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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Falls ein Auge zugedrückt, aber jetzt macht mir unser Vorstand Ärger.« Sie tat gar nicht erst so, als ob ihr das leidtue, und schob genüsslich hinterher: »Da sind mir leider die Hände gebunden.«
    »Ja, sicher«, sagte ich super freundlich und unterdrückte jede Nervosität. »Aber natürlich werde ich die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen und die Anwälte meines Vaters mit der Klärung beauftragen.«
    »Ja, tun Sie das«, sagte sie und fügte scheinheilig hinzu: »Es wäre so schade, wenn Sie uns verlassen müssten.«
    »Ja, wirklich sehr schade«, sagte ich und stand auf. Ich musste mich zusammenreißen, um souverän abzurauschen, aber es gelang mir ganz gut. Vor dieser Gewitterziege würde ich mir auf gar keinen Fall eine Blöße geben. Erst draußen auf dem Flur fing ich an zu fluchen. So ein verdammter Mist. Total ungerecht! Schließlich hatte ich doch schon echt genug am Hals. Sauer stapfte ich über den Schulhof. Mein Atem dampfte in weißen Wölkchen durch die kalte Luft und ich entließ ein paar hintereinander in die Freiheit und schaute, wie sie sich auflösten.
    Enzo klappte seine Tageszeitung zu, als ich die Tür öffnete. Seit der Sache mit dem Hemd fühlte ich mich in seiner Anwesenheit unwohl. Der Duft ging mir nicht aus dem Sinn und war immer das Erste, was ich bemerkte, wenn ich ins Auto stieg. Und das gab mir zu denken. Und machte mich unaufmerksam. Nur so ist mein dummer Fehler zu erklären, ihm Privatkram zu erzählen. Als er mich fragte, wie es in der Schule gewesen war, rutschte mir raus: »Okay. Vielleicht muss ich da nicht mehr lange hin.«
    »Wieso denn das nicht?«, fragte er.
    »Die werfen mich vielleicht raus«, sagte ich und tat so, als wäre es mir gleichgültig. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht Entrüstung. Oder Entsetzen. Oder sonst irgendeine Form der Anteilnahme. Aber nicht das. Enzo sagte nämlich: »Habe ich mir schon gedacht.«
    »Wie bitte?«, rief ich entrüstet. »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Na, so wie ich dich kenne, wundert mich das gar nicht.«
    »Du kennst mich seit fünf Minuten«, brauste ich auf. »Das reicht wohl kaum, um Experte für mein Leben zu werden.«
    Er warf mir einen wissenden Blick zu, als hätte er die scheiß Weisheit mit Löffeln gefressen, schüttelte belustigt den Kopf und schnaubte kurz.
    »Was sollte das denn heißen?«, fuhr ich ihn an. Ich war auf hundertachtzig!
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Hast du wohl! Mit diesem komischen Blick. Was hatte der zu bedeuten?«
    »Nichts, nichts«, sagte er und tat was extrem Unhöfliches. Er schwieg. Und zum ersten und einzigen Mal hätte mich wirklich interessiert, was er zu sagen gehabt hätte. Ohhh! Ich hätte ihm gerne die Schlagfläche meiner Faust aufs Jochbein gedroschen. Aber ich war ja vernünftig und versuchte stattdessen mich abzuregen und schaute schmorend aus dem Fenster. Da sagte er plötzlich: »Ich war auch mal so.«
    »Wie?«, bellte ich zurück.
    »Na, als ich jünger war, war ich auch so aufbrausend.«
    »Ich bin nicht aufbrausend«, schrie ich. Und biss mir auf die Lippen. »Und zweitens«, sagte ich so ruhig wie möglich, »bist du noch gar nicht sooo alt.«
    »Ja, das stimmt.« Er bog nach links ab. »Aber ich habe in der Zwischenzeit viel gelernt.«
    Und damit er merkte, dass er bei mir mit diesem Nutze-die-Macht-Luke-Unfug nicht durchkam, sagte ich bockig: »Davon merke ich aber rein gar nichts.«
    Ich brodelte vor mich hin. Erst die Schulleiterin, dann mein vorlauter Bodyguard und meine Eltern, die mir im Nacken saßen. Wenn ich Justus nicht gehabt hätte, hätte ich gedacht, die ganze Welt hätte sich gegen mich verschworen. Aber eines war mir klar: Ich würde es allen zeigen. Und in der Schule würde ich auf keinen Fall still und leise abtreten. Wenn ich ginge, dann mit einem Paukenschlag. Wie zum Beispiel einem gelösten Mordfall. Meine Ermittlungen kamen allerdings äußerst schleppend voran. Das musste sich ändern. Aber bevor ich in dieser Sache weitermachen würde, hatte ich noch etwas zu erledigen. »Ich muss noch mal zum Friedhof«, informierte ich Enzo.
    »Was willst du denn da?«, fragte er.
    »Habe eine Verabredung.«
    »Mit wem?«
    »Das geht dich zwar nichts an, aber wenn du es unbedingt wissen willst, mit Heiner Kröll.«
    »Wer ist Heiner Kröll?«
    »Er hat mir was geliehen. Halt mal hier.« Ich zeigte auf einen Blumenladen. Enzo tat erstaunlicherweise, worum ich ihn gebeten hatte, ohne sich groß anzustellen. Mit einem Strauß

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