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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Boden abzusuchen. Er bestand aus grau-weiß marmorierten Kacheln. Ein paar Staubflusen, sonst nichts. Aber hinter einem Tischbein etwas weiter rechts entdeckte ich ein Bonbonpapierchen. Mmmhh. Hatte wahrscheinlich nichts zu bedeuten, aber wenn Nora einen auf Superdetektiv à la Monk machte, dann konnte ich das auch. Immerhin war es meine Leiche und damit auch meine Suche. Ich steckte es demonstrativ ein.
    »Was gefunden?«
    »Vielleicht«, sagte ich geheimnisvoll.
    Zögerlich, als ob sie doch noch auf eine Erklärung hoffte, sagte Nora: »Ich glaube, ich muss mal zurück.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Sie sah mich an, als ob sie erwartete, dass ich mitkam.
    »Geh schon«, sagte ich, »es sähe komisch aus, wenn wir gleichzeitig kommen.«
    »Okay.« In der Tür blieb sie noch mal stehen. »Aber wenn du was Interessantes findest, sag mir Bescheid, ja?«
    »Klar!« Das werden wir dann sehen.
    Ich wartete, bis sie weg war, dann ging ich dorthin, wo sie eben gestanden hatte, und suchte den Boden ab. Nichts. Ich schob den Stuhl zurück, den Nora eben so sorgsam an den Tisch gestellt hatte. Und da war etwas! Ein kleiner runder Fleck auf dem Boden. Ungefähr fingernagelgroß. Ein roter, eingetrockneter Fleck. Ich beugte mich runter.
    Oh mein Gott! Blut!

6
    Das könnte Blut sein! Sah auf jeden Fall ziemlich blutig aus. Ich ließ mich auf die Knie und ging ganz nah ran. Wie bestimmte man eigentlich die Blutgruppe? Konnte man die irgendwie mit bloßem Auge erkennen? Ich beugte mich noch tiefer runter und kniff die Augen zusammen. Wie machten das noch mal die Typen von CSI? Ach, ich musste beim Fernsehen einfach besser aufpassen. Und mir dringend eine Kollektion Spurensicherungs-Hightech zulegen. Sollte ich mal auf meinen Wunschzettel für meinen Geburtstag schreiben. Doch aller Technik zum Trotz stieg mir plötzlich ein vertrauter Geruch in die Nase. Angestrengt schnupperte ich an dem glänzenden Fleck.
    »Was machen Sie denn da?«, hörte ich hinter mir eine warme dunkle Stimme so aufregend wie ein Balzruf und so beruhigend wie das Plätschern eines Gebirgsbaches. In meiner Fantasie materialisierte sich in Sekundenbruchteilen ein Hollywood-Sahneschnittchen. Ein Mann mit so einer Stimme musste einfach klasse aussehen! Und nett sein. Und dann würde sich diese peinliche Situation gleich in allgemeines Wohlgefallen auflösen. Ich richtete mich auf, setzte mein strahlendstes Lächeln auf, schade, dass ich keine Zeit mehr hatte, Lipgloss aufzutragen, und drehte mich um. Mit meiner Stimme-Aussehen-Theorie hätte ich nicht falscher liegen können. Nix Sahne, nix Schnitte. Nicht mal ansatzweise! Die schöne Stimme gehörte einem dicken Zweimetermann mit massiver Metallbrille und Prinz-Eisenherz-Frisur in der Farbe alter Käserinde. Er trug ein rot-schwarz kariertes Flanellhemd in Zeltgröße, Jeans und braune, abgestoßene Birkenstocks.
    »Äh«, sagte ich und wurde rot. »Da ist ein Fleck.« Ich zeigte auf den Boden.
    »Haben Sie keinen Unterricht?«, fragte der Riese mit der wohltönenden Stimme, die ungefähr so gut zu ihm passte wie ein Nilpferd zur Weihnachtsgeschichte.
    »Doch.«
    »Und was um alles in der Welt machen Sie dann hier?« Langsam schwang sich sein angenehmer Bariton zu einem unheimlichen Donnergrollen auf.
    »Ja, also, die Tür stand auf und… und da habe ich diesen Fleck gesehen.«
    Die Stirn unter seinem Pottschnitt-Pony legte sich in Wellen. »Sie haben durch die offene Tür einen Fleck entdeckt?«, fragte er verblüfft.
    »Nee, also, wenn ich ehrlich bin, habe ich mich hier was umgesehen. Um mich mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen. Ich bin doch neu hier. Natascha Sander.« Ich streckte ihm die Hand entgegen. Sein Blick wurde versöhnlicher. Er kam einen Schritt näher, der bei normalem Beinmaß eher zwei Schritte gewesen wären, und stand plötzlich sehr dicht vor mir. Viel zu dicht, nach meinem Geschmack.
    »Jochen Siebert«, gurrte er und schüttelte mir die Hand. »Freut mich, dass Sie Interesse an Biologie haben.« Sein Blick durch das metallene Kassengestell bekam etwas Öliges.
    »Ja, sehr«, sagte ich, wand meine Hand aus seinem Schraubstockgriff und wich zurück, Richtung Tür.
    »Und wegen des Flecks machen Sie sich keine Sorgen«, rief er mir hinterher, »die Putzfrauen kommen heute Abend. Hoffentlich jedenfalls«, setzte er murmelnd hinzu.
    Ich kam gerade zum Musikunterricht zurück, als er zu Ende ging. Aber Pascal schien kein bisschen irritiert zu sein, dass ich so lange weggeblieben

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