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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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wir können das doch nicht behalten!«, sagte Nora ängstlich.
    »Willst du etwa, dass ihre Eltern es bekommen?« Mir gruselte es bei der Vorstellung, ihr Triaden-Vater würde es lesen. Oder diese merkwürdige Mutter, der Laura verheimlicht hatte, wer ihr Freund war. Und die das anscheinend auch gar nicht interessiert hatte. Nein. Keine Tochter der ganzen Welt würde wollen, dass ihre Eltern von ihren wahren Gefühlen erfuhren.
    Nora schüttelte den Kopf. »Nein. Aber dann geben wir es der Polizei.«
    Ich lachte schnaubend. »Die würden es in irgendeinem Aktenschrank vergammeln lassen. Nee. Wir behalten es. Und finden heraus, was mit Laura passiert ist.«
    Sie schaute mich mit kugelrunden Augen an. »Meinst du echt?«
    Ich nickte. »Willst du es haben? Du hattest die Idee mit dem Spind.«
    »Nein«, wehrte sie ab. »Das gibt doch nur Ärger.«
    »Mit wem? Weiß doch keiner davon.« Ich hielt es ihr hin.
    Sie wich zurück. »Nein. Ich kann das nicht. Ich finde es sowieso schon so schlimm, dass sie tot ist…« Tränen traten ihr in die Augen. »Außerdem schnüffelt meine Mutter in meinem Zimmer rum. Behalt du es und erzähl mir, was du rausgefunden hast, okay?«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    Also steckte ich es ein.
    Die Theater-AG fand in der Aula statt, damit man dort auf der Bühne proben konnte. Der Lehrer Christoph Klein entsprach in Sachen Körpergröße seinem Namen. Er war einen halben Kopf kleiner als ich. Grau meliertes Haar, graues Hemd, leger über der Jeans getragen, braune Halbschuhe, ein biederer Typ mit deutlich erkennbarer Ambition, lässig zu wirken, was so natürlich nie klappen konnte. Ich stellte mich vor und sagte, dass ich gerne mitmachen würde.
    »Wie praktisch«, ätzte Coco leise. »Gerade ist eine Rolle frei geworden.« Na, mal sehen, ob diese Meinung heute auf My favorite enemy gepostet wurde.
    Christoph Klein ging nicht darauf ein. »Willkommen, Natascha. Wir freuen uns, dass du dabei bist. Nicht wahr, Coco?«
    »Natürlich, natürlich«, sagte Coco beflissen und grinste fies.
    »Also, ihr Lieben. Letzte Woche ist etwas Schreckliches passiert. Aber wenn ihr damit einverstanden seid, führen wir das Theaterstück trotzdem auf – und zwar Laura zum Gedenken. Sie hatte zwar die Hauptrolle, aber wir finden hoffentlich eine Lösung.«
    Merle setzte sich auf.
    »Es gibt mehrere Mädchen, die sich mit dem Stück intensiv beschäftigt haben«, sagte Klein. An mich gewandt, erklärte er: »Das Stück heißt ›Die Palme‹ und ist eine Geschichte rund um Intrigen und Verschwörungen auf dem Landsitz einer französischen Familie in Cannes. Es ist eine Tragikomödie.«
    »Klingt gut«, sagte ich.
    »Laura hatte die Rolle der Mutter. Eine große Rolle mit viel Text.« Er räusperte sich. »Wer von euch traut sich denn zu, den Part zu übernehmen?«
    Merle lispelte: »Ich kann alle Parts. Ich kann alles auswendig.« Sie lächelte und entblößte dabei ihre Hasenzähne.
    »Ja, Merle, ich weiß«, sagte Klein. »Aber du bist eine unentbehrliche Regieassistentin.« Er schaute flehentlich in die Runde: »Gibt es andere Interessentinnen? Es ist wirklich eine wichtige Rolle.«
    Alle schauten Milena an. Sie sagte nichts. Saß da wie die Sphinx, Augen halb geschlossen, entweder müde oder abwesend oder einfach sensationell arrogant.
    »Milena würde sich gut machen«, sagte Jennifer eifrig.
    »Milena?«, fragte der Lehrer.
    »Nein. Ich bin sehr zufrieden mit der Rolle der Haushälterin. Um Lauras Rolle dürft ihr euch schlagen.«
    »Was für eine Rolle willst denn du?«, fragte der Lehrer mich.
    »Ich muss überhaupt nicht auf die Bühne«, sagte ich. »Ich besorge auch gerne die Requisiten. Oder mache sonst welche Hiwi-Jobs.«
    »Toll«, sagte der Lehrer erleichtert. »Wir brauchen nämlich noch jemanden für die Requisiten. Die Geduld von Herrn Schmitz haben wir bei der letzten Aufführung ziemlich überstrapaziert. Also, Natascha, das ist wirklich nett von dir.«
    Das war nicht nett, dachte ich. Ich hatte einfach keine Lust, einen ewig langen Text auswendig zu lernen und mich dann in einem Kostüm zum Affen zu machen. Nee, Theater spielen war definitiv nichts für mich.
    »Ich finde ja, Evelyn könnte die Rolle auch gut übernehmen«, sagte Klein. Ein Stöhnen ging durch die Menge. Besonders Kim rollte mit den Augen.
    »Oder möchtest du die Rolle, Kim?«, fragte Klein süffisant. »Ich hatte gedacht, du hättest mit deinem Text schon genug zu tun.«
    Coco kicherte und bekam von Kim einen Ellenbogen in die

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