fragte Coco.
    »Hä?«, machte Kim.

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