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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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wie er sich am Radio zu schaffen machte. Als ich die erste Liedzeile hörte, klappte mir die Kinnlade runter.
    Sunday, wake up, give me a cigarette…
    Das war eines meiner Lieblingslieder! Obsessions von »Marina and the Diamonds«.
    Won’t you quit your crying? I can’t sleep,
    One minute I’m a little sweetheart,
    And next minute you are an absolute creep…
    Woher wusste er das? Verstohlen blinzelte ich zum Rückspiegel, aber er starrte geradeaus.
    We’ve got obsessions. All you ever think about are sick ideas involving me, involving you…
    Zu Hause würde ich die Musik jetzt so laut drehen, dass ich mitsingen könnte, ohne dass meine schräge Stimme das Lied massakrierte. Und als ob dieser schnöselige Bodyguard meine Gedanken lesen konnte, machte er lauter. Na sieh mal einer an. Enzo Tremante hatte ja doch einen Funken Geschmack. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Aber das gefror mir augenblicklich wieder. Denn – oh mein Gott – Achtung, festhalten! – Enzo fing an mitzusingen! ER SANG MIT! Bei meinem Lieblingslied! Mit seiner grobschlächtigen Stimme stampfte er durch die Oktaven wie ein plattfüßiger Tölpel über die zarten Keimlinge in einem Salatbeet und begrub Marinas großartigen Gesang unter sich, da nutzte es auch nichts, dass er den Text halbwegs konnte, ich glaubte, ich müsse mich übergeben. »Aufhören«, keuchte ich. »Sofort. Das ist ja grauenvoll!«
    »Wie bitte? Hast du etwas gesagt?« Enzo drehte die Musik leiser und schaute mich durch den Rückspiegel an, sich ganz offensichtlich keiner Schuld bewusst. Dabei hatte er mir nicht nur meine gerade wiedergekehrte gute Laune zerstört, er hatte mir auch noch mein Lieblingslied gestohlen! Nie wieder würde ich es hören können, ohne an seine Gesangseinlage zu denken.
    »Mach die Musik aus«, knurrte ich. »Bevor du mir mit deinem Geträller das Lied noch für alle Zeiten versaust.«
    »Geträller? Na, hör mal.« Er schaltete den CD-Spieler aus. »Meine Exfreundin hat gesagt, ich hätte eine tolle Stimme.«
    »Oh, die Arme!«, rief ich.
    »Wieso die Arme?«
    »Na, sie ist doch taub, oder nicht?«
    Enzo warf mir einen vernichtenden Blick zu. Ich lächelte extrafreundlich. Dann holte er einen USB-Stick aus seiner Innentasche, stöpselte ihn in die Anlage und kurze Zeit später dröhnte die Stimme eines italienischen Sportreporters über die Lautsprecher, der total theatralisch ein Fußballspiel kommentierte.
    »Was soll das denn jetzt werden?«, fragte ich.
    »Das ist klassische Bildung.«
    »Aha. Und in welchem Fach?«
    »Tennis.«
    »Haha. Wie witzig.«
    »Ja, so bin ich. Immer einen kleinen Scherz auf den Lippen, um die Kundschaft zu erheitern. Ah, hier!« Er drehte lauter und lauschte der theatralischen Reporterstimme, die sich fast überschlug vor Begeisterung. »Das ist der Sieg von Inter gegen Bayern bei der Champions League 2010«, informierte mich Enzo ungefragt. »Ein fantastisches Spiel. Und historisch relevant. Inter hat damit als sechster Club in Europa das Triple geschafft…«
    Während er mir eine Abhandlung über die erfolgreichsten europäischen Fußballclubs vortrug, hatte ich eine grandiose Idee. »Du bist also ein echter Inter-Mailand-Fan«, unterbrach ich ihn.
    »Absolut«, sagte er feierlich, »und zwar schon lange bevor Ronaldo 1997 zu Inter wechselte…«
    »Sehr rührend«, grätschte ich in sein Atemholen. »Du solltest dich dringend mal mit Wim, unserem Gärtner, unterhalten. Der ist auch ein riesiger Inter-Fan.«
    »Echt?«
    »Ja, total! Er läuft auch immer in so Trikots rum und so.«
    Wir waren vor unserem Haus angekommen und warteten, dass die Flügeltüren des eisernen Eingangstors sich ganz öffneten.
    »Na, dann muss ich mich ihm wohl mal vorstellen. Inter-Fans halten zusammen!«
    »Da freut sich Opa Wim sicher. Wenn ihn keiner besucht, redet er nämlich stundenlang nur mit seinen Pflanzen.«
    Das stimmte wirklich. Wim ist, seit ich denken kann, unser Gärtner. Er wohnt in einem kleinen Häuschen am Rande unseres parkähnlichen Gartens. Er ist ziemlich klein und runzelig, hat aber Hände wie Schaufeln, schwielig und rissig und stark, die aber dennoch so sanft sind, dass sie jeden Samen zum Keimen und jede Blume zum Blühen bringen können. Er spricht mit diesem entzückenden holländischen Akzent und trägt Holzpantinen bei der Arbeit. Er ist vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen, weil ihm in seiner niederländischen Heimatstadt Vlissingen die salzige Meerluft den Anbau von Pflanzen schwer

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